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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926, 
Einfluß einer Insel auf die Luftströmung, 
Von JS. Georgi, Hamburg-Großborstel, 
Bereits seit langem ist bekannt, besonders durch Wolkenbeobachtung, daß die 
durch topographische Formen erzwungene Deformation des Strömungsfeldes nach 
Richtung und Geschwindigkeit in verhältnismäßig beträchtliche Höhen oberhalb 
der einzelnen Bodenerhebung hinaufreichen kann. Die Frage des Aufwindes an 
und über Bergen (Hangwind) ist im einzelnen in Verbindung mit dem Segelflug 
vielfach und nach verschiedenen Methoden untersucht worden, auch sind Formeln 
zur Darstellung der „Einflußhöhe“ der Gebirge (W. Georgii) abgeleitet worden?), 
Eine Sonderstellung nehmen isolierte Inseln insofern ein, als sich die er- 
zwungenen Windänderungen ungestört ausbilden und oftmals in charakteristischen 
Wolkenformen auch in der Höhe gewissermaßen ablesen lassen, wie dies eine Arbeit 
von P. Perlewitz für die Inseln Santa Antao und Madeira kürzlich gezeigt hat?) 
Nun liegt es nahe, zur genaueren Erforschung der Strömungsvorgänge um Inseln 
oder Berge geometrisch ähnliche Modelle im künstlichen Luftstrom eines Wind- 
kanals zu untersuchen. Freilich kann nicht erwartet werden, hierbei etwa die in 
der Natur an dem betr. Objekt vorhandenen Strömungen ebenfalls geometrisch 
ähnlich wiederzufinden. Denn einmal ist hierfür Gleichheit der Reynoldschen 
Zabl R = a 1 Voraussetzung, eine Forderung, die zweifellos nicht ohne weiteres 
bei dem Modellversuch erfüllt werden kann, da ], eine in der Natur und am 
Modell einander entsprechende Länge, sich je nach dem Maßstab wie 1:1000 
bis 1 :10000 verhalten wird, Ferner ist bekannt, daß », der Koeffizient der inneren 
Reibung, in der freien Atmosphäre um mehr als vier Zehnerpotenzen größer sein 
kann als unter der Voraussetzung laminarer Strömung *), während es kaum mög- 
lich sein dürfte, den Wert von % in der näheren Umgebung des Modells im Wind- 
kanal zu bestimmen“), 
Ferner ist nach den Untersuchungen von Georgii°) die Einflußhöhe eines 
Hindernisses wesentlich thermodynamisch bestimmt, nämlich durch den Unterschied 
des vertikalen Gradienten der nicht gestörten Luft zu der nahezu adiabatischen 
Temperaturabnahme der am Hang erzwungen aufsteigenden Luft. In der Natur 
spielen hier außerdem noch die Kondensations- und Wiederverdunstungs-Er- 
scheinungen durch Beeinflussung der adiabatischen Abkühlung und Erwärmung 
mannigfaltig hinein, Verhältnisse, die im Modellversuch vollkommen außer Ansatz 
bleiben müssen. 
Trotzdem bietet die modellmäßBige Untersuchung dieser erzwungenen Strö- 
mungen ein erhebliches Interesse für die Meteorologie, die Nautik und die Segel- 
HNiegerei, Auf Anregung von Herrn Prof. Dr. Geor gii ist vom Hamburger Segelflug- 
verein ein plastisches Modell der Insel Helgoland. im Maßstab 1: 4200 hergestellt 
and im Windkanal der Meteorologischen Versuchsanstalt der Seewarte in Ham- 
burg-Großborstel untersucht worden. Aus äußeren Ursachen war es noch nicht 
möglich, die klassische Methode der Untersuchung der Druckverteilung durch 
Anbohren der Oberfläche®) von innen her auszuführen, Es wurde die Strombahn 
ron Luftteilchen mit Hilfe leichter Fäden u, a. als Indikatoren verfolgt, die eine 
im Abstand von etwa 10 em vor der vorderen Kante des Modells gedachte, dieser 
Kante parallele senkrechte Ebene in bestimmten Höhen durchsetzten. Das Modell 
war dabei so orientiert, daß die in der Natur etwa nach SW gerichtete Kante dem 
Luftstrom entgegen gerichtet wurde, d. h. das Modell wurde bei einer Windrichtung 
z Beitr. z. Phys. d. fr, Atm, 10, 1923 8, 178; Zeitschr. f. Fluztechnik u. Motorluftschiffahrt 13. 
1922, 8. 5, 64; 14, 1923 8, 1. 
2) Ann. d, Hydr, usw. 1925, 8. 285 ff. 
tz, B, Exner, Dynam. Meteorologie, 2. Aufl., S. 119. 
N Wenger, Ann. d. Hrdr. usw., 1917, 8, 129, 
ya a ©. 
5) Prandtl, Jahrb. d, Motorluftschiffahrt-Stndiengesellschaft 1908—1910, S, 147; Eiffel, Neue 
Untersuchungen üb. d. Luftwiderstand usw. 1914, Bd. S 90. Tabellenbd. &. 42,
	        
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