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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

5. Aus dem Tätigkeitsbereich der Abteilung &. 
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die Wassermassen der Erde durch Kräfte erregt, die sich durch solche harmo- 
nischen Glieder ausdrücken lassen, so werden auch die Schwankungen des Meeres- 
spiegels durch Teihwellen dargestellt werden können, die durch das Produkt einer 
festen Zahl (Amplitude) mit dem Kosinus eines gleichförmig mit der Zeit 
wachsenden Winkels (Phase) ausdrückbar, deren Amplitude und Phase für einen 
bestimmten Ausgangspunkt aber unbekannt sind. Diese Unbekannten, die „har- 
monischen. Konstanten“ der Gezeiten eines Ortes, lassen sich nun aus den Beob- 
achtungen mittels der harmonischen Analyse ableiten. 
Wenn die harmonischen Konstanten für einen Ort einmal ermittelt sind, 
dann sind die einzelnen . harmonischen Schwingungen zu berechnen und zu- 
s3ammenzufassen. Da dies eine sehr langweilige Rechenarbeit ist, so sind Ma- 
schinen erdacht worden, die zunächst solche harmonischen Bewegungen von 
vorgeschriebener Amplitude bei bestimmten Schwingungszeiten erzeugen und 
diese Bewegungen dann zu einem Gesamtergebnis, der Gezeitenkurve, vereinigen 
können. 
‚Die allgemeine Gestalt der deutschen Gezeitenrechenmaschine kann aus der 
Abbildung 3 auf Tafel 1 ersehen werden, die eine vollständige Ansicht der Vorder- 
seite der Maschine darstellt. Die Maschine setzt sich hauptsächlich aus zwei über- 
einander befindlichen Teilen zusammen, einem Vorgelege unten, das über einer 
viereckigen Grundplatte aufgestellt ist, und einem oberen Teile, der auf zwei 
an der Grundplatte angebrachten Säulen befestigt ist. Die Maschine nimmt 
einen Raum von etwa 1.5 m Länge, 1.1 m Breite und 1.9 m Höhe ein und ist 
von einem staubdicht schließenden Glasschrank umgeben. Die beiden senk- 
rechten, elliptischen Tidenplatten tragen eine Reihe von Zahnrad-, Schnecken- 
rad- und Umlaufgetrieben, Wellen, Kurbeln, Führungsstangen und Rädern zur 
maschinenmäßigen Erzeugung und Zusammensetzung und zur Ablesung der har- 
monischen Bewegungen, die die verschiedenen Einzelwirkungen oder „Tiden“ 
darstellen. Die Maschine ist so eingerichtet, daß sie zwanzig bestimmte Tiden 
erzeugen und vereinigen kann. . . 
Für jede Tide ist auf der vorderen Tidenplatte eine an einer Achse befestigte 
Kurbel vorgesehen, Jede Kurbel enthält einen Zapfen, der auf irgendeinen Abstand 
von der Umdrehungsachse der Kurbel herausgeschraubt werden kann. Vor Beginn 
der Vorausberechnungen für einen Hafen werden diese Zapfen alle gemäß den 
Amplituden der Tiden eingestellt und alle Kurbeln in solchen Ausgangsstellungen 
festgeklemmt, daß sie den diesen Tiden zugehörigen, für den Anfangszeitpunkt 
gültigen Phasen entsprechen, 
Die Maschine wird durch einen Elektromotor angetrieben; dadurch wird 
zunächst das aus Zahn- und Schneckenradgetrieben bestehende Räderwerk des 
Vorgeleges in Bewegung gesetzt. In diesem werden vier Grundgeschwindigkeiten 
erzeugt, die durch vier Schlüssel auf Wellen in das hinter der vorderen Tiden- 
platte liegende Tidenantriebswerk übertragen werden. Hier werden diese Grund- 
geschwindigkeiten so zusammengesetzt, daß ihre Summen zu den Winkel- 
geschwindigkeiten der einzelnen Tiden in einem bestimmten Verhältnis steben, 
"Wird jede der zwanzig Kurbeln an der Vorderseite der Maschine nun mit 
der ihr eigenen Winkelgeschwindigkeit angetrieben, so heben und senken die in 
den Kurbein angebrachten Zapfen senkrecht verschiebbare Kreuzstücke, deren 
Bewegungen durch die gewählten Führungen rein harmonische sind, Auf jedem 
Kreuzstück ist ein leichtes Tidenrad angebracht. Eine feine Chronometerkette, 
die an dem einen Ende festgehalten wird, läuft abwechselnd über und unter 
sämtliche Tidenräder, bringt so die senkrechten Bewegungen aller Kreuzstücke 
in Verbindung und überträgt die sich aus allen ergebende Bewegung auf den 
Zeiger des rechts an der Vorderseite der Maschine befindlichen Höhenzeiger- 
blattes. An diesem kann die Höhe des vorausberechneten Wasserstandes für 
jede gegebene Zeit auf Zentimeter abgelesen werden, Dem zweiten vorn links 
angebrachten Zeigerblatt, dem Zeitzeigerblatt, kann die Zeit selbst entnommen 
werden, und zwar Monat und Tag, Vor- oder Nachmittag, Stunde und Minute. 
Die Rückseite der Maschine trägt ähnliche Vorrichtungen wie die Vorder. 
seite, mit Ausnahme der beiden Zeigerblätter. Sie dient dazu, die erste Ab-
	        
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