Wiedergabe,
DEUTSCHE SEEWARTE,
Herrn. Professor Dr. W. Köppen
Graz (Österreich).
HAMBURG, den 20. September 1926.
Hochverehrter Herr Professer!
Am 21. Juni dieses Jahres feierte die Deutsche Seewarte den hundert.
jährigen Geburtstag ihres Gründers. Nicht um des Festes an sich willen,
sondern um aus dem auch in des Werktags Einerlei wirkenden Geist eitmal
bewußt Anregung und Förderung zu schöpfen, — Wohl den Einzelmenschen
wie den Arbeits-, Berufs-, Volks. und Völkergemeinschaften, die solche Tage
haben und aus ihnen inneren Gewinn für ihre Tätigkeit zu ziehen vermögen!
Sie sind kein Freund des „Gefeiert-Werdens“, hochverehrter Herr Professor.
Aber die Deutsche Seewarte muß von dem Rechte Gebrauch machen, das Ihre
langjährige Zugehörigkeit zu der Anstalt ihr verliehen hat, nämlich Köppen-
schen Geist nicht nur in der Stille weiter wirken zu lassen, sondern auch ihn
bewußt als Wegweiser hinzustellen, Antaß hierzu gibt Ihr 80. Geburtstag, zu dem
ich Ihnen in aufrichtiger Verehrung die herzlichsten Glückwünsche der Deut-
schen Secwarte aussprechen darf. Im Namen der Anstalt und vieler Ihrer
Freunde und Berufskollegen des In. und Auslandes überreiche ich Ihnen zu
dem Ehrentage das
KOPPEN-HEFT
der Annalen der Hydrographie und Marilimen Meteorologie.
Es bedarf dieser Schrift nicht, um den Namen des Altmeisters der Meteoro-
logie und Aerologie in der Geschichte der Seewarte und jener Wissenschaften
festzuhalten, Ich bilte Sie, in ihr nur ein Symbol der Dankbarkeit zu
erblicken für das, was Sie der Seewarte und der Wissenschaft gewesen sind
and hoffentlich noch lange sein werden, Der Seewarte — das bedeutet auch: der
Seefahrt! Dies auszusprechen ist mir als Seemann ein besonderes Bedürfnis.
Sie haben einst warme Worte gefunden für den Wert des Zusammenarbeitens
der Gelehrten und Seefahrer unserer Anstalt, hkochverehrter Herr Professor; ich
verweise auf Seite und 4 der Schrift, Die Worte sollen Ihnen unvergessen bleiben!
Ich habe die Ehre gehabt, Ihr Schüler zu sein, bevor ich 1909 das Kom-
nanda SM. Vermessungsschiff „Planet“ übernahm. Anregungen für mein ganzes
Leben durfte ich damals sammeln, Geist in mir aufnehmen, den ich in meiner
jetzigen Stellung zum Heite Ihrer Seewarte verwerten zu können hoffe. Ins-
hesandere, kuchverchrter Herr Professor, danke ich dem Aerologen in Ihnen,
der mich den ersten Einblick in diese Wissenschaft gewinnen Heß. Ist doch die
Aerologie dazu berufen, einer in schnellster Entwicklung begriffenen, wichtigen
neuen Form des Weltrerkehrs die wetterkundlichen Unterlagen zu ihrer Siche-
runy zu Fiefern, nämlich der transozeanischen Luftfahrt, Ihre Tätigkeit hat
die Mitarbeit der Deutschen Seewarte eingeleitet an der Sammlung derjenigen
betreffenden Erkenntnisse, weiche die Kulturvölker van den Naturwissenschaffen
fordern. Ihr Geist sall auch fernerhin sich auswirken in gemeinsamer Arbeit
der analysierenden, pragmaltischen Natur-Erforschung des Gelehrten und der
schauenden und verwertenden Nataur-Befragung des See und Luftfahrers!
Mit dem nochmaligen Ausdruck meiner größten Verehrung
bin ich Ihr ergebenster
gez. H. Dominik, Vize-Admiral a. D..
Präsident der Deutschen Seewarte.