Melander, G.: Über Messungen mit Aitkens Staubzähler.
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Über Messungen mit Aitkens Staubzähler.
Von GC. Melander, Helsingfors,
Der Einfluß des Staubgehaltes auf die Kondensationsvorgänge in der Atmo-
sphäre hat in letzter Zeit wieder viel Interesse unter den Meteorologen erregt.
Fast zehn Jahre lang habe ich vom Jahre 1894 an mit Aitkens Staubzähler
zearbeitet und Messungen in Savoyen (1894 u. 1900), in Biskra (Sahara) (1895 und
1901), an der norwegischen Westküste (1896, 1897 u. 1899), in der Umgebung
vom Vesuv (1900) und auf Madeira (1902) gemacht. Dazwischen und danach
wurden die Eigenschaften der im Rauche von Waldbränden und Fabriken, in
der Seeluft und an stark „riechenden“ Plätzen vorhandenen Staubarten studiert
im Hinblick auf die Kondensationsvorgänge.
Die meisten Ergebnisse dieser Beobachtungen sind schon in meiner Ab-
handlung: „Sur la condensation de la vapeur d’eau dans l’atmosphöre. Helsing-
fors 1897“ veröffentlicht worden. Dort habe ich gezeigt, daß ein so grobes
Filter wie die schon von Coulier gebrauchte Baumwolle ganz unsichtbare
Kondensationskerne zurückhalten kann, Nicht der mechanische Widerstand der
Baumwolle, sondern die Feuchtigkeit schien hierbei die Hauptrolle zu spielen.
Durch verschiedene Experimente habe ich versucht nachzuweisen, daß die
relativ größeren Staubkerne, wie sie in der Zimmerluft, in dem Rauche der
Fabriksschornsteine oder der Waldbrände vorkommen, streng genommen keine
Kondensationskerne sein können. Sie kondensieren ja, wenn sie hinlänglich kalt
sind, etwas Wasserdampf an ihrer Oberfläche, aber zur Bildung größerer durch-
sichtiger Wassertropfen führen sie nicht, Diese Raucharten vermehren jedoch
in ganz erstaunlichem Maße die Zahl der sogenannten aktiven Staubkerne
in der Luft; letztere sind weniger mechanisch fein verteilter Kohlenstaub als
vielmehr kleinste, dem Rauche beigemischte Salzpartikelchen. Beim Ver-
dunsten der Wassertropfen läßt sich unschwer feststellen, ob diese um gewöhn-
lichen Staub herum oder an Salzkernen sich gebildet haben. Tröpfchen, die
gewöhnlichen, sichtbaren Staub umschließen, verdunsten leicht, doch bleibt
noch längere Zeit Wasser an allen Stellen, an denen die Kapillarkraft wirksam
ist. Die an Salzkernen entstandenen Tröpfchen hinterlassen beim Eintrocknen
nur hier und da kleine kristallinische Reste.
Im Jahre 1897 habe ich auf das zahlreiche Vorkommen der Salzkerne in
der Luft, besonders an den Ufern der Ozeane, hingewiesen. Wenn man bedenkt,
daß fast Dreiviertel der Erdoberfläche von Wasser bedeckt ist, so scheint die
Annahme, daß die meisten bei der Kondensation des Wasserdampfes in der
Atmosphäre wirksamen Staubkerne von dem bei Stürmen emporgehobenen
Spritzwasser herrühren, sehr wahrscheinlich. Diese Tropfen enthalten viele
hygroskopische Salzkerne, die man jedoch nicht zählen kann, bevor sie ein-
getrocknet sind.
Die Zahl der mit Aitkens Staubzähler gezählten Staubkerne ist augen-
scheinlich von der Feuchtigkeit der Luft abhängig. Die Frage nach der Art
der Staubkerne, die geeignet sind, als Kondensationskerne zu dienen, ist noch
nicht endgültig entschieden. Jeder, der mit Aitkens Apparat gearbeitet hat,
weiß, wie launenhaft die Resultate zuweilen erscheinen. Es kommt vor, daß man
nacheinander ganz ähnliche Werte, bald darauf aber solche erhält, die aufs
stärkste variieren,
Sobald die vom Meere herrührenden Tropfen eingetrocknet sind, können sie
als Kondensationskerne mit Aitkens Staubzähler gezählt werden. Nehmen sie
nun jedoch abermals Wasser aus der Luft in sich auf, so verwandeln sie sich
erneut zu Wassertröpfcehen und werden für die Kondensation inaktiv. Sie
haften dann an den Zuleitungen des Staubzählers, ohne dessen Behälter zu er-
reichen.
Die mit Wasser gesättigten Salzkerne können aber, wenn sie von der rechten
Art sind, durch Trocknen im Sonnenschein oder bei antizyklonaler Witterung
Köppen-Heft der Ann. d. Hydr. usw. 1926. »