Spiess: Die Deutsche Atlantische Expedition auf d, Vermessungs- u. Forschungsschiff „Meteor“, 85
empfängertelephons unmittelbar an einer Tiefenskala ablesen, auf der das Echo
eine kleine rote Lampe an der betreffenden Tiefenzahl aufleuchten läßt. Bei
größeren Tiefen wird auch bei dem Atlaslot mit dem Telephon das Echo wahr-
genommen und der Augenblick des Eintreffens des Echos durch die Stellung eines
auf einer Tiefenskala rotierenden weißen Lichtes fixiert.
Das Freilot ist bis zu Tiefen von. 200 m verwendbar, das Behmlot von einer
geringsten Tiefe von etwa 14 m an bis zu 750 m Tiefe, wobei jedoch die größeren
Tiefen schon starke Patronen mit unangenehmen Störungen erfordern. Dieses
Lot hat bisher an Bord am wenigsten befriedigend gearbeitet, Das Signallot
ergibt einwandfreie Messung erst von 50 m Tiefe ab bis zu den größten Tiefen,
und zwar mit einer Genauigkeit von etwa 10 m, während das Atlaslot schon
Lotungen von 10m Tiefe ab gestattet, Die Genauigkeit des Atlaslotes ist bei
der automatischen Anzeigeyorrichtung (10 bis 185 m) «= '/„ bis 1m, bei dem
Telephonempfang auf großen Tiefen = 10 m.
Die verschiedenen Lotapparate gestatten eine dauernde gegenseitige Kontrolle,
die außerdem noch durch das Handlot und die Drahtlotmaschine gewährleistet
wird. Bei den Tiefseelotungen zeigen Signal- und Atlaslot eine überraschend
gute Übereinstimmung, während die Drahtliotungen im allgemeinen um 2 bis 3°;
von den Echolotungen abweichen. Die Echolotungen bedürfen noch einer Re-
duktion für die jeweilige Änderung der Schallgeschwindigkeit infolge der ver-
schiedenen Dichte des durchlaufenen Wassers,
Um ein möglichst erschöpfendes topographisches Bild des Meeresbodens zu
erhalten, werden die Lotungen so dicht wie möglich gelegt. Von drei besonders
ausgebildeten Vermessungsgästen, die sich in vierstündigen Wachen ablösen,
wird auf der ganzen Reise etwa alle 20 Minuten gelotet, was einem Abstand der
Lotungen von 2 bis 3 Seemeilen entspricht, Bei besonders bewegtem Boden-
relief, bei Steilabhängen‘ und dem Anloten des Küstenschelfs usw. wird öfters
gelotet. Auf diese Weise entrollt sich während der ganzen Reise laufend das
Bild des Bodenreliefs in allen Einzelheiten vor unsern Augen und ermöglicht
uns die Anlage der ozeanographischen Beobachtungsstationen nach den im ersten
Abschnitt (Ozeanographie) erwähnten Gesichtspunkten,
2. Die vorläufigen Ergebnisse,
Die seit der Ausreise der Expedition und auf den Profilen I—11I erzielten
etwa 18 000 Echolotungen ergeben im Vergleich zu der bisher bekannten Topo-
graphie des Südatlantischen ein erheblich verändertes und komplizierteres Bild.
Verfolgen wir die bisher abgelaufenen Profile, im Norden mit Profil II auf 28°
S-Br. beginnend, 80 ergibt sich folgendes: Der afrikanische Kontinentalsockel
dehnt sich hier weiter nach Westen aus als bisher angenommen. Der Walfisch-
rücken ist breiter und weist zwei Gipfel auf. Die mittelatlantische Schwelle
steigt von Osten allmählich an und fällt flach nach Westen ab. Der Rio Grande-
Rücken ist breiter und reicher gegliedert als bisher angenommen; er steigt bis
zu 720 m an.
Auf Profil I in 411/,° S-Br. wurde in 14° O-Lg. ein schmaler Kücken an-
getroffen, der aus 5000 m Tiefe bis auf 1300 m aufragt. Auf 6° West und
16° W-Lg, östlich und westlich der Gough-Insel, steigen Höhenzüge aus 3000 m
Tiefe bis zu 1100 m und 1800 m auf, die zusammen mit dem Sockel der Gough-
Insel als drei wellenförmige Erhebungen der mittelatlantischen Schwelle anzu-
sehen sind, die auf diesem Profil eine größere Breite und stärkere Gliederung,
als bisher angenommen, zeigt. Die westlich von ihr liegende argentinische
Mulde zeigt eine auffallend gleichmäßige Tiefe von 5000 m,
Auf Profil III auf 48,5° S-Br. wurde zunächst im Osten eine dem afrikanischen
Schelfrand vorgelagerte Erhebung von 2500 m über dem Boden gefunden, der
sich dann bis au£ 5000 m senkt, um nordöstlich der Bouvet-Insel in der neu
gefundenen „Meteor“-Bank bis auf 600 m anzusteigen, Durch Ablaufen von
Zickzackkursen wurde diese Bank in ihrer Ausdehnung, die in 2000 m Tiefe
etwa der Größe des Harzes entspricht, innerhalb eines Tages festgelegt. Eine
zweite Erhebung, die westlich dieser Bank gefunden wurde, ist vermutlich als
Any, d. Hrdr, usw, 1926, Heft 11.