Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1925.
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Höhen auf viele Stunden vorauszusagen. Diese Möglichkeit der Voraussage gebot
aber, den im Elbegebiet bewährten Sturmflutwarnungsdienst auf das gesamte
deutsche Küstengebiet der Nordsee einschließlich der zugehörigen Flußgebiete
auszudehnen. Da als Grundlage für die Herausgabe von Sturmflutwarnungen
die täglich drei- oder viermal in der Wetterdienstabteilung gezeichneten Wetter-
karten verwandt werden, die dem die Warnungen Herausgebenden möglichst
frühzeitig, auch abends und nachts, vorliegen müssen, und da es.nicht möglich
ist, beim Gezeitendienst einen ununterbrochenen Tag- und Nachtdienst einzu-
richten, so ist Anfang Dezember in der Wohnung Dr, Rauschelbachs ein Fern-
sprechanschluß eingerichtet worden. Auf diese Weise ist auch außerhalb der
Dienststunden eine Dienstbereitschaft und eine Verbindung mit der Wetterdienst-
abteilung und der Telegrammaufnahme möglich. >
Auf Antrag hat sich die Oberpostdirektion in Hamburg damit einverstanden
erklärt, die durch Fernsprecher aufgelieferten Sturmflutwarnungstelegramme
anter der Bezeichnung „Wobs“ mit Vorrang zu befördern, Bis zum Ende des
Berichtsjahres haben die folgenden 15 Wasserbaubehörden oder deren Baustellen
am die Übermittlung von Sturmflutwarnungen oder Windstaumeldungen gebeten:
Wasserbauamt in Leer, Weg- und Wasserbauamt Oldenburg I in Oldenburg,
Weg- und Wasserbauamt Oldenburg II in Oldenburg, Ministerium des Inneren
in Oldenburg, Weg- und Wasserbauamt Butjadingen in Nordenham, Weg- und
Wasserbauamt Brake in Brake i. Old, Wasserbauamt Husum, Staatliches Neu-
bauamt Dammbau-Sylt, Bauleitung in Rodenäs bei Klanxbüll, Wasserbauamt in
Wesermünde, Staatliches Wasserbauamt in Glückstadt, Wasserbauamt in Stade,
Wasserbauamt in Norden (Ostfr.), Preußisches Wasserbauamt in Emden, Wasser-
bauoberinspektor Baron auf Borkum, Weg- und Wasserbauamt Jever in Jever.
Borkum wird gewarnt von einer Erhöhung des Hochwassers um 0,4 m an, Ro-
Jjenäs von einer Erhöhung von 0,5 m an über dem mittleren Hochwasser; Leer
wird gewarnt bei einer Sturmflut, deren Höhe 2,0 m, Glückstadt bei einer Stüurm-
Aut, deren Höhe 1,5 m über dem mittleren Hochwasser übersteigt. Die übrigen
Orte werden gewarnt bei Sturmfluten, die 1,0 m Erhöhung überschreiten. Im
Monat Dezember sind im ganzen 79 Sturmflutwarnungstelegramme herausgegeben
worden, davon 44 mittels des neuen Fernsprechanschlusses,
Zur Bereisung der Wasserbauämter zwecks Sammlung von Gezeitenbeob-
achtungen zur eingehenden Bearbeitung des Windstaus und der Sturmfluten
haben das Reich, Preußen und Hamburg der Deutschen Seewarte Mittel zur Ver-
lügung gestellt; infolgedessen hat Dr. Rauschelbach zunächst im Juli die Wasser-
baubehörden in Wesermünde, Bremerhaven und Cuxhaven, im Dezember die
Wasserbauänter in Leer, Emden, Norden und Norderney besucht und gleich-
zeitig dort die Wünsche für den einzurichtenden Sturmflutwarnungsdienst fest.
gestellt, .
Die Verkehrsausstellung in München, die auch Dr. Rauschelbach auf dienst-
liche Veranlassung besuchte, wurde mit zwei zeichnerischen Darstellungen be-
schickt, die die Bearbeitung der Sturmfluten betreffen: 1. mit einer Darstellung
des Verlaufs der in Wilhelmshaven und Cuxhaven beobachteten Sturmflutkurven
rom 11. bis 14. März 1906, der ungestörten vorausberechneten Gezeitenkurven
and des beobachteten Windstaus, 2. mit einer Darstellung, die eine Übersicht
über die in jedem der Jahre 1841 bis 1924 in Hamburg beobachteten größten
Sturmfluthöhen gibt. Ferner wurde je eine große Abbildung der Gezeitenrechen-
maschine und des Pegeltisches ausgestellt.
d. Instrumente.
1. Gezeitenrechenmaschine. Der seit Jahren beabsichtigte und schon
vorbereitete Umbau der Rückseite der Gezeitenrechenmaschine durch den dem
Gezeitendienst unterstellten Feinmechaniker hat im Berichtsjahre noch nicht er-
folgen können, da die Maschine fast dauernd in Betrieb gehalten werden mußte.
Um keine Störung in den Vorausberechnungen für die Gezeitentafeln eintreten zu
lassen, ist beabsichtigt, die Abänderung gleichzeitig mit dem Anbau des neuen
Druckwerkes an die Gezeitenrechenmaschine, für das die Mittel beantragt sind,