Skip to main content

Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Grosse, W.: Erhöhung der Jahresmitteltemperatur im Gebiet des NordatlantischenT Ozeans. 41 
Fig. 11 bringt dieselbe Darstellung für zwei Stationen Westgrönlands, von 
wo die im Frühling besonders starke Labrador-Eisdrift ausgeht. Alle Monate 
mit Ausnahme von Januar und Oktober haben in der zweiten Jahresgruppe eine 
positive Temperaturabweichung, wobei Februar und März besonders stark her- 
vortreten. Die vier Jahreszeiten, besonders aber der Frühling, haben eine positive 
Abweichung in der zweiten Jahresgruppe. Diese Wirkung findet sich in Fig. 9 
auch für den Osten Nordamerikas. Es muß also wohl die Eiszufuhr schwächer 
gewesen sein. Das würde den Ergebnissen von Meinardus widersprechen, der 
feststellte, daß eine starke Eissaison vorhanden ist, wenn die Golfströmung leb- 
hafter ist. Und das muß sie besonders im Frühjahr und Winter gewesen sein, 
was ja auch durch die in Fig. 8 dargestellten stärker gewordenen Luftdruck- 
abweichungen sowie diejenigen der deutschen Temperaturabweichungen be- 
stätigt wird. 
Jedenfalls bestätigen die graphischen Darstellungen, daß im Nordatlantischen 
Ozean sowohl wie auch im Westen Nordeuropas und im Osten Nordamerikas in 
den letzten Jahrzehnten eine kleine Klimaänderung sich ausgewirkt hat. Ich komme 
daher zu der Schlußfolgerung, daß die jetzt für eine langfristige Prognose ver- 
wendeten, auf Normalmitteln aufgebaute Korrelationsmethode auch ihre Schwächen 
hat. Das Klima kann rhythmischen oder periodischen Änderungen unterworfen 
sein, durch welche die Korrelationsmethode ungünstig beeinflußt wird. 
Die Rhythmen der Witterung sind von 0. Myrbach- Wien in den Ann, d, Hydr., 
1926, Heft 3 und 4, eingehend bearbeitet worden. Besonders die kosmischen Ein- 
flüsse, Sonnenflecken, Strahlungsänderungen, Planetenumläufe, Mondphasen spielen 
mit hinein. Aus den Wiener Temperaturbeobachtungen ist besonders ein 70tägiger 
Rhythmus herausgerechnet,. Myrbach hat dabei die Pentadenmittel verwertet. 
Da diese auch für Bremen vorlagen, habe ich diese 14 Pentaden umfassende 
Periode verfolgt. Sie tritt vielfach hervor, besonders in der ersten Hälfte des 
Jahres 1921, der uns einen warmen Frühling und Sommer brachte, Die positiven 
Abweichungen in der graphischen Darstellung (Fig. 12) der 73 Pentaden sind 
daher zrößer als die negativen, Die Pentaden 1, 9, 15, 22, 29, 35 haben ein 
Maximum oder Minimum, deren Verbindungslinien eine scharfe Zickzacklinie geben. 
Die Abweichungen von dieser Ausgleichlinie sind zwar in einzelnen Fällen groß, 
kommen aber nie an das Maximum oder Minimum heran. 
Daß die Häufigkeit der Prozente der acht Windrichtungen sich seit Ende des 
vorigen Jahrhunderts geändert hat, ist aus Fig. 13 zu ersehen, in der für die 
vier Jahreszeiten für 58 Jahre bis 1890 und für 25 Jahre bis 1922 diese Prozente 
eingetragen sind, Im Frühling und Herbst haben sich zwar die Häufigkeiten 
auch geändert, vor allem haben die Südwest- bis Westwinde abgenommen und 
die Südwinde zugenommen, Im Sommer haben die nördlichen Winde zugenommen 
und die Süd- bis Südwestwinde abgenommen, wodurch auch die Abnahme der 
Temperatur im neuen Jahrhundert für die Sommermonate begründet ist. Der 
Winter dagegen ist beträchtlich wärmer geworden, weil die nördlichen Winde, be- 
sonders aber auch die Ostwinde, abgenommen und die Südwinde zugenommen haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.