Paulus, A,: Schiffahrt und Eis.
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Am 29, IL 9% VYm, lief B. aus Swinemünde wieder aus, um dem vor Kolberg
im Eise festsitzenden Dampfer „Hansa“ Hilfe zu bringen, „Hansa“ war: schon
am 23, IL vom Eisbrecher „Preußen“ Hilfe angeboten worden, die er aber wegen
des Preises von 1200 Mark abgelehnt hatte. Das: Eis war im Laufe der Tage
nun derart stark geworden, daß „Preußen“ nicht mehr hätte durchkommen
können. Die Lage des 3 Sm unter Land befindlichen Schiffes war’ bedenklich
geworden; „Hansa“ hatte nur noch für einen Tag Kohlen und wäre bei um-
springendem Wind durch das Eis auf die Küste gedrückt worden. Ich ent;
schloß mich daher, dem Dampfer zu helfen. Nachdem zunächst freies Wasser,
dann wenig starkes Eis war, traf B, etwa 10 Sm vor Kolberg auf eine feste
Eisdecke von bisher noch nicht angetroffener ‚Stärke. B. mußte, um über:
haupt vorwärts zu kommen, andauernd gegen das Eis „boxen“, Jeder Stoß
brachte das Schiff nur etwa 200 bis 300 m vorwärts. 5% 50= Nm, war „Hansa“
etwa 3 Sm nördlich von Kolberg losgebrochen und wurde ins Kielwasser ge«
nommen. 2b nachts wurde „Hansa“ vor Swinemünde abgesetzt, B. ankerte auf
der Reede. .
Am 29, IL abends war von Arkona die Meldung eingelaufen, daß etwa 10 Sm
nördlich von Arkona ein Segler, im Eis eingeschlossen, treibe und anscheinend
Notsignale zeige, Durch den jetzt herrschenden Südwestwind hatte sich das Eis
von der Küste gelöst und die Felder hatten sich nach Nordwesten verschoben:
Dementsprechend fand B am 1. HL bei der Fahrt nach Arkona in wechselnder
Entfernung, bis etwa 5 Sm, von der Küste ab nur ganz loses Eis, darüber‘ hinaus
nach See zu eine äußerst starke, feste Eisdecke. Von Stubbenkammer. an wurde
in nördlicher Richtung nach dem gemeldeten Segler gesucht. Unter der Küste
von Rügen war wieder gänzlich eisfreies Wasser, Nach etwa 5 Sm begaun eine
Zone losen Treibeises, in 12 Sm Abstand von der Küste, wurde die bisher im
Norden von Rügen zusammengeschobene, außerordentlich dicke Eisdecke ange-
troffen. Um vorwärts zu kommen, mußte B., wieder „boxen“,
25 Sm NO von Arkona wurde 3b 45= Nm, im Eise festliegend, der finnische
Dampfer „Vega“ angetroffen, etwa 5 Sm nordwestlich davon wurde der gesuchte
Segler gesichtet, „Vega“ wurde losgebrochen und wartete an der freigemachten
Steile, während B, zu dem Segler fuhr, Es war der Schuner „Irma Leenore“,
der seit dem 6. II im Eis unterwegs war, keinen Proviant und keine Kohlen zum
Heizen mehr hatte; Klüverbaum und mehrere Spanten waren durch Eispressungen
gebrochen, die Schraube seines Motors war durch das Eis unklar, Der Segler
wurde losgeeist, mit Proviant und Kohlen versehen und an kurzer Leine in
Schlepp genommen. „Vega“ wurde auf dem Rückwege ins Kielwasserr ge-
nommen. .
Unterdessen wurde in nordöstlicher Richtung ein Dampfer gesichtet, dem aber
wegen des zu bergenden Seglers noch an demselben Tage Hilfe zu bringen,
unmöglich war, Die Rückfahrt durch das starke Eis bereitete ganz erhebliche
Schwierigkeiten und mußte in der auf dem Hinwege gebrochenen Fahrrinne
erfolgen. Einerseits durfte ich wegen des Seglers im Schlepp nicht zu hohe
Fahrt laufen, anderseits genügte zeitweise „äußerste Kraft“ gerade noch, das
Schiff durch die stellenweise wieder fest zusammengeschobene. Fahrrinne zu
pressen, Zurückfahren und „Boxen“ verbot sich "dürch das Schleppen. In der
Dunkelheit war die jetzt. schon fast restlos wieder geschlossene Rinne kaum
noch zu erkennen und mußte stückweise vor dem Bug mit dem Scheinwerfer
gesucht werden. Durch Verschiebung des Eises wies die Rinne naturgemäß starke
Krümmungen auf. Trotzdem mußte hartes Ruderlegen möglichst eingeschränkt
werden, um den Schuner nieht gegen die harten Eiskanten zu schleudern, 11* Nm.
wurde in Lee der Küste in eisfreiem Wasser bei Stubbenkammer geankert, der
Segler blieb am Heck liegen, „Vega“ ankerte in der Nähe, © ;
In der Nacht vom 1. auf. den 2, IIL meldete auf wiederholte Anfrage hin
der von seiner Reederei seit längerer Zeit als vermißt gemeldete Dampfer
„Jupiter“ seinen Standort westlich von Bornholm, wo er fest im Eise saß und
nur noch für einen Tag Kohlen an Bord haute. Am:2 IIL morgens trat „Vega“
die Weiterfahrt nach Swinemünde als Nothafen in eisfreiem Wasser unter der