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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

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Aus dem Arbeitsbereiche der Deutschen Seewarte in Hamburg, 
fragen. Die Wünsche sind so verschiedenartig wie die Kreise, aus denen 
sie stammen. Sie beziehen sich auf Öörtliches, Strecken- (Landstraßen, Flüsse 
Eisenbahnen) und Flächen-Wetter (Bezirke, Provinzen usw.) Auch die Zeiträume, 
für welche man das Wetter wissen will, sind ganz verschieden, Sehr viel Aus- 
künfte müssen in Rechtsstreitigkeiten gegeben werden, Auch bei den Seeamts- 
verhandlungen werden die Wetterberichte der Deutschen Seewarte als amtliches 
Dokument für Wetternachrichten benutzt und oft noch eingehendere Berichte 
von ihr gefordert. 
Daß Wetterauskünfte aus Anlaß von Schiffszusammenstößen und Harvarien 
von der Seewarte und ihren Dienststellen besonders häufig gefordert werden, ist 
im Wesen des Instituts begründet. Ein Beispiel aus dieser Anliegen-Gruppe sei 
angeführt, das auch erkennen läßt, welcher Art die Erwägungen des Meteoro- 
logen in weniger einfachen Fällen sind. 
Einige Kilometer unterhalb Hamburgs erfolgt zwischen 6 und 7h morgens ein schwerer Schiffs- 
zusammenstoß, Der Führer des einen Schiffes behauptet, es habe Nebel auf der Elbe geherrscht. 
Ein Gutachten der Seewarte wird angefordert. 
Die Wetterlage ist an dem fraglichen Morgen der Nebelbildung an sich nicht ungünstig ge- 
wesen, zumal, wenn schwache Luftbewegung und große Latftfeuchtigkeit herrschten, Vorbedingungen, 
die beide erfüllt waren. Gleichwohl weist die Wetterkarte für 55 morgens kein Nebelzeichen auf, 
weder bei Hamburg noch in der weiteren Umgebung. Zurückgreifen auf das Beobachtungstagebuch 
der Seewarte führt auf die Eintragung des diensthabenden Meteorologen an dem betreffenden Tage: 
„am 6b 30m Vm, starke Nebelschwaden auf der Elbe“, Liegt die Möglichkeit vor, daß — falls ört- 
liche Nebelbildung an der Unglücksstelle nicht in Betracht kommt — jene Schwaden zur Kollisions- 
zeit. in der Gegend. der Schiffe aufgetreten sind? Der Meteorolog glaubt die Frage bejahen zu müssen 
im Hinblick auf die Windrichtung und -stärke (Südost 1) wie auf die Luftfenchtigkeit. Diese betrug 
sowohl um 7h wie um 8b Vm. 97%, ließ also keine Zunahme der nebelauflösenden Verdunstungs- 
kraft in den betreffenden Morgenstunden erkennen. Die Messung gilt für den Stintfang; auf dem 
Fliusse wird die Luft wahrscheinlich gesättige. gewesen sein, die Feuchtigkeit also 100%, betragen 
haben. 
Auch über das gegenwärtige Wetter kommen häufige Anfragen. So will 
der eine zur Korrektion seines Instrumentes den augenblicklichen Barometerstand 
wissen, Sportvereine erfragen die Wintersportverhältnisse in den Gebirgen, 
Schiffahrtskreise wollen das gegenwärtige Wetter in Nord- und Ostsee und in 
anderen Meeren erfahren. Ein treffliches Beispiel, wie man auch in Fischerei- 
kreisen den Wert des Wirtschaftswetterdienstes erkannt hat, zeigt sich im Fol- 
enden: 
E Der „Wachdienst. für den Fischereihafen in Geestemünde“ läßt sich, wirksam 
unterstützt von dem „Wirtschaftlichen Verband der deutschen Hochseefischerei 
E. V.“, alltäglich morgens und abends von der Seewarte eingehend berichten über 
die Wind- und Wetterverhältnisse an zahlreichen Stellen der Nordsee und des 
Europäischen Nordmeeres (bis nach Island hin) und im Weißen Meere. Die so- 
fortige Bekanntgabe der Nachrichten gibt den Fischereibetrieben und Fisch- 
händlern laufend ein Bild davon, unter welchen Verhältnissen ihre Schiffe 
draußen arbeiten. Die Interessenten können dann annähernd übersehen, wie 
groß die Fänge voraussichtlich sein werden und wann sie ihre Schiffe zurück- 
zuerwarten haben. Die zeitigere Festsetzung der Preise und die schnellere und 
bessere Abwicklung der Geschäfte werden als weitere Folgen des Verfahrens 
geltend gemacht! 
Am größten ist natürlich die Zahl der Anfragen über das kommende Wetter. 
Es gibt aber auch keinen Menschen, der nicht mehr oder weniger von den 
Witterungsverhältnisssn abhängt. 
Als Zentralinstitut für den Wetterdienst ist die Deutsche Seewarte dauernd 
bemüht, den Dienst der Versorgung der Öffentlichkeit mit dem neuesten Witte- 
rungsnachrichtenmaterial immer besser auszubauen, Die beste Auskunft besteht 
in dem Vorlegen einer Wetterkarte, deren Inhalt der Benutzer selbst in Verbin. 
dung mit eigenen Beobachtungen seines Barometers und der Winde verwerten 
muß, Je schneller die einen augenblicklichen Wetterzustand darstellende Karte 
in den Händen des Gebrauchers ist, um so besser erfüllt sie ihren Zweck, Die 
wörtlichen Wetterübersichten und Vorhersagen sind vielfach nur ein Notbehelf, 
bedingt durch die Unmöglichkeit, Karten telegraphisch zu verbreiten oder an
	        
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