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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

128 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1926, 
Mischung mit Polarwasser den Bodenstrom B bildet; aber es möchte, so- 
weit überhaupt eine N—S-Abbildung den Verbleib der Wassermassen im Raum 
erschließen läßt, ratsam sein, anzunehmen, daß erhebliche Teile des Tiefenstromes T 
irgendwie anderswohin als nach dem Boden gelangen, weil quantitativ betrachtet 
der Tiefenstrom außerordentlich viel mächtiger ist als der nach Norden rück- 
kehrende Bodenstrom B. Gewiß kann es als unsicher gelten, von welchem Niveau 
ab und von welchem Salzgehaltswert ab wir den Bodenstrom ansetzen: aber 
wenn wir dem Salzwert von 34.74, der im zentralen Indischen Ozean einen guten 
Mittelwert für T darstellt, südlich von Mauritius noch in 4000 m begegnen, so 
bleibt für den Bodenstrom keine große Mächtigkeit verfügbar. Der Bodenstrom 
beginnt im Süden mit 34.58 bis 34.60 und hat es bei den Seychellen erst auf 
34.66 gebracht, Niveaus von 4000 bis 5000 m gerechnet. Es ist, ehe wir den 
Nebenschnitt betrachten, noch eine Bemerkung zu machen, 
Die Entstehung des Bodenwassers wurde soeben mit v. Drygalski dahin 
erklärt, daß es aus einer Mischung von Tropenwasser und Polarwasser in der 
Nähe des Eismeerrandes entstehe; v. Drygalski legt Wert darauf, zu betonen, 
daß daher die Entstehung des Bodenwassers im hohen Süden eine andere sei 
als im hohen Norden des Atlantischen Ozeans, wo wir durch F, Nansens 
Arbeiten wissen, daß infolge einer Abkühlung durch die winterliche Kaltluft an 
bestimmten Stellen, z, B. südöstlich von Grönland, unmittelbar Oberflächen- 
wasser in konvektivem Austausch mindestens zeitweise nach Ausgleich- der 
Dichten bis zum Boden absinkt, so, wie wir dies auch für das Bodenwasser im 
Mittelmeer annehmen müssen. Meinardus!) schließt sich der Drygalskischen 
Erklärung offenbar auch an, wenn er schreibt, daB das antarktische Bodenwasser 
„nicht durch Berührung mit der Luft abgekühlt werde“. Ich sagte vorhin, daß 
ich ebenfalls mit v. Drygalski das Bodenwasser als eine Mischung aus Tropen- 
wasser und Polarwasser betrachte; es kommt nur darauf an, was wir in diesem 
Falle unter Polarwasser zu verstehen haben. Man muß wohl darauf bestehen, daß 
auch von der süd hemisphärischen Oberfläche aus Polarwasser irgendwo 
und irgendwann abgekühlt nach Berührung mit der Atmosphäre unmittelbar in 
konvektivem Austausch zum Boden sinkt, wie im hohen Norden. Die Notwendig- 
keit für diese Meinung, daß wir konvektiven Austausch mit der Oberfläche auch 
im Süden nicht ausschließen dürfen, folgt aus den Sauerstoffzahlen. Wir 
wissen durch Brenneckes Messungen‘), daß das antarktische Bodenwasser B 
arheblich mehr Sauerstoff als das Tropenwasser des Tiefenstromes T enthält, 
stwa 5.0 bis 5.5 ccm/Liter gegenüber 4.0 bis 4,5 ccm. Erfolgte die Entstehung 
des Bodenwassers lediglich durch Mischung von T und P ohne Berührung mit 
der sauerstoffreichen Oberfläche, so könnte im Bodenwasser der Sauerstoffgehalt 
nicht so hoch sein, als er tatsächlich ist. In der Weddellsee selbst hat Brennecke 
in den Zwischenschichten, von der Flachsee im äußersten Süden abgesehen *), 
ein Sauerstoffminimum beobachtet; dort kann also im allgemeinen der Austausch 
mit der Oberfläche nicht statthaben; die Eisdecke hindert ihn. Die Gebiete, wo 
er möglich ist, müssen eben noch gesucht werden, sie dürften zwischen 50° und 
60° 8 liegen; durch die Forschungen des „Meteor“ werden wir, da Brennecke 
aus diesen Breiten nur sehr wenige Zahlen hat beibringen können, voraussichtlich 
bald etwas für das südatlantische Meer hierüber erfahren. Jedenfalls erscheint 
as noch nicht ausgemacht, daß die Entstehungsweise des südhemisphärischen 
Bodenwassers grundsätzlich und ausschließlich eine andere ist als die des nord- 
hemisphärischen. Ä 
In dem Nebenschnitt, der vom Hauptschnitt auf der Höhe von Mauritius— 
Reunion nach NO zu in das Tiefbecken zwischen Ceylon und Westsumatra, ab- 
i) Petermann, Geograph. Mitteil. 1926, S. 218. 
3 W. Brennecke, Ozeanograph, Arbeiten der D. Antarkt. Expedition, Seewarte-Archiv XXXIX. 
Taf. 7 u. 8, Hamburg 1921. 
3) Auf die Möglichkeit, daß unmittelbar am Schelfrand Konvektion von der Oberfläche bis zum 
Boden statthat, wies schon Brennecke a. a. O, S. 133 hin. Wüst, (Zeitschr. Ges, f. Erdk, Berlin 
1926, S. 245} bringt eine ganz ähnliche Notiz auf Grund der Beobachtungen des »Meteor« unter 
55° S-Br. „Das eiskalte Wasser der Tiefen von unterhalb 2500 m wird! offenbar auf den Schelfen 
der Weddellsee gebildet, es sinkt über die Böschungen ihrer Umrandung zu den Tiefen ab.“
	        
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