3, Die Arbeiten der Abteilung I1I.
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gegliederten Klischeefabriken Matern hergestellt werden, die sofort nach Her-
stellung mit den Schnellzügen an die Zeitungen zum Versand kommen. Somit
werden heute schon Millionen von Menschen, die sonst kaum eine Wetterkarte
zu Gesicht bekommen würden, mit dieser vertraut gemacht und durch erläuternde
Aufsätze, welche die Deutsche Seewarte von Zeit zu Zeit den Zeitungen zum
Abdruck zusendet, in das Verständnis der Wetterkarte eingeführt. So ist es den
Lesern möglich, sich aus der Karte ein Bild der Wetterlage zu machen und nach
den verschiedenen lokalen Verhältnissen die Vorhersage der Wetterdienststelle
richtig umzudeuten, — Den Zeitungen werden dann auch größere Aufsätze, in
denen man in allgemeinverständlicher Weise den Leserkreis mit den modernen
Forschungen in der Meteorologie und mit den Arbeiten des Wetterdienstes ver-
traut macht, zugesandt.
Dieser Zeitungsdienst ist neben dem Rundfunk die idealste Verbreitung der
Wetternachrichten für weiteste Kreise. Es gibt aber einzelne Wirtschaftszweige,
die sich ganz besonders für Wetternachrichten interessieren und bei denen außer-
ordentlich hohe Werte davon abhängig sind, die alles daransetzen, möglichst
schnell und rechtzeitig über das kommende Wetter orientiert zu sein. In dieser
Erkenntnis ist in dem letzten Winter von der Deutschen Seewarte ein Frost-
und Tauwetterwarnungsdienst eingerichtet worden. Die Zahl der abonnierenden
Firmen wuchs von Tag zu Tag. In der Hauptsache sind es Landwirte, Obst-,
Kartoffel-, Südfrucht- und Weinhändler, schließlich nicht minder das Baugewerbe,
die an der Witterung sehr interessiert sind. Dieser Dienst ist so organisiert,
daß teils auf telegraphischem, teils auf brieflichem Wege die Interessenten über
die Temperaturverhältnisse in ganz Deutschland unterrichtet werden, Wie viel
oft auf dem Spiele steht, soll an folgenden Beispielen gezeigt werden: Eine Kar-
toffelgroßhandlung will 20 000 Zentner Kartoffeln nach England verladen. In
Deutschland herrschen Temperaturen, die kaum über dem Gefrierpunkt liegen.
Die Firma wendet sich an die Deutsche Seewarte und will Auskunft, ob Frost
zu erwarten ist, von welcher Stärke und Dauer er sein könnte, Der diensthabende
Meteorologe kann sichere Auskunft geben, daß milderes Wetter in Aussicht ist
und das Verladen der Kartoffeln ohne jede Gefahr vorgenommen werden kann.
Ein anderes Beispiel aus dem Tiefbaugewerbe: In Hamburg ist eine verkehrs-
reiche Brücke auf einige Tage wegen Neupflasterung gesperrt. Da tritt plötzlich
mitten in den Arbeiten Frost ein. Die Polizei drängt auf Fertigstellung der Brücke,
doch die Arbeiten können des Frostes wegen nicht beendigt werden, Die Bau-
deputation wendet sich an den Wetterdienst der Deutschen Seewarte mit der Frage,
ob der Frost länger anhalten wird und die Brücke einstweilen ein Notpflaster
erhalten soll. Die Auskunft kann dahin beantwortet werden, daß der Frost nur
noch ein bis zwei Tage andauern wird, dann aber milderes Wetter zu erwarten
ist. Also wird noch gewartet, und die Brücke erhält kein Notpflaster.
Von der ungeheuren Wichtigkeit dieses Dienstes für das Wirtschaftsleben
sind alle daran interessierten Kreise überzeugt. In diesem Winter sind über
25 Frost- bezw. Tauwetterwarnungen herausgegangen. Sie konnten zumeist schon
zwei bis drei Tage vor Eintritt des Witterungsumschlages aufgestellt und ver-
breitet werden.
Neben den Firmen, welche regelmäßige Abonnenten dieses Dienstes sind,
werden von Hunderten der gleichen Geschäftszweige telephonische Auskünfte ver-
langt. Die persönliche Beratung durch einen Fachmeteorologen wird von Tag
zu Tag immer mehr in Anspruch genommen. Wenn man bedenkt, welche un-
geheuren Werte oft dabei in Frage kommen, ist es begreiflich, daß immer weitere
Kreise sich von fachmännischer Seite über die Witterung beraten lassen. Einer
der jeweils diensthabenden Meteorologen, der über das neueste Wetternachrichten-
material verfügt, ist jederzeit in der Lage, eingehende Antwort zu erteilen. Die
Anfragen sind ja so verschieden und oft so ins einzelne gehend, daß sie am besten
mündlich erledigt werden.
Bei den Auskünften werden schriftliche und mündliche (bzw. telephonische)
unterschieden. Die ersteren beziehen sich hauptsächlich auf das vergangene
Wetter, während die letzteren nach dem gegenwärtigen und kommenden Wetter