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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

30 Aus dem Arbeitsbereiche der Deutschen Seewarte in Hamburg. 
gegeben, nämlich 295 Punkte und 6 kurze Striche, Das erste Signal ertönt um 
Ih 0m 59.49, das letzte um ih 5m 52,5%. (Diese Zeiten beziehen sich auf die An- 
fänge der Strichsignale.) Der Zeitunterschied zwischen je zwei aufeinander- 
folgenden Zeichen beträgt etwa 0.977 Sekunden, ist also etwas kleiner als eine 
Sekunde. Gegenüber den Schlägen einer Sekunden- oder Halbsekunden-Pendel- 
ühr oder eines Chronometers eilen daher die Funkpunkte dauernd vor, und von 
Zeit zu Zeit werden die Signalpunkte mit den Schlägen der Uhr zusammenfallen 
(bei Verwendung einer nach mittlerer Zeit regulierten Sekundenuhr in Ab- 
ständen von etwa 43 Sekunden); es tritt eine Koinzidenz ein (koinzidieren == zu- 
sammenschlagen; daher der Name „Koinzidenzsignale“). Zählt man nun die 
Punktsignale von Anfang an durch und notiert die Nummern der koinzidierenden 
Punktsignale sowie die entsprechenden Sekundenangaben der Aufnahmeuhr, so 
kann man aus diesen Daten in Verbindung mit der bekannten Abgabezeit des 
arsten und des letzten Signals den Stand der Uhr nach Maßgabe der gefunkten 
Zeit leicht berechnen. Die Momente der Koinzidenzen lassen sich bei einiger 
Übung mit großer Sicherheit auffassen, und man kann dann ohne besondere 
Hilfsmittel ein Koinzidenzsignal mit einer Genauigkeit von wenigen Hundertstel- 
sekunden aufnehmen. — Die Koinzidenzsignale, die in ähnlicher Form übrigens 
auch von einer Anzahl ausländischer Funkstationen verbreitet werden, finden 
insbesondere bei der Ausführung von genauen astronomischen Längenbestim- 
mungen (bei Landesvermessungen, Grenzvermessungen usw.) und bei Bestim- 
mungen der Erdschwere Anwendung, also bei Aufgaben, die nicht nur wissen- 
schaftliche, sondern auch eine hohe praktische Bedeutung haben. 
Die Koinzidenzsignale der Großfunkstelle Nauen werden durch einen be- 
sonderen Signalgeber ausgelöst, der ebenso wie die beiden Onogo-Geber in Nauen 
aufgestellt ist. Seine Konstruktion kann im einzelnen hier nicht beschrieben 
werden; es sei nur erwähnt, daß er ein Halbsekundenpendel besitzt und daß 
seine Einrichtungen für die Auslösung und die automatische Arretierung im 
Prinzip denjenigen der beiden Onogo-Signalgeber entsprechen. Die Auslösung 
des Koinzidenzsignalgebers erfolgt selbsttätig in dem gleichen Moment, in dem 
die Onogo-Geber sich nach erfolgter Signalabgabe arretieren. 
Zum Schluß sei erwähnt, daß die Nauener Funkzeitsignale neuerdings auch 
durch eine Anzahl von deutschen Rundfunksendern und einen Schweizer Sender 
auf kleinen Wellen weitergegeben werden. 
5, Aus dem Tätigkeitsbereich der Abteilung G (Gezeiten- 
Abteilung). 
Die Sturmfluten der Nordsee 
und der Sturmilutwarnungs- und Gezeitendienst der Deutschen Seewarte. 
Von Dr. H. Rausckhelbach, 
1. Wie entstehen die Sturmfluten, insbesondere in der Elbe? 
„Wohr Di wenn De Blanke HANS kummt“, lautet die nur aus geringer Ent- 
fernung lesbare, in Tuffstein gehauene Inschrift am Eingange des Pegelturmes 
der St. Pauli-Landungsbrücken. Sie soll auf die Gefahr hinweisen, die dem 
Hamburger Hafen, seinen Bewohnern und seiner Umgebung von der Nordsee 
her droht, wenn heftige Stürme aus nordwestlichen Richtungen große Wasser- 
massen in die Elbe hineintreiben. Die höchste zahlenmäßig nachweisbare Sturm: 
Mut trat vor einem Jahrhundert, am 4. Februar 1825, ein; sie rief in Hamburg 
einen Wasserstand von 8.74 m über Hamburger Null (H.N.) hervor. Dieses ist 
eine immerhin beträchtliche Höhe, wenn berücksichtigt wird, daß in jener Zeit 
die mittlere Höhe der Hochwasser etwa 5.1 m über H. N, betrug. 
Wie die durch’den Sprachgebrauch geläufig gewordene Bezeichnung „Sturm- 
fiut“ schon andeutet, werden diese außergewöhnlich hohen Wasserstände nicht 
nur durch die Anziehungskraft der fluterzeugenden Gestirne, des Mondes und 
der Sonne, hervorgerufen, sondern auch durch die Wirkung des Windes auf die
	        
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