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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

5. Aus dem Tätigkeitsbereich der Abteilung G. 
SC 
Isobarenverlauf die mit der Längsachse der Nordsee zusammenfallende Kompo- 
nente der Windrichtung bestimmt werden. Gelingt es nun, je einen Ort an der 
West- und Ostküste der Nordsee, dessen meteorologische Beobachtungen regel. 
mäßig durch die Wetterkarte verbreitet werden, so ausfindig zu machen, daß 
die Verbindungslinie dieser beiden Orte die Längsachse der Nordsee annähernd 
senkrecht schneidet, so lassen sich Formeln entwickeln, mit deren Hilfe aus den 
gleichzeitigen Barometerständen je zweier Orte die Größe der Windkomponente 
und damit des Windstaus bestimmt wird. Da nun die Isobaren in der Regel 
nicht parallel und gerade verlaufen, ist es auf der Deutschen Seewarte als zweck- 
mäßig erkannt worden, den Unterschied zwischen den Barometerständen nicht 
nur für ein einziges Ortepaar zur Voraussage des Windstaus heranzuziehen, 
sondern mehrere solcher Paare zu wählen, nämlich Aberdeen-Utsire, Tynemouth- 
Lister, Yarmouth-Blaavandshuk, 
Als für den Wert der Voraussage von Wasserständen günstig erweist sich 
der Umstand, daß der Einfluß der Wetterlage auf die Wasserstände erst nach 
einer erheblichen Anzahl von Stunden in Erscheinung tritt; erschwerend für 
die Voraussage ist indessen, daß bis heute nur für drei Beobachtungszeiten am 
Tage die meteorologischen Elemente gesammelt und verbreitet werden, und daß 
durch Auswertung, Schlüsselung, Verbreitung und Entschlüsselung der Beob- 
achtungen und durch das Zeichnen der Wetterkarte zwischen Beobachtung und 
Voraussage auf Grund der gezeichneten Wetterkarte noch ein Zeitraum von 
etwa zwei Stunden vergeht. Kann nach dem obigen Verfahren auf Grund der 
beobachteten Wetterlage in den meisten Fällen die Höhe der zu erwartenden 
Sturmflut auch auf wenige Zehntel Meter sicher angegeben werden, so ist bei 
Voraussagen, die sich bis auf den nächsten Tag erstrecken sollen, schon auf die 
zu erwartende Wetterlage Rücksicht zu nehmen; es ist dann meist nur möglich, an- 
zugeben, ob eine Sturmflutgefahr vorliegt oder nicht. Dies alles zeigt, daß ein 
zuverlässiger Sturmflutwarnungsdienst nur durch die enge Zusammenarbeit von 
Meteorologen und Hydrographen ausgeführt werden kann, Da auf der Deutschen 
Seewarte beide Wissensgebiete gepflegt werden, ist sie wie kein anderes Institut 
in der Lage, diesen Dienst wahrzunehmen und weiterzuentwickeln, 
4. Welche Hilfsmittel besitzt die Deutsche Seewarte für den Sturmflutwarnungs- 
und Gezeitendienst? 
a. Die Nordseewetterkarte. 
Die Wetterdienstabteilung der Deutschen Seewarte, die für die vier Beob- 
achtungszeiten 8h vormittags, 2h und 7h nachmittags und 2% vormittags (für ein, 
soweit es Europa betrifft, beschränkteres Gebiet) die bekannten Wetterkarten 
entwirft, liefert der Gezeitenabteilung unter Benutzung der Rohrpostleitung der 
Deutschen Seewarte etwa zwei Stunden nach der festgesetzten Beobachtungszeit 
eine kleine Wetterkarte, die in der Hauptsache nur das Nordseegebiet umfaßt. 
Diese „Nordseewetterkarte“ enthält auf einem Vordruck des betreffenden Aus- 
schnittes der Arbeitskarte des Wetterdienstes die getreue Wiedergabe des Ver- 
laufs der Isobaren eingezeichnet, ferner in einer Tabelle den in Aberdeen, Utsire, 
Tynemouth, Lister, Yarmouth, Blaavandshuk — oder in ihren vorgesehenen 
Ersatzorten — beobachteten Luftdruck sowie den Wind nach Richtung und 
Stärke. Diese Kärtchen bilden die Unterlage für die abzugebenden Warnungen, 
Die Sturmflutwarnungen werden von der Gezeitenabteilung herausgegeben, 
die auch die Untersuchungen über den Einfluß der Wetterlage auf den Meeres- 
spiegel geführt hat. Diese Untersuchungen haben ergeben, daß der Windstau 
nicht gleichmäßig mit der Windgeschwindigkeit zunimmt, sondern daß bei gleich- 
mäßig steigender Windgeschwindigkeit der Windstau in höherem Maße wächst. 
b. Der Tischpegel 
Für das Sammeln von Erfahrungen in der Windstauvorhersage hat sich der 
im Gezeitendienstzimmer aufgestellte und in der Abbildung 2 auf Tafel 1 wieder- 
gegebene Tischpegel sehr bewährt. Dieser ist die Empfangseinrichtung einer 
elektrischen Pegelfernübertragung, deren Pegel im Pegelturm der St. Pauli-
	        
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