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Aus dem Arbeitsbereiche der Deutschen Seewarte in Hamburg,
zutreffende Sichtvorhersage gegeben wurde: Nach baldigem Auflösen des
Nebels bis zur Gegend von Itzehoe noch diesig, aber Sicht für den Flug aus-
reichend, weiter nordwestlich gute Sicht; in den späteren Nachmittagsstunden
an der Elbe erneut Nebel. Auf Grund dieser Vorhersage wurde der kühne
Flug zum vereisten Wattenmeer unternommen und der Schiffbrüchige der
„Sonderburg“ gerettet,
Neben der Beratung des heimatlichen Luftverkehrs fällt der Deutschen
Seewarte, ihrer Eigenschaft als Forschungsinstitut für maritime und Übersee.
Meteorologie und als Nachrichtenzentrale des Schiffswetterdienstes entsprechend,
die Aufgabe zu, den See- und Übersee-Luftverkehr meteorologisch zu beraten.
Durch jahrzehntelange mühevolle Arbeit der Schiffahrt ist wertvolles meteoro-
logisches Beobachtungsmaterial gesammelt worden, das in den Seeatlanten, Segel-
und Dampferhandbüchern, Monatskarten und synoptischen Wetterkarten be-
arbeitet ist. Die vorliegenden Beobachtungen für die Zwecke transozeanischen
Luftverkehrs zu ergänzen, ist eine der Hauptaufgaben zu dessen Vorbereitung,
Auf Anregung des Luftverkehrs übernimmt daher die Seewarte in Gemeinschaft
mit der Hamburg-Amerika-Linie, dem Norddeutschen Lioyd und führenden Luft-
fahrtunternehmungen seit 1922 meteorologische Studienfahrten über den Atlantik,
von denen bereits 5 nach Nord-, Mittel- und Südamerika durchgeführt sind,
während die 6, vorbereitet wird. Auf diesen Studienfahrten werden Höhenwind-
messungen mit Hilfe von Pilotballonen angestellt, zu denen aber ein reiches weiteres,
für die Zwecke des Luftverkehrs besonders zugeschnittenes Beobachtungsprogramm
tritt. Mehr als ein halbes Tausend Höhenwindmessungen aus dem Westwindgebiet des
Nordatlantik, aus dem Passatgebiet beider Halbkugeln und aus den Tropen sind
bereits gewonnen, Auf Grund der bei ihr gesammelten Beobachtungen und Er-
fahrungen hat die Deutsche Seewarte bereits eine ganze Anzahl von Gutachten
zur Vorbereitung von Ozeanüberquerungen im Luftschiff oder Flugzeug sowie
von Flugunternehmungen im überseeischen Gebiet abgegeben. Auch die meteo-
rologische Beratung des ersten Versuches transatlantischen Luftverkehrs wurde
ihr übertragen: die Überführungsfahrt des Zeppelinluftschiffs ZR III nach
Lakehurst vom 12. bis 15. Oktober 1924, nachdem die Beratung der großen
Probefahrt zur vollen Zufriedenheit des Luftschiffbaus ausgefallen war. Über
die Großfunkstelle Eilvese bei Hannover übermittelte die Seewarte dem Luft.
schiff bzw, vorher der Werft viermal, bzw. vorher zweimal täglich ausführliche
Übersichten über die Wetterlage und Vorhersagen für den vorliegenden Fahrt-
abschnitt, auf Grund deren sich die Luftschiffsführung unterrichten und über
den einzuschlagenden Kurs schlüssig werden konnte, Wertvolle Erfahrungen in
meteorologischer und nachrichtentechnischer Hinsicht konnten hierbei wie auch
bei der Beratung der heimischen Seeflugstrecken gesammelt werden, auf denen
zur Vorbereitung und Sicherung künftigen Luftverkehrs über Sea weiter-
zubauen ist,
d. Der Wirtschaitswetterdienst.
Von Dr. Burghardt,
Während in früheren Jahren der Wetterdienst in der Hauptsache der Land-
wirtschaft diente, hat in den Nachkriegsjahren das Bedürfnis nach zuverlässiger
Wetterberatung sich in allen Zweigen von Handel und Industrie in steigendem
Maße geltend gemacht, In Amerika ist dieser Wirtschaftswetterdienst schon seit
längerer Zeit ausgebaut worden, und es liegen zahllose Beispiele vor, welche
beweisen, daß durch diesen Dienst unendliche Werte dem Wirtschaftsleben er-
halten werden konnten.
Die Orientierung der interessierten Kreise über die Wetterlage erfolgt ent-
weder durch Wetterkarten, welche durch die Post zugesandt werden, oder durch
die Tageszeitungen, Die Deutsche Seewarte hat in den letzten Jahren einen aus-
gedehnten Zeitungswetterdienst eingerichtet, der mit jedem Tage weiter ausgebaut
wird, Es werden durch die Wetterdienstabteilung in Hamburg und ihre Zweig-
stellen etwa 170 Zeitungen Nord-, Mittel- und Westdeutschlands mit Wetterkarten
beliefert,, Der Dienst vollzieht sich in der Weise, daß in den der Seewarte an-