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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Paulus, A.: Schiffahrt und Eis. 
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befand, so wurde er losgebrochen und im Schlepp genommen... Zur leichteren 
Übermittlung der Anweisungen wurde auf ihm wieder ein Signalgast an Bord 
gegeben. Dem Dampfer wurde jedoch mitgeteilt, daß ich ihn aber nur auf seine 
eigene volle Verantwortung und nur so weit nach Westen mitnehmen. könne, als 
dies bei den unbekannten Eisverhältnissen zwischen Arkona und Gjedser für B. 
möglich sei, und solange nicht andere, dringendere Aufgaben an B. heranträten, 
Durch den ständigen Ostwind hatten sich gerade zwischen Saßnitz und Arkona 
ganz bedeutende Eismassen zusammengepreßt und bereiteten erhebliche Schwie- 
rigkeiten beim Durchbringen des Dampfers nach Westen, Während des Schleppens 
erschienen, von Norden kommend, die Fährschiffe „Deutschland“ und „Konung 
Gustav V.“ „Deutschland“ teilte durch Funkspruch mit, daß sie 10 Sm nördlich 
von Arkona fünf im Eis festsitzende Dampfer getroffen habe. Hinter Arkona 
kam freies Wasser. „Werra“ wurde losgeworfen und erhielt den Rat, sich bis 
nach Untersuchung der fünf Dampfer im freien Wasser zu halten, da es möglich 
sei, daß B. von den nördlich gemeldeten Dampfern zurückkäme; im übrigen 
wurde dem Kapitän anheimgegeben, vollkommen nach eigenem Gutdünken und 
auf eigene Verantwortung weiter zu handeln. Diese Aufforderung mußte „Werra“ 
erhalten, da sich noch nicht übersehen ließ, welche Aufgaben B. bei den andern 
Dampfern erwarteten, und die Lage von „Werra“ in dem zur Zeit eisfreien Wasser 
und bei dem jetzt von der Küste freisetzenden Wind augenblicklich nicht ge- 
fährdet erschien. B. fuhr nach Norden, um die Lage der dort gemeldeten 
Dampfer zu untersuchen. Zunächst wurde „Oeresund“ angetroffen, den B. bereits 
am 20. II, vor Bornholm aufzunehmen versucht hatte, „Oeresund“ hatte sich 
damals, wie vermutet, dem dänischen Eisbrecher angeschlossen, hatte sich zwei 
Spanten im Vorsehiff gebrochen und war in Trälleborg abgesetzt worden. Der 
noch vom 20. IL her an Bord befindliche Signalgast meldete durch Winkspruch, 
daß er beim Rettungsversuch von zwei Schweden in eine Spalte im Eis geraten 
und beinahe ertrunken wäre, „Oeresund“ hatte selbst Kohlenladung und war 
mit Proviant für 14 Tage ausgerüstet. Angebotenes Einbringen nach Kiel lehnte 
er mit dem Begründen ab, daß er versuchen wolle, nach Stettin durchzukommen. 
Auch der Hinweis, daß ein Durehkommen nach Osten oder Süden für ihn un- 
möglich sei, änderte seinen Entschluß nicht. Die übrigen vier Fahrzeuge waren 
zwei finnische Dampfer, die von zwei finnischen, eisbrecherartig gebauten 
Dampfern westwärts eskortiert wurden und langsam weiterkamen.. Inzwischen 
waren beide Fährdampfer in der Nähe der Küste im Eise festgekommen und 
erbaten Hilfe, „Konung Gustay V“ etwa an der Stelle des Jasmund-Feuerschiffes, 
„Deutschland“ 1 Sm querab von Wisshover-Klinken, „Deutschland“ schien vor 
allem äußerst gefährdet, Das Schiff wurde nach seinen Meldungen durch das 
pressende Eis schnell auf Land zu geschoben, so daß Strandung unmittelbar 
bevorstand. „Deutschland“ wollte die Passagiere über das Eis an Land schicken 
mußte dies aber, als zu gefährlich, aufgeben. Ich versuchte noch über N.S, 
Arkona an Dampfer „Werra“ Mitteilung gelangen zu lassen, daß B, den in Not 
befindlichen Fährschiffen helfen müsse und vorläufig nicht zurückkehre. Arkona 
meldete jedoch, daß „Werra“ schon nach Westen außer Sicht gekommen Sei, 
Ich fuhr zunächst mit höchster Fahrt zu „Deutschland“, die nach einwandfreien 
Peilungen beim Eintreffen von B. bereits auf 10 m Wasser 700 m von den 
Klinken entfernt lag. Durch hartes Vorbeischeren an ihrer Backbordseite ge- 
lang e8 um 6h Nm. bei einbrechender Dunkelheit die vor dem Schiff auf- 
getürmte Barre aus übereinandergeschobenem Packeis zu durchbrechen, so daß 
„Deutschland“ frei kam und Saßnitz erreichen konnte. Die Begrüßung der B. 
durch die Passagiere des Fährschiffes war der äußerst gefährdeten Lage des 
Schiffes entsprechend freudig. Beim Längsseitkommen wurde B, mit lautem 
Hurra begrüßt, nach Einlaufen in Saßnitz richtete der italienische Gesandte in 
Stockholm und die übrigen Passagiere des Schiffes ein. Danktelegramm an B. 
Yon 6% 50m Nm, bis 8* 30m Nm. wurde. bei. Dunkelheit und starkem Schnee- 
treiben versucht, das Fährschiff „Konung Gustav V*“ loszueisen. Die Eispressung 
war durch den anhaltenden Ostwind so stark. geworden, daß die losgebrochenen 
Eisschollen sich sofort auf- und niederstellten und durch das nachdrängende
	        
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