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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926,
Der Einfluß des benachbarten Festlandes macht sich im verzögerten Eintritt des
täglichen Maximums der Temperatur überall bemerkbar, am wenigsten in Port
Jackson an der Ostküste von Australien, wo die Expedition vom 19, November
bis 25. Dezember 1819 Aufenthalt nahm.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Merkwürdigkeit im täglichen
Gang der Lufttemperatur aufmerksam machen, die vielleicht ein Ortskundiger
erklären kann.
Auf der in der Gruppe der Marshall-Inseln liegenden kleinen Korallen-Insel
Uyelang, einem langgestreckten Atoll (rund 10° N-Br., 161° E v, Gr.), bestand eine
von der deutschen Kolonialverwaltung eingerichtete meteorologische Station, deren
Beobachtungen in den von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Deutschen
Dberseeischen Meteorologischen Beobachtungen (Heft XII) abgedruckt sind. In
22 Monaten der Jahre 1895 und 1897 hat der Beobachter an je einem Tage
stündliche Ablesungen von 6° Vm, bis 9% Nm. gemacht, die gleichfalls mitgeteilt
werden. Bei flüchtiger Durchsicht fiel mir sofort auf, daß die höchste Temperatur
meistens am Vormittag eintrat, Eine genauere Auszählung ergab folgende Ver-
teilung der Eintrittszeiten des Maximums:
ghYm. 105 Vm. 11bVm, 12bVm. 15Nm, 2bNm. 3kNm,
ı 8 9 4 3 1 1
Sollte dieses aus den Beobachtungen an 22 Stichtagen erhaltene Resultat all-
gemeinere Geltung haben, dann wäre es sehr interessant, eine Erklärung dafür
zu finden. Ich habe die vage Vermutung, die ich aber durch Tatsachen nicht ge-
nügend stützen kann, daß durch starke, um Mittag einsetzende Regenfälle die
Temperatur merklich herabgemindert wird. Das dürfte auch auf dem offenen
Meere öfters eintreten, doch ist uns in beiden Fällen die tägliche Periode des
Regens unbekannt.