Deutsche Seewarte: Prüfung von Schwimm kompassen,
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winnen. Das beste Mittel hierzu gibt ihm die Beobachtung der Schwingungsdauer,
deren dem Rosendurchmesser entsprechende Größe, wie jahrzehntelange Beob-
achtungen an Tausenden von Kompassen gezeigt haben, einen sicheren Schluß
auf die magnetischen Eigenschaften der Rose und auf die Beschaffenheit von
Pinne und Stein zuläßt, Gewiß kann es bei diesem Verfahren einmal vorkommen,
daß auch ein vielleicht noch brauchbarer Kompaß nicht für genügend befunden
wird; das ist dann aber eine Ausnahme, die in der Regel auf eine ungenügende
Überholung zurückzuführen sein wird. Dem Reeder muß es doch in erster Linie
darauf ankommen, die Gewißheit zu erhalten, daß seine dem Mechaniker zur
Reparatur anvertrauten Kompasse so überholt werden, daß sie der Prüfung
standhalten! Würde von der Prüfung der Schwingungsdauer Abstand genommen,
oder würde dieses Verfahren auch nur gemildert werden, so müßte bei den
Prüfungen eine große Menge minderwertigen Materials mit durchschlüpfen zum
Nachteil der deutschen Schiffahrt und zum Schaden des guten Rufes der deutschen
Kompaßindustrie und der deutschen Prüfungsstellen. Die Deutsche Seewarte hat
daher keinen Anlaß, ihre Prüfungsmethoden zu ändern, Wenn trotzdem die
Deutsche Seewarte dem Ludolph-CZ-Kompaß gegenüber eine Ausnahme gemacht
hat, so liegt das daran, daß es sich in diesem Falle um eine neue Konstruktion
handelt, die im Interesse der Schiffahrt eingehend ausprobiert werden mußte,
Die ersten praktischen Versuche sind zwar zur Zufriedenheit ausgefallen, doch
bleibt abzuwarten, wie diese Kompasse sich auf die Dauer bewähren werden.
Erst dann wird man endgültig entscheiden können, ob die diesem Modell gegen.
über zugestandene Milderung des Prüfungsverfahrens auch weiterhin beibehalten
werden kann oder nicht, Deutsche Seewarte.
Kleinere Mitteilungen.
1. Aus den meteorologischen Schiffs-Tagebüchern der Deutschen Seewarte.
1. D. Saarland, H. A, L., Kapt. Helfer. MT. 22101%).
Von Sabang nach Colombo.
Orkanbildung im Golf von Bengalen,
Die Reise fand vom 18. bis 21. Dezember 1925 bei schönem Wetter und
leichten Winden statt; nur am 19, fanden sich folgende Eintragungen: „Sb 30m VYm,
Regenschauer von kurzer Dauer. Ab 9h schnell aufkommende lebhafte
Norddünung. Nachmittags: Zeitweise leichte Regenschauer (3), Wind unbeständig
aus NW-—NNO— Nord. Wache von 4h bis 8b Nm.: Wind unbeständig. Ende der
Wache mit Regenböen aus Nord; klares Wetter. Wache von 8b bis 12h Nm.:
Niederschlag innerhalb des Gesichtskreises,“ .
Dieses Wetter ist das Zeichen einer atmosphärischen Störung, die weiter
nördlich im Bengalischen Meerbusen in der Bildung begriffen war. Der Baro-
meterstand der „Saarland“ gibt zwar keinen Hinweis darauf, sondern ist sogar
am 19. etwas höher als am Tage vorher und nachher, aber die Störung geht
aus Funkmeldungen anderer Schiffe hervor, die dem Meteorologischen Tagebuch
beigefügt sind. Diese lauten:
„S. S. Oxfordshire, 19. Dezember 1925, 4 20m mt. Gr. Zt., Ort: 11° 24’ N-Br.,
89° 06’ O-Lg. auf Südostkurs beigedreht, hohe durcheinanderlaufende See, heftige
Böen, Wind jetzt OSO, während der Nacht hatten heftige Regenböen mit steigender
südlicher Dünung; um 4b Vm. Ortszeit wurde das Wetter plötzlich sehr ver-
worren, 7h 30m Vm., Windstärke 9, See 8 und sehr durcheinanderlaufend, der
Himmel stark bedeckt mit einzelnen Regenböen, was für Wetter haben Sie?“
„S.S. Bendoran, 19. Dezember 1925, 5 07m mt. Gr. Zt, an alle Schiffe: 0453 gmh
5° 55’ N-Br., 86° 40’ O-Lg., Bar. 762 mm, stetiger Wind NW 3, See leicht, schön
und klar.“
„S. S. Lancashire, 19. Dezember 1925, 4b 30= mt. Gr. Zt, Ort: 9° 32’ N-Br.,
86° 24’0-Lg., Barometer ständig 759, Wind NNW 5, See grob, schönes wolkiges Wetter.“
1x Nummer des Tagebuch-Registers der Seewarte,