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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Spiess: Die Deutsche Atlantische Expedition auf d. Vermessungs- u, Forschungsschiff „Meteor“, 77 
3. Die Anlage der Stationen und die ozeanographischen Arbeiten, 
Durch die akustischen Lotungen, die während der ganzen Reise in Abständen 
von 20 zu 20 Minuten, also etwa alle 2 bis 3 Seemeilen, ausgeführt wurden, sind 
wir ständig auf dem. laufenden über die auf den einzelnen Beobachtungsstationen 
zu erwartende Tiefe. Das ist einmal von Vorteil für die Vorbereitung der 
ozeanographischen Messungen, dann aber wichtig für die Anlage und Verteilung 
der Stationen selbst. Wenn auch im allgemeinen die Punkte, auf denen beobachtet 
werden soll, von vornherein sorgfältig nach den eingangs geschilderten Gesichts- 
punkten ausgewählt sind, so machen doch unerwartete Abweichungen von der bisher 
bekannten Morphologie des Meeresbodens es nötig, unter Umständen sofort eine 
Station einzuschalten, da das Relief von wesentlichem Einfluß auf die chemisch- 
physikalischen Verhältnisse und auf die Zirkulation ist. Die Berücksichtigung 
dieser wichtigen Merzschen Forderung, die Forschungsarbeit den an Ort und 
Stelle angetroffenen Verhältnissen und Problemen anzupassen, wäre ohne das 
Echolot nicht möglich. Aber auch die Ergebnisse der ozeanographischen Beob- 
achtungen selbst können eine neue Aufgabenstellung und ein Abweichen von dem 
vorgesehenen Beobachtungsplan bedingen. Dasselbe gilt, wenn auch in geringerem 
Maße, von der Wetterlage und dem Fahrbereich des Schiffes. Auf den bisherigen 
ersten vier Querprofilen konnten alle 90 Beobachtungsstationen auch bei schlechtem 
Wetter und nachts planmäßig durchgeführt werden. ; 
Die ozennographischen Messungen auf einer normalen Tiefseestation bestehen 
aus drei Serien. ei allen Serien werden je 10 bis 12 Wasserschöpfer mit im 
ganzen 17 geschützten und 3 ungeschützten Thermometern, die zu je zwei in 
den an den Schöpfern befindlichen Rahmen angebracht werden, in die Tiefe 
gelassen. Die Meßtiefen sind folgende: Serie 1: 0, 50, 100, 150, 200, 250, 300, 
400, 500, 600 und 700 m; Serie 2: 700, 800, 900, 1000, 1100, 1200, 1400, 1600, 
1800 und 2000 m; Serie 3: 2000, 2250, 2500, 3000, 3500, 4000, 4500, 5000, 
5500 ın und Meeresboden, 
Der Arbeitsgang auf den einzelnen’ Stationen ist im allgemeinen folgender: 
Zunächst nimmt der Geologe mit der großen Lukasmaschine eine Drahtlotung 
vor, die einmal zur Kontrolle der Echolotung dient, dann aber das Heraufholen 
einer Bodenprobe mittels Stoßröhre oder Grundzange gestattet. Auf die geolo- 
gischen Untersuchungen wird noch zurückgekommen. Die neuartige Konstruktion 
unserer Stoßröhren ermöglicht, in der im Innern der Röhre sitzenden Glasröhre 
über der Bodenprobe eine Probe unverfälschten Boden wassers heraufzuholen, das 
in gleicher Weise wie der Inhalt der Wasserschöpfer untersucht werden kann, 
Einige Meter über der StoßBröhre wird ein Tiefseethermometer in einem Propeller- 
kipprahmen am Lotdraht befestigt, um die Bodentemperatur zu erhalten. An 
die Drahtlotung schließt sich die erste ozeanographische Serie an, und während 
die mit der ersten Serie heraufgeholten Wasserproben nun an den Ozeanographen, 
Biologen und Chemiker für die chemische und mikroskopische Untersuchung 
verteilt und die Tiefseethermometer im Wasserbad abgelesen werden, nimmt der in 
biologischen Untersuchungen ausgebildete Schiffsarzt, Marinestabsarzt Dr. Kraft 
die Planktonnetzfänge aus verschiedenen Tiefen vor, worauf die zweite und die 
dritte ozeanographische Serie folgen. Durch diese ökonomische Arbeitsteilung, 
dank der Leistungsfähigkeit der Maschinen sowie der personellen Übung und 
Erfahrung ist es gelungen, die von Merz geschätzte Arbeitszeit von 12 Stunden 
auf jeder Station, selbst bei Tiefen von 5000 m auf 8 Stunden herabzusetzen. 
Bei günstigem Wetter werden außerdem biologische Schlauchfänge und vom 
ausgesetzten Boot aus Lufttemperatur-, Feuchtigkeits- und Wassertemperatur- 
messungen an der Meeresoberfläche sowie Sichttiefenmessungen des Meerwassers 
vorgenommen. Desgleichen werden bei geeignetem Wind auch auf den Stationen 
meteorologische Drachenaufstiege, abgesehen von den regelmäßig stattfindenden 
Pilotballonaufstiegen, ausgeführt und bei stärkerem Seegang noch stereophoto- 
grammetrische Aufnahmen der Meereswellen, Stationen auf weniger großen 
Wassertiefen und kombinierte, aus zwei Serien bestehende Stationen bis zu 4000 m 
wurden in 41/, Stunden erledigt. Auf diese Weise sind auf den ersten vier Pro- 
fÄilen auf 90 Beobachtungsstationen 2040 Beobachtungen von Temperatur und 
Ann. d. Hydr. usw. 1928, Beft 117.
	        
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