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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926, 
Selbst wenn man, was nicht sehr wahrscheinlich ist, jedes Monatsmittel in 
Orotava I als um 1° zu hoch ansieht, bleibt die Temperaturabnahme zwischen 
Orotava I und IX noch immer auffallend rasch, stimmt aber in diesem Falle 
dann doch mit der Temperaturabnahme in der nächst höheren Höhenlage, 
zwischen Orotavya II und Orotava III—Icod, überein, Als unbrauchbar möchte 
ich deshalb die für Orotava I abgeleiteten Mittelwerte nicht bezeichnen, was 
deshalb von Wichtigkeit ist, weil im übrigen auf der Passatseite Teneriffas keine 
eigentliche Küstenstation vorhanden ist. 
Der Unterschied zwischen Passat- und Südostseite der Insel ergibt sich im 
übrigen aus dem Vergleich von Orotava III mit Guimar, Im Winter, dem 
ja Passateinfluß fast ganz fehlt, ist Orotava III nur um ein geringes kühler als 
das auf der „Sonnenseite“ Teneriffas gelegene Guimar, Im Sommer jedoch, wo 
in Orotava der Einfluß der an sich ungünstigen Exposition gegenüber der 
Strahlung durch die beträchtliche, im wesentlichen auf die Nordseite der Insel 
beschränkte Passatbewölkung verstärkt wird, wird Guimar im Monatsmittel um 
3° wärmer als Orotava III. 
Laguna, das auf dem Gebirgsrücken selbst liegt, bildet die Übergangsstation 
zwischen Passat- und Südostseite, kann aber namentlich im Sommer bei fast ständig 
wehendem Passat unbedenklich den Stationen der Passatseite zugezählt werden. 
Temperaturabnahme mit der Höhe. Verschiedene aerologisch-maritime Ex- 
peditionen im Gebiete des nordatlantischen Passats haben bezüglich der Tempe- 
raturschichtung innerhalb der Passatströmung zu bemerkenswerten Ergebnissen 
yeführt. Die wesentlichen Ergebnisse lassen sich aber auch aus den Monats- 
mitteln der Temperatur in verschiedenen Höhen herauslesen, und es erscheint 
mir wertvoll, daß die Schlüsse, die aus wenigen aerologischen Aufstiegen abgeleitet 
wurden, durch die langjährigen Beobachtungsreihen der Bodenstationen bestätigt 
und gestützt werden. 
{n Tabelle 3 sind die vertikalen Temperaturgradienten mitgeteilt, unter a) 
für die zwei Stufen Küste—Izafa und Izafa— Pik, gesondert für Nord- und 
Südostseite, Die Werte der oberen Stufe sind sicher nicht sehr verläßlich, aber 
genügend genau, um über Größenordnung und jährlichen Gang zu orientieren. 
Im Durchschnitt nimmt die Temperatur mit der Höhe ähnlich rasch ab, 
wie in den meisten Gebirgen der Erde, aber der jährliche Gang im Betrage der 
Temperaturabnahme ist dem normalen Gange gerade entgegengesetzt, wenigstens 
in der unteren Stufe, Hier finden sich die größten Gradienten im Frühwinter, 
die kleinsten im Hochsommer, Mit Einsetzen des Passats wird das Küstengebiet 
zu kalt; daß nicht die Höhen zu warm werden, geht aus der raschen, sommer- 
lichen Temperaturabnahme zwischen Izafıa und Pik hervor; in dieser zweiten 
Höhenstufe ist der jährliche Gang normal, d. h, in Übereinstimmung mit dem 
Jahresgange in den meisten Gebirgen‘), 
Es wurden nun die zwei großen Höhenintervalle mit Hilfe aller vorhandenen 
Stationen noch untergeteilt. Für die Südostseite wurde für die Küste aus Las 
Palmas und Santa Cruz ein einziges Mittel gebildet und dann die Gradienten 
zwischen Küste und Guimar und zwischen Guimar und Laguna gebildet. Die 
Werte sind in Tabelle 3 unter b) verzeichnet, aber wenig instruktiv, da in 
Guimar unter günstigsten Bestrahlungsverhältnissen die Temperaturen sehr hoch 
sind (Tabelle 3) und Laguna, das eigentlich der Passatseite zuzuzählen ist, sich 
wenig zum Vergleich eignet; man erhält Gradienten, die mehr klimatologisches 
als meteorologisches Interesse beanspruchen. 
Von besonderem Interesse aber sind die unter c) verzeichneten Gradienten 
auf der Nordseite, auf der die größere Zahl von Stationen eine feinere Unter- 
teilung der Höhenschicht zwischen Küste und Laguna ermöglicht. Aus Orotava II 
und Iecod wurden die mittleren Temneraturen für die Höhe von 150 m berechnet 
34) 
; Vergleicht man in Westturkestan die Niederung mit der Pamirhochsteppe, so erhält man 
auch die rascheste Temperaturabnahme im Winter, die langsamste im Sommer. Aber hier ist es die 
übermäßig starke Heizung der Luft im Sommer der Hochsteppe, andererseits die Ansammlung 
kalter Luft im Winter im Hochsteppenbecken, die die Abweichung vom normalen Jahresgange ver- 
arsachen, — %2) Man vgl. R. Wenger, Untersuchungen über die Mechanik und Thermodynamik der freien 
Atmosphäre im nordatlantischen Passatgebiet. Beitr. z. Physik d. ir, Atm.. Bd. III, 1910.
	        
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