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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Defant, A.;: Die Austauschgröße der atmosphärischen und ozeanischen Zirkulation, 15 
ableiten. Sie enthält in der ersten Horizontalreihe die Strahlungstemperaturen 
im solaren Klima. Die Mitteltemperatur der Erde ergibt sich zu 6.6°C (gegen 
10.4° C früher). Erfolgt innerhalb der Atmosphäre Reflexion und Absorption der 
Strahlung, so läßt sich nach Emden!) die Temperatur der Erdoberfläche im 
Strahlungsgleichgewicht berechnen, Bei dieser Berechnung spielt das Verhältnis 
der Absorptionskoeffizienten für kurz- und langwellige Strahlung eine ausschlag- 
gebende Rolle; kleine Änderungen in diesen Größen geben bedeutende Verschiebungen 
in den berechneten Temperaturen des Strahlungsgleichgewichtes ab. Da die tat- 
sächliche mittlere Temperatur der ganzen Erdoberfläche 14.4°C ist, wurden zur 
Ermittlung der Strahlungstemperatur bei ruhender Atmosphäre derartige Werte 
für die Absorptionskoeffizienten gewählt, daß die mittlere Temperatur der 
ganzen Erde gerade diesen Wert annimmt. Dies erreicht man bei der Annahme, 
daß in der Atmosphäre von der kurzwelligen Strahlung 10%, von der lang- 
welligen 94°/, absorbiert werden, Die Werte sind durchaus möglich und weichen 
nur wenig von den von Emden angenommenen ab, 
Geographische Breite | 00 | 206 | 200 | 306 | 409 500 | 60 70° ] 30? | 90° 
Albedo....000.000005 000040000100 0,44| 0,389 0.35| De 08 0.45| 97] A 0.47| 0.47 
Strahlungstemperatur im solaren Klima, 21.0° 19,9°| 16,79, 11.6°| 4.0°|-5.8°.17.7°|-29.1°|-35,0°/-36,9° 
Bei ruhender Atmosphäre; im Strah- | 
lungsgleichgewicht. +... u... [23.0 | 30.9 | 32.4 | 24.7 ]12.1 (2.8 117,3 |-28.7 [345 l_36,5 
Wärmeschutz der Atmosphäre......{+2.9 +11.0 157 413.1 48.1 143.0 + 0.4 + 0.4 + 0,5 I 04 
Wirkliche Temperatur an der KErd- | | | ] 
oberfläche (bewegte Atmosphäre). , !25,9 | 26.3 | 25,6 | 20.3 14.0 | 5.6 |- 1.1 |-10.7 |-17.1 22,7 
Wirkung der Zirkulation der Atmo- | l | ı , | 
Sphäre .......0.. .. 320 1-46 | -68 | 4.4 141,9 (48.4 |+16,2 418.0 417.4 4138 
Die zweite Horizontalreihe der obigen Tabelle enthält diese Werte. Die dritte 
Zeile gibt dann den Wärmeschutz, den die Atmosphäre ausüben würde, falls sie 
in Ruhe wäre und sich in Strahlungsgleichgewicht einstellen könnte. Gegenüber 
der wirklichen mittleren Temperaturverteilung an der Erdoberfläche (vierte Zeile) 
sind die Abweichungen in der fünften Zeile gegeben; sie zeigen die Wirkung der 
allgemeinen Zirkulation, insbesondere wieviel vom Strahlungsüberschuß in den 
niedrigen Breiten — es kommen besonders die Breiten von 5° bis 35° in Betracht — 
polwärts zur Deckung des Defizits der höheren Breiten gegenüber den niedrigen 
Ausstrahlungstemperaturen abwandert, Es läßt sich nun aus diesen Werten, die 
natürlich nicht in Erscheinung treten, leicht berechnen, welche Wärmemenge in 
der Atmosphäre meridional verschoben werden muß, damit Gleichgewicht herrscht, 
und daraus mittels des mittleren Temperaturgefälles die Zirkulationsgröße. Man 
findet 1.7 107 cm-—! g sec-}, somit Übereinstimmung mit dem von Exner aus seinen 
energetischen Betrachtungen abgeleiteten Werte. 
R. Mügge”) benutzt die aus den aerologischen Aufstiegen angenähert bekannte 
Temperatur der Stratosphäre zur Ermittlung des horizontalen Wärmeaustausches 
zwischen niedrigen und hohen Breiten, Die meridionale Verteilung der Strato- 
sphärentemperatur läßt sich mit der Annahme erklären, daß im allgemeinen in 
der Atmosphäre sich die vertikalen Strahlungsströme nicht gegenseitig aufheben, 
daß von der in niedrigen Breiten einfallenden Strahlungsenergie nicht der Ge- 
samtbetrag wieder an Ort und Stelle reflektiert wird, sondern ein Teil davon 
innerhalb der Atmosphäre hauptsächlich meridional verschoben wird, während 
in höheren Breiten der die Erde verlassende Strahlungsstrom größer ist als die 
einfallende Energie, Die gegebene Temperaturverteilung führt unter verein- 
fachenden Annahmen für die Breiten von 40° bis 60° zu einer mittleren Strom- 
dichte von rund 50 g cal pro Minute, die durch ein vertikalstehendes, gegen Norden 
gerichtetes Quadratzentimeter strömt. Mittels des mittleren Temperaturgefälles 
in diesen Breiten gelangt man auch auf diese Weise zu einem mittleren Zirku- 
lationsaustausch von 5 10’ cm-—1 g sec-1, 
1) Siebe R, Emden, Über Strahlungsgleichgewicht und atmosph. Strahlung. Sitzber. d. bayer, 
Akad, 1913, 8. 106 u. ff. — %) R. Mügge, Eine Berechnung des horizontalen Wärmeaustausches mit 
Hilfe der Stratosphärentemperatur; Zeitschr, f. Geophysik, Jahrg. 2, 1926, S. 63.
	        
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