30
' Annalen. der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1926,
Ausnutzung gestatten, Die mikroskopischen Untersuchungen der Zentrifugen-
proben werden unmittelbar nach jeder 0zeanographischen Serie von dem Bio-
logen Professor Hentschel ausgeführt, während die Planktonnetzfänge kon-
serviert werden und erst in der Heimat untersucht werden sollen. Auf einer
Tiefseeankerstation auf Profil III wurden außerdem in Abständen von 6 Stunden
acht Oberflächenproben zur Untersuchung der periodischen Anderung des Plankton-
bestandes an der Oberfläche geschöpft und durchgezählt. Schließlich ergänzen
möglichst zweimal tägliche, quantitative Beobachtungen über das Tier- und Pflanzen-
leben an der Meeresoberfläche in bestimmten Quadranten oder Streifen und während
bestimmter Zeitabschnitte die biologischen Untersuchungen, Im übrigen werden
vom Biologen alle bemerkenswerten Erscheinungen bezüglich des Vorkommens
der Vögel, der Wale und Delphine beobachtet, auch gelegentlich gefangene Tiere,
wie Schildkröten,. Albatrosse, Quallen und mit dem Bodengreifer des Geologen
gefaßte Bodentiere untersucht. Auf der Ausreise und den ersten vier Profilen
wurden im ganzen 5374 Zentrifugenproben, 127 Deckwaschpumpenfänge, 138 SchlieB-
netzfänge und 11 Schlauchfänge erzielt.
3. Die vorläufigen Ergebnisse,
Über die vorläufigen Ergebnisse der biologischen Untersuchungen gibt
Professor Hentschel in großen Zügen das Folgende!®): Die Ausreise nach
Buenos Aires, die zur Anlage eines meteorologischen Schnittes benutzt wurde,
gestattete auch täglich ohne Fahrtunterbrechung Oberflächenwasserproben zu
schöpfen -und auf Nannoplankton zu untersuchen, Es handelt sich um ungefähr
dieselbe Strecke, die seinerzeit Lohmann durch Planktonuntersuchung bis zu
400 m Wassertiefe erforscht hat. Trotz der Verschiedenheit der Jahreszeiten
und Abweichungen im Reiseweg ist eine gute Übereinstimmung in den Ergeb-
nissen beider Expeditionen festzustellen. Die Übereinstimmung in der Zusammen-
setzung, Dichte und Ausdehnung der verschiedenen Völker des Planktons be-
weist die ausgezeichnete Verwendbarkeit des Nannoplanktons für die biologische
Forschung. Die Einflüsse des Klimas und der Strömungen, die schon von
Lohmann nachgewiesen waren, bestätigen sich. Von großer Wichtigkeit waren
die Ergebnisse auf den ersten vier Profilen aus der Untersuchung der tieferen
Wasserschichten, Während bisher nur bis zur Tiefe von 400 m Nannoplankton
beobachtet worden war, wurde festgestellt, daß auch die lichtlose Tiefsee in allen
Schichten noch so dicht mit Nannoplankton bevölkert ist, daß in etwa !/, Liter
Wasser fast ausnahmslos noch einige Organismen zu finden sind, zum Teil ganz
bestimmte charakteristische Formen. Ein Vergleich der drei ersten Profile mit-
einander ergibt bezüglich des Tiefseeplanktons zwei Tatsachen: Die südlichen
Profile auf 41° und 481/,° S-Br. weisen eine reichere Besiedlung auf als das
nördliche Profil auf 28° S-Br., und ein Vergleich der einzelnen Tiefenstufen von
700, 1000, 2000 und 4000 m ergibt eine stetige, anfangs schnellere, später lang-
samere Abnahme der Planktondichte. ;
In dem Hauptbereich der Planktonentwicklung bis zu 400 m Tiefe sind
folgende Hauptzüge zu erkennen: Deutlich macht sich eine zonale Verteilung
derjenigen Arten, die von der wärmeren oder kälteren Wassertemperatur ab-
hängig sind, in nordsüdlicher Richtung erkennbar. In der Ostwest- Verteilung
macht sich in der Nähe der beiden Kontinente der Einfluß der Oberflächen.
strömung geltend. Überraschend war z, B. die Tatsache, daß der Biologe an.der
plötzlichen, radikalen Veränderung des Planktons als erster den Eintritt des
Schiffes in das Gebiet des Agulhasstromes bemerkte. Auch die in dem Gebiet
der Grenzwirbel auftretenden Störungen in dem chemisch-physikalischen Zustand
der Wassermassen schienen sich in den Diechteverhältnissen des Planktons in den
einzelnen Tiefenstufen auszudrücken. Über die Schließnetzfänge des gröberen
Planktons, die konserviert wurden und erst in der Heimat untersucht werden
sollen, liegen noch keine Ergebnisse vor.
40) Val. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, Jahrgang 1926, Heft 1.
E, Hentschel: „Bericht über die biologischen Arbeiten‘.