Weickmann, L.: Luftdruckwellen über der Nordhemisphäre.
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Luftdruckwellen über der Nordhemisphäre.
Von L, Weickmann, Leipzig,
(Hierzu Tafel 5 und 6 mit Figuren 4a bis 10h.)
Der Existenzbeweis für Symmetriepunkte!) im zeitlichen Verlaufe des Luft-
druckes wird von einigen Autoren als noch nicht restlos erbracht bezeichnet.
F, Baur?) z. B. bemängelt die Anwendung des Korrelationsfaktors zur Stützung
der Theorie, weil es überhaupt nicht erlaubt sei, für Luftdruckeinzelwerte diese
Methode des Korrelationsfaktors zu verwenden, da die Luftdruckwerte nicht dem
Gaußschen Fehlergesetze gehorchen, Baur führt dazu eine Berechnung des
Verteilungsgesetzes an für 100 Luftdruckbeobachtungen in Abisko:
Negative Abweichungen <— — Positive Abweichungen
Beobachtung ...... 1 3 3 21 21 20 19 10 2 0
Sollwert. ........ 0.5 25 76 160 234 234 160 7.6 25 0.5
Differenz in Prozenten 4100 +20 —61 +32 —10 —15 419 +32 —20 —100
Natürlich sind die beiden ersten und die beiden letzten Prozentzahlen der
untersten Reihe ganz bedeutungslos, da es sich ja in der ersten Reihe um die
Anzahl von gewissen Druckwerten handelt, also um ganze Zahlen. Allgemein
aber ist zu sagen, daß eine Anzahl von 100 Druckwerten nicht ausreichend ist,
um die Frage zu prüfen, ob die Luftdruckbeobachtungen nach dem Gaußschen
Fehlergesetze verteilt sind. Wer einmal eine Druckkurve näher betrachtet hat,
weiß genau, daß Hochdruck- und Tiefdruckwerte einen ganz verschiedenen Ver-
lauf zeigen, daß die Tiefdrucke in der Regel spitz zulaufende, scharf ausgeprägte
Kurvenstücke mit häufig größerer Amplitude sind, während die Hochdrucke ab-
gerundete, flacher verlaufende Teile der Druckkurve bilden, Aber diese ganze
Frage ist ja in eingehendster Weise längst durch die vortrefflichen Arbeiten von
Pearson®) und Lee*) für mehr als 20 englische Stationen untersucht; neuer-
dings hat auch Schmauß®) in einer sehr interessanten Studie über die Scheitel-
werte des Luftdruckes die Frage für München, Zugspitze, Stykkisholm und Upernivik
behandelt und dabei das Verteilungsgesetz in seiner Abhängigkeit vom jährlichen
Gange des Luftdruckes studiert. In einer Abhandlung der Königl. Akademie der
Wissenschaften zu Amsterdam ist von Dr. J. P. van der Stok°) auch das Be-
obachtungsmaterial von Helder für die Jahre 1843—1904 hinsichtlich der Fre-
quenz der einzelnen Druckwerte bearbeitet.
Aus diesen und einer Reihe anderer ähnlicher Untersuchungen geht hervor,
daß das Verteilungsgesetz der Luftdruckwerte in der Tat asymmetrisch ist in
lem Sinne, daß die negativen Abweichungen stärker „streuen“ als die positiven
and daß Mittelwert und Frequenzmaximum im allgemeinen nicht zusammenfallen.,
Außerdem kommen mittelgroße positive Abweichungen häufiger, große positive
Abweichungen seltener vor, als dem Gauß-Laplaceschen Gesetz entspricht,
während es bei den negativen Abweichungen gerade umgekehrt ist. Im Winter
sind dabei die Differenzen gegen die normale Häufigkeitskurve größer als im
Sommer. Fig, 1a und 1b ‘geben die Verhältnisse wieder für Helder nach den
Angaben von J. van der Stok für die 61 Jahre 1843—1904 für die Monate
November bis Februar bzw. Mai bis August, während Fig. 2 die Annäherung der
1) L. Weickmann, Wellen im Luftmeer; 39. Bd. Abh. Sächs, Ak. IL 1924; als „Wellen“ zitiert,
ö % F. Baur, Die Verwendung der Korrelationsmethode in der Meteorologie. Met. Zeitschr,
1925, 5. 248. ;
3) Karl Pearson, Contributions to the Mathematical Theory of Evolution, Phil. Transact. R.
Soc. London 1895, Vol, 186, S, 31t3—414 Weitere LM TABU über die Arbeiten Pearsons
sche C, Men ‚ Grundbegriffe und Grandprobleme der Korrelationstheorie. Leipzig. B, G. Teubner
1925, S. 143 ff.
4) Karl Pearson und Alice Lee, On the Distribution of Frequency (Variation and Corre-
lation) of ed Barometric Height at Divers Stations. Phil. Transact, R. Soc. London 1897, Vol. 189,
5. 423—469,
%) Aug. Schmauß, Scheitelwerte des Luftdrucks; Deutsch, Met. Jahrb, f. Bayern 1925, S,F1—12.
6) J. P. van der Stok, On frequency curves of barometric heights, Kon. Ak. v. Wet. te Anster-
dam 1906, S. 549—563.