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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

4, Aus dem Arbeitsbereich der Abteilung IV. 
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In den Stromkreis ist jeweils nur einer der beiden Signalgeber eingeschaltet; 
der zweite dient als Reserve, — 
Der Auslösungs-Stromstoß der Deutschen Seewarte wird durch zwei Signal- 
Auslöseuhren gegeben, die im Zeitdienstzimmer aufgestellt und über ein Relais 
an die Telegraphenleitung nach Nauen angeschlossen sind. Es sind dies zwei 
astronomische Präzisionspendeluhren, die von der Firma Max Richter in Berlin 
mit den für die Signalauslösung erforderlichen elektrischen Kontakten versehen 
sind, und deren Stand stets »auf Null« gehalten wird. Die für die tägliche Ein- 
stellung der Auslöseuhren auf »richtige Zeit« notwendigen Zeitangaben werden 
geliefert von den vier erstklassigen astronomischen Präzisionsuhren der Seewarte, 
die in dem neuen Ührenraum vollkommen erschütterungsfrei und unter konstanter 
Temperatur aufgestellt sind. Die Angaben dieser Uhren werden wiederum kon- 
trolliert durch astronomische Zeitbestimmungen (Sternbeobachtungen an einem 
mit unpersönlichem Mikrometer ausgestatteten Bambergschen Durchgangsinstru- 
ment). Die Vergleichungen aller Uhren erfolgen auf elektrischem Wege unter 
Anwendung neuer Hilfsmittel, die erst in den letzten Jahren geschaffen worden sind. 
Auf der Seewarte werden die Nauener Funkzeitsignale natürlich auch auf- 
gefangen und einzeln kontrolliert. Die dazu dienenden Einrichtungen sind ebenso 
wie alle übrigen für den Signal- und Zeitdienst erforderlichen Apparate und In- 
strumente im Gebäude des Chronometer-Prüfungsinstituts (Abteilung IV der See- 
warte) untergebracht. Die Signale werden nicht nur mit dem Telephon des 
Funkempfangsgeräts kontrolliert, sondern auch auf dem Chronographen registriert 
und mit den Uhren verglichen. 
Die Genauigkeit, mit der die gesamte Funkzeitsignal-Anlage arbeitet, dürfte 
auch den höchsten Anforderungen genügen. Der Fehler, der von dem Aus- 
lösungs-Mechanismus der Seewarte und der Großfunkstelle sowie von der Tele- 
graphenleitung herrührt, macht nur einen winzigen Bruchteil der Sekunde aus 
und ist kaum meßbar. Größer sind die Fehler in der Abgabezeit der Signale, 
die daher rühren, daß man an den zwischen zwei Zeitbestimmungen liegenden 
Tagen bei der Vorausberechnung der Zeit ganz angewiesen ist auf die Gänge 
der Präzisionsuhren, die sich aus den vorangegangenen Zeitbestimmungen er- 
geben haben, Dieser Fehler der Extrapolation der Uhrstände, der ja in die 
Auslösungszeit der Funksignale eingeht und der jeweils erst nach der nächsten 
Sternbeobachtung ermittelt werden kann, ist in der großen Mehrzahl aller Fälle 
kleiner als der zehnte Teil der Sekunde — ein Beweis für die hervorragende 
Leistungsfähigkeit der Präzisionsuhren der Seewarte, von denen besonders die 
unter luftdichtem Verschluß befindliche Uhr Nr. 223 der Firma Riefler 
(München) erwähnt sei. — Für die Praxis sind alle diese kleinen Signalfehler 
von astronomischer Größenordnung belanglos, und bei der Verwendung der 
Signale für wissenschaftliche Zwecke werden die Fehler dadurch unschädlich 
gemacht, daß für alle abgegebenen Signale im Anschluß an die astronomischen 
Zeitbestimmungen Korrektionen abgeleitet und in den einschlägigen Fachzeit- 
schriften nachträglich veröffentlicht werden. 
Im übrigen ist der Verwendungsbereich der „Onogo“-Signale für wissen- 
schaftliche Zwecke in hohem Grade abhängig von der benutzten Empfangs- 
apparatur, die dann, wenn eine sehr hohe Genauigkeit der Signalaufnahme 
gefordert werden muß, ziemlich kompliziert und teuer ist. Auch für gewisse Uhr- 
macherkreise ist die Erzielung eines hohen Genauigkeitsgrades der Signalauf- 
nahmen notwendig, ohne daß diese Kreise immer in der Lage wären, sich die 
entsprechenden Empfangseinrichtungen zu leisten. Daraus folgt, daß die Onogo- 
Signale keineswegs für alle Zwecke ausreichen. Diesem Mangel ist durch die 
Einführung von „Koinzidenzsignalen“ abgeholfen worden, die seit Mitte Juni 1924 
täglich nachmittags und nachts im Anschluß an die Onogo-Signale, von etwa 
Jh im bis etwa 1h 6m, von Nauen gegeben werden, und zwar auf denselben 
Wellen wie die gewöhnlichen Signale. Diese Koinzidenzsignale, auch „wissen- 
schaftliche Signale“ genannt, setzen sich zusammen aus 5 Gruppen von je 59 
kurzen Punktsignalen, wobei jede dieser Punktgruppen durch zwei Strichsignale 
von je */„ Sekunde Dauer eingeschlossen wird. Es werden also 301 Zeichen
	        
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