Coldewey, H.: Neue Schwimmkompasse für Flugzeuge und Seeschitfe, 59
Nachschleppung, auch bei Neigungen bis zu 18°, geringes Gewicht und ein mäßiger
Preis sind die Hauptforderungen, Wegen des Platzmangels sind die Kompen-
sationsmagnete unterhalb des Kessels, am Fuße desselben angebracht, Das be-
dingt wieder eine fehlerfreie Anordnung des Magnetsystems.
Der Erfolg der Arbeiten war ein durchaus zufriedenstellender. Figur 1
zeigt den Kompaß FK 6 mit einem Rosendurchmesser von 75 mm. Er wird von
einem kugelförmigen Kessel eingeschlossen. Der Fuß desselben ist abnehmbar
und kann umgekehrt in einen auf dem Kessel sitzenden Ansatz geschraubt werden,
so daß auch eine Befestigung unter der Decke möglich ist. Eine andere, knie-
artige Vorrichtung gestattet die Befestigung an einem Schott oder dergleichen.
Auf Wunsch wird der auf der Abbildung sichtbare drehbare Ring mit der Rosen-
teilung angebracht. Er ersetzt die auf Schiffen gebräuchliche Kurstafel.
Die Rose besteht aus einem leichten Drahtgestell ohne Schwimmer, in dessen
Peripherie ein weiß gestrichener Metallring mit schwarzer Teilung befestigt ist.
Sie liegt mit einer Stahlpinne in einem Saphirhütchen, Ihr Magnetsystem be-
steht aus vier Lamellen von 60 mm Länge. Da die Ablesung von der Rückseite
aus erfolgt, ist die Teilung um 180° versetzt. Eine Linse in Verbindung mit
der Flüssigkeit läßt die Teilung in zweifacher Vergrößerung erscheinen. Als
Steuerstrich dient ein im Kessel vor der Linse liegender Draht.
Es beträgt:
Das magnetische Moment M ., . . ;
das Auflagegewicht po. 2. 0.04 4 0» + kA
die Nachschleppung bei 18° Neigung während
einer vollen Drehung in 36 Sekunden , >
der Einstellungsfehler bei 18° Neigung und
0.4 der Richtkraft H. . 2 0. 0000 + u «
und die Schwingungsdauer t bei normaler
Richtkraft . . 0.0.0000. 0004000 0 4 4 + = 10° bis 118,
Nach einer Ablenkung von 45° schwingt der Kompaß etwa 13° über 0°
hinaus, um dann nach insgesamt 15* bei 0° nahezu zur Ruhe zu kommen. Die
Schwingungsdauer von 10* bis 11% erscheint nach dem genannten Grundsatz
ziemlich kurz. Da aber dieser Kompaß hauptsächlich für größere Verkehrs-
Augzeuge bestimmt ist, die oft ganz aus Metall hergestellt sind und ein Stahl-
gerippe haben, muß mit einer starken Schwächung der Richtkraft gerechnet
werden, so daß t dann in unseren Breiten 13s bis 14* betragen dürfte. Nach
den Zeugnissen aus der Praxis hat der Kompaß sich bei Nachtflügen über See
und bei längeren Flügen im Nebel glänzend bewährt. Ein günstiger Umstand
ist der, daß, wenn mit zunehmender magnetischer Breite die als störende Kraft
auftretende erdmagnetische Vertikalkomponente wächst, die Schwingungsdauer
des Kompasses ebenfalls zunimmt. Sie würde z. B. bei einem Polflug zwischen
Spitzbergen und dem Nordpol etwa 25% betragen und damit eine recht günstige
sein. Die Reibung auf der Pinne wird trotz des schwachen HI in jenen Gegenden
infolge der dauernden Vibration des Flugzeuges leicht überwunden und somit
auch eine gute Einstellung erreicht. Der von Amundsen während des Polfluges
benutzte Kompaß dieser Art (FK.6) soll sich gut bewährt und beim Fluge im
Nebel gute Dienste geleistet haben.
Ein Gegenstück zu diesem Kompaß ist der gleichartige Segelflugzeugkompaß
SK mit einem Durchmesser von 55 mm, M = 1.0 Mill. G. E, p== 11 Gramm und
t== 11° bis 12°. Er wird viel benutzt in kleineren Flugzeugen aus Holzkon-
struktion und hat sich während der großen Wettbewerbiflüge dieses Sommers
beim Fliegen im Nebel ebenfalls vorzüglich bewährt, so daß die glänzenden Er-
folge zum Teil mit auf das Konto dieses Kompasses zu buchen sind, ,
Jetzt ist ein dritter Kompaß mit Draufsicht für die Beobachter fertiggestellt.
Durchmesser — 75 mm, Auflagegewicht = 8 Gramm, M = 2,2 Mill, G, E, t = 11*
bis 12s und die Nachschleppung während einer ganzen Drehung in 36% etwa 9°.
Mit der Herstellung dieser Kompasse kann die Vorarbeit als abgeschlossen
angesehen und damit ein Schritt vorwärts auf dem Gebiete des Luftverkehrs
verzeichnet werden,