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. Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1926,
58 Pilotaufstiege auf dem genannten Schnitt erreichten nur eine mittlere Höhe
von 1500 m; die größte Höhe war 8320 m. Neun Drachenaufstiege bis zu 2900 m
Höhe gelangen. — Sehr erfolgreich waren hingegen trotz der Witterung die meeres-
kundlichen Arbeiten: in 41° S-Br. ist ein vollständiger von der Oberfläche bis
zum Boden reichender, 20 Stationen umfassender Querschnitt gewonnen worden.
Die Lage der Stationen entspricht im allgemeinen nahezu der des Planes (siehe
Tafel 2), nur eine Station mußte Unwetters halber ausfallen. Die Tiefenmessungen
wurden in der Regel jeweils in drei Reihen durchgeführt; die erste (0—700 m) mit
10 Wasserschöpfern, 13 geschützten und 3 ungeschützten Tiefsee-Thermometern;
die zweite Reihe (700—2000 m) ebenfalls mit 10 Schöpfern und 16 bzw. 3 Thermo-
metern; die dritte Reihe (2000 m—Boden) mit 6 bis 8 Schöpfern und 10 bis 12
bzw. 3 Thermometern. Insgesamt wurden auf dem ganzen Schnitt 420 korrespon-
dierende Messungen von Temperaturen und Salzgehalt aus der Tiefsee gewonnen, —
Die Durchschnittslänge der Grundproben betrug 32 cm; vier Proben über 50 cm
wurden zutage gefördert; eine solche von 88 cm ist die längste, die bisher über-
haupt jemals emporgebracht worden ist. Die Drahtlotergebnisse stimmen. im all-
gemeinen gut mit denen der Schallotungen überein, wenn auch bei schlechtem
Wetter infolge Abtrieb des Schiffes meist etwas größere Drahttiefen angezeigt
werden, Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen beider Lotarten überschritten
fast nie 3%, waren im Gegenteil meist erheblich geringer. — Der Erfolg der
chemischen Arbeiten auf dem Schnitt I wird u. a. durch folgende Zahlen ge-
kennzeichnet: es wurden ausgeführt 340 Sauerstoff-Bestimmungen, 360 Bestim-
mungen der Wasserstoff-Ionen-Konzentration und 110 Phosphorsäure-
Bestimmungen. —
Zwischen Stationen 4 und 5 des Schnittes I machte der „Meteor“ einen Ab-
stecher nach Süden, um eine in der Karte auf 41° 56’ S-Br., 50° 15’ W-Lg. ein-
gezeichnete 126 m-Stelle anzuloten; die Untiefe ist in jener Lage nicht gefunden
worden. — Von Station 11 aus wurde die Gough-Insel angesteuert, um deren
Sockel anzuloten. Außerordentlich stürmisches Wetter begleitete diese Fahrt:
das Barometer fiel am 29. Juni bis auf 726 mm, um bis zum 3. Juli um 46 mm
auf 772 mm zu steigen! Der Versuch, auf der Insel zu landen, mußte wegen
der Wetterlage aufgegeben werden, .
Im Vorstehenden ist auf Einzelheiten über die laufende Tätigkeit der Expedition
näher eingegangen worden. Durch Fachberichte der Expeditionsteilnehmer
hoffen wir unsere Ausführungen in Bälde ergänzen zu können. Aus den all-
gemeinen Berichten über die bis zum 8. Dezember. 1925 erledigten Schnitte II
bis IV seien hier noch folgende Angaben vermerkt:
Unter 28° 5’ S-Br., 19° 22’ W-Lg. ist über 4547 m Wasser mit 5100 m Trosse
abermals eine Tiefenverankerung gemacht worden; es wurden hier 43 Stunden
lang ununterbrochen Strommessungen ausgeführt sowohl an der Oberfläche wie
in 30, 500 und 2500.m Tiefe; Strömungen mit bestimmtem Gezeitencharakter
sind nicht festgestellt worden. — Auf Schnitt II wurden 69 Pilotaufstiege
(mittlere Höhe 4160 m, Grenzhöhe 16200 m), auf Schnitt III 42 Aufstiege (2400
bzw. 12800 m) gemacht. — Auf funklich geäußerten Wunsch der Kapitäne zweier
deutscher Dampfer wurden einige der zahlreichen fraglichen Untiefen östlich des
Albordäo-Leuchtturmes. ausgelotet; Untiefen wurden nicht angetroffen, Nach der
auf der Seekarte unter 32° 50’ S-Br., 46° 50’ W-Lg. eingetragenen Nelson-Bank,
Kartentiefe 35 m, gemeldet im Jahre 1859, hat der „Meteor“ eingehend, aber
ergebnislos gesucht; im dortigen Bereich wurde keine Tiefe unter 3800 m: ge-
funden. Auch der in der Karte als. fraglich gekennzeichnete Felsen Pedra
Pacheco und die Banka La Place‘) sind nicht aufgefunden worden. — Sehr
bemerkenswerte Aufschlüsse über die Bodengestaltung brachten die nach wie vor
systematisch durchgeführten Schallotungen am 18. Oktober. Auf etwa 48° 33’ S-Br.,
5° 32’O-Lg. wurde ein Anstieg aus 4000 m Tiefe auf 1600 m gemessen, den die
Expeditions-Ozeanologen für eine Fortsetzung des Bouvet-Sockels nach Norden
1) Das Vorhandensein dieser Bank, die etwa: 2 Sm südlich ‚vom Kap Santa Maria liegen soll,
wird auch im „Hdb, d. Ostküste Südamerikas“. ]I. Teil, Berlin 1913, S. 59, augezweifelt. G. Ca.