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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Paulus, A.; Schiffahrt und Eis, 
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an St.-B. längsseit und machte den Dampfer mit Festmacheleinen längsseit fest. 
Dieser Versuch glückte zunächst, bis schließlich in festerem Eis zwischen dem 
Bug des Dampfers und B, sich die Eisschollen in derartiger Höhe auftürmten 
und zwischen die Schiffe preßten, daß der Dampfer in Gefahr, zu kentern, geriet 
und die Eisschollen sich auf das Vorschiff des Dampfers legten. Auf dem Dampfer 
riß ein Poller aus, und ein losgerissener ‚schwerer, eiserner Haken schlug über 
den B.-B.-17 em-Turm hinweg ins Wohndeck ein. 
Um nach den bisherigen Erfahrungen über Schleppmanöver im Eis (Schleppen 
eines Seglers kurz hinter dem Heck, Schleppen eines Dampfers mit ausgefallener 
Maschine und eines golchen mit ausgefallenem Ruder) nun auch noch‘ eine 
Möglichkeit für das Schleppen eines Dampfers mit 20° nach St.-B. klemmendem 
Ruder im festen Packeis zu erproben, wurde der Dampfer nun ganz kurz hinter 
dem Heck derart festgemacht, daß ein Festmacher von B. nach dem Dampfer 
hinüber gegeben wurde, dort an St.-B.-Seite durch eine Lippe des Vorschiffes 
geführt, um den Eisenaufbau der vorderen Ladeluke herumgenommen, an B,-B.- 
Seite wieder durch eine Lippe herausgeführt und auf B, so kurz belegt wurde, 
daß der Bug des Dampfers fest gegen Fender am Heck von B. lag. Auf diese 
Weise konnte theoretisch der Dampfer nicht ausscheren oder, falls die Leine an 
einer Stelle brach, nicht kentern, da in diesem Falle der Festmacher sofort ganz 
ausrauschen mußte. Dieser Weg hat sich als brauchbar erwiesen, falls man ge- 
nügend Leinen zum Ersatz und genügend Zeit zum erneuten Verbinden hat. Der 
Dampfer lehnte sich scharf an die St.-B.-Leine an, und es gelang, ihn bei Dunkel- 
heit etwa 3 Sm weit nach Süden zu schleppen, bis schließlich bei dem unvermeidlich 
starken Gieren des Schiffes im festen Packeis einmal derart viel Kraft auf die 
Leine kam, daß der Festmacher brach, 
Ein weiteres Manövrieren dieser Art bei dem plötzlich aufkommenden Süd- 
sturm, Stärke 8, und bei völlig dunkler Nacht, in der sich die wechselnde Stärke 
des Eises nicht erkennen und ausnutzen ließ, erschien zwecklos. Ich stieß daher 
allein nach Süden vor, um dort. die an der Grenze des für sie undurchdring- 
lichen Eises wartenden Schlepper „Herkules“ und „Diana“ aufzunehmen und sie 
im Kielwasser zu dem Dampfer zu. bringen. Um die Schlepper nicht unnötig 
der Gefahr des Herauskommens aus der Fahrrinne und des Eingeschlossenwerdens 
im Eise bei Nacht auszusetzen, blieb ich mit den Schleppern für den Rest der 
Nacht im Eis gestoppt liegen. 
Am 4. III. um 65 15 Ym. beim Hellwerden bahnte ich den beiden Schleppern 
eine Rinne und führte sie an den Dampfer heran, „Herkules“ und „Diana“ nahmen 
den Dampfer in Schlepp, B. brach eine Rinne und führte den Schleppzug im 
Kielwasser nach Süden aus dem Eis heraus, Um 10% 30m Vm, wurden die Schlepper 
mit „Strabe“ 20 Sm nördlich von Stubbenkammer in freiem Wasser zur Weiter- 
fahrt nach Swinemünde entlassen, 
Da jetzt die östliche Ostsee vollkommen aufgeräumt schien, entschloß ich 
mich, nach Westen zu fahren, um im Bedarfsfalle noch Dampfern in der west- 
lichen Ostsee auf der Fahrt nach Kiel Hilfe zu bringen und in Kiel Kohlen zu 
ergänzen, Ich fuhr zunächst nach Möen-Bank, von da nördlich an dem zuletzt 
gemeldeten Standort: des Dampfers „Strauß“ vorbei nach Möens-Klint, um den 
Dampfer aufzunehmen, falls er in dem. brüchig gewordenen Eis noch nicht allein 
losgekommen sein sollte, was jedoch, ebenso wie bei „Oeresund“ geschehen, an- 
zunehmen war. Von einem Punkt, 15 Sm nordöstlich von Arkona ab, an wurde 
stellenweise loses, brüchiges Eis, stellenweise auch noch eine feste, anscheinend 
aus der Gjedser-Enge herausgetriebene Eisdecke angetroffen. Bei Möens-Klint 
stand noch übereinandergeschobenes, sehr festes Eis. Auf der Weiterfahrt bis 
zur Eckernförder Bucht wurde nur noch in der‘ Gjedser-Enge und im Fehmarn- 
Belt Treibeis angetroffen. Schiffe wurden auf der ganzen Fahrt nicht gesichtet, 
Auf Grund des Befehls, vor dem Einlaufen nach Kiel noch das Eis in der 
Eckernförder Bucht aufzubrechen, wurde 11% Nm. vor Boknis-Eck .geankert. 
Am 5, III. :Yım, wurde nur noch in der inneren Bucht Eis angetroffen, 
Dieses hatte allerdings stellenweise erhebliche Dicke und war durch Schnee und 
Tauwetter derart zähe geworden, daß B. zeitweise auch durch‘ „Boxen“ jedesmal
	        
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