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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

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Aus dem Arbeitsbereiche der Deutschen Seewarte in Hamburg. 
Dampferflotte, sich erstreckend über die Jahre 1898—1913, gefunden, daß 
41%, der Gesamtzahl der beschäftigten Dampfer von Seeunfällen betroffen wurden, 
und daß bei 15°, der beschäftigten Dampfer die Unfälle auf die Wetterlage 
zurückzuführen sind. 
Läßt sich aus diesen Zahlen für die Ozeanschiffahrt die Gefährdung von 
Schiff und Mannschaft nicht wegleugnen, so spricht: die geringere Seetüchtigkeit 
kleinerer Dampfer und Segler der Klein- und Küstenschiffahrt, wie der Fischerei, 
bei diesen für weit höhere Gefahrenprozente, Abgesehen von der Gefährdung 
des Seeverkehrs muß noch in Betracht gezogen werden, daß die Witterung die 
Reisedauer der Schiffe wesentlich beeinflußt. In den Stürmen auf dem Nord- 
atlantik zu Beginn dieses Jahres sind auf der Hamburg-New York-Route Ver- 
spätungen von drei Tagen nicht selten gewesen, 
Der Kapitän eines kleineren Dampfers, eines Seglers wird im Hafen bleiben, 
wenn er für einen oder zwei Tage mit gegen den Kurs laufendem Wind und 
Seegang rechnen kann, anstatt nutzlos zu versuchen, gegenan zu dampfen oder 
zu kreuzen, Kohlen und Material obne Aussicht auf Vorwärtskommen zu bean- 
spruchen. Der Führer eines Schleppzuges wird lieber günstiges Wetter abwarten, 
als Gefahr zu laufen, seine geschleppten Fahrzeuge in schwerem Wetter ent- 
weder ganz verlieren oder erst nach 1—2 Tagen wieder beisammen zu haben, 
Für den Fischer bedeutet ein Sturm den Verlust von Netz und Fang, wenn nicht 
des Fahrzeuges und des Lebens der Besatzung. 
Es geht aus den angeführten, nur kurz skizzierten Beispielen zur Genüge 
hervor, welche Bedeutung für die Schiffahrt einerseits die Warnung vor Stürmen, 
anderseits die rechtzeitige Kenntnis des auf See und an den Küsten herr- 
schenden und kommenden Wetters hat, und sie stellt dem Wetterdienst die 
wichtige Aufgabe, die Seeunfälle durch Witterungseinflüsse auf das geringst- 
mögliche Maß zu beschränken, das Risiko für Schiff und Mannschaft, Passagier und 
Ladung zu vermindern, die Wirtschaftlichkeit des Schiffahrtsbetriebes durch 
Anpassung an die Witterungsverhältnisse zu erhöhen, 
Es war gegeben, daß man bei der Gründung der Deutschen Seewarte als 
einem Institut, dessen Aufgabe es sein sollte, die Ergebnisse der Wissenschaft 
der Schiffahrt nutzbar zu machen, den damals noch jungen synoptischen 
Wetterdienst in den Arbeitsbereich mit hineinzog und ihm von vornherein die 
Nutzbarmachung seiner Ergebnisse für die deutsche Schiffahrt als Hauptziel 
vorschrieb. In den fünfzig Jahren ihres Bestehens hat die Deutsche Seewarte 
dieses Auswirkungsgebiet gepflegt und, mit dem Fortschritt meteorologischer 
Wissenschaft wie der Schiffahrt Schritt haltend, eine großzügige Sicherheits- 
organisation für die deutschen Küsten entwickelt. Ihren heutigen Stand darzu- 
stellen, soll die Aufgabe der folgenden Zeilen sein: 
Vier Sonderaufgaben lassen sich aus diesem Bereich der Wetterdienst- 
abteilung herausschälen. 
1. Die Versorgung der deutschen Küsten mit Wetternachrichten, 
2, Die Versorgung der auf See befindlichen Schiffe mit Wetternachrichten. 
3. Der Sturmwarnungsdienst. 
4, Der allgemeine Auskunftsdienst, 
Bei allen kann der Wetterdienst von der Voraussetzung ausgehen, daß der 
durchweg wetterkundige Seemann die Wetterkarten lesen kann, es versteht, aus 
ihnen Witterungsangaben herauszulesen und die notgezwungen allgemein gehaltenen 
Vorhersagen für seine besonderen Zwecke zu deuten. 
1. Die Versorgung der deutschen Küsten mit Wetternachrichten, 
Hierbei wird grundsätzlich davon ausgegangen, sowohl die herrschenden, 
wie die kommenden Witterungsverhältnisse zu cCharakterisieren, Weiter ist es 
notwendig, die Nachrichten so schnell an die Interessenten heranzubringen, daß 
sie nicht veraltet, Ad. h. von den Witterungsereignissen selbst überholt worden sind. 
Zu diesem Zweck werden zunächst täglich sogenannte Hafentelegramme 
herausgegeben. Ihr Inhalt ist folgender:
	        
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