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Full text: 54, 1926

Fischer, F. A, Michelssen, F., und Fassarge, G.: Eignen sich kurze Wellen zum Funkpeilen? 385 
Es wurde zunächst die Funkbeschickung verschiedener Schiffstypen bei ver- 
schiedenen Wellen zwischen 100 und 20 m untersucht. Dabei zeigte sich, daß 
diese und der vom Schiff hervorgerufene Hilfsantennenbedarf an baulich gebotenen 
Rahmenplätzen im Vergleich zu den bei den bisher üblichen Peilwellen 600 bis 
1100 m gewohnten Werten außergewöhnlich groß und stark frequenzabhängig 
sind. Die Maximalbeträge der Funkbeschickung waren sehr oft 70 bis 90°. In den 
meisten Fällen trat neben einem sehr großen D- noch ein B-Wert gleicher 
Größenordnung auf, Diese außerordentlich großen Werte und die starke Frequenz- 
abhängigkeit der Funkbeschickung zeigen, daß e8 bei den kurzen Wellen sehr 
leicht vorkommt, daß benachbarte Leitergebilde in die Resonanzlage mit den 
Peilwellen kommen, Dadurch hat aber das Rückstrahlfeld dieser Gebilde neben 
einer mit dem Feld der ankommenden Welle konphasen Komponente, die Ab- 
jenkung erzeugt, noch eine um 90° gegen das Feld der ankommenden Welle 
phasenverschobene Komponente, die bekanntlich Hilfsantennenbedarf erzeugt. 
Dies machte sich an verschiedenen Peilplätzen sehr störend bemerkbar, z. B. fiel 
auf der Brücke eines großen, eisernen Schiffes bei den drei untersuchten Wellen 
80, 55 und 32 m in Querabrichtung ein Sektor von 70° aus, weil keine scharfen 
Minima erhalten werden konnten, Eine Kompensation dieses außerordentlich 
starken Bedarfs an Hilfsantennen sowie der gefundenen hohen und stark frequenz- 
abhängigen Funkbeschickungen auf ein erträgliches Maß wird auf Grund einiger 
roher Versuche, die angestellt wurden, für praktisch sehr schwer durchführbar 
gehalten. Es wurden auf einem Holzschiff noch Versuche angestellt, die zeigten, 
daß selbst kleine Gebilde, die bei den Peilwellen 600 bis 1000 m keinerlei Funk- 
fehlweisung oder Hilfsantennenbedarf erzeugen, außerordentlich starke Beträge 
dieser beiden Größen bei den kurzen Wellen zur Folge hatten, 
Nach den angestellten Versuchen sind wir zu folgendem Ergebnis gekommen: 
Mit den kurzen Wellen kann selbst auf einem Schiff, das keine Ablenkung er- 
zeugt, nur bis auf eine Entfernung von 10 Sm ein zuverlässiger Peilbetrieb bei 
Tag und Nacht garantiert werden. Jedes Schiff ist aber mehr oder weniger 
mit hochführenden Leiterteilen ausgerüstet, die eine große frequenzabhängige 
und sehr schwer kompensierbare Funkbeschickung und einen großen Hilfs- 
antennenbedarf erzeugen. Es erscheint also unzweckmäßig, zu versuchen, mit 
den kurzen Wellen auch nur die Forderung eines Küstenpeilverkehrs auf ganz 
geringe Entfernung zu erfüllen. Der einzige Grund, der hierfür noch in Frage 
kommen könnte, wäre die Billigkeit des Gerätes, Dieser Grund ist jedoch nicht 
stichhaltig, da es bezüglich der Kosten gleichgültig ist, ob man bei solch ge- 
ringen Forderungen an Reichweite ein Gerät mit kurzen Wellen oder mit den 
bisher üblichen Peilwellen zwischen 600 und 1100 m baut. Die letzteren haben 
sogar noch den Vorzug, daß die für die Peilung allein maßgebende Öberflächen- 
welle nicht so stark absorbiert wird wie bei den kurzen Wellen, so daß ein zu- 
verlässiger Peilverkehr mit denselben Mitteln auch noch in größerer Entfernung 
bei Tag und Nacht möglich ist, wie die mehrjährigen praktischen Erfahrungen 
im Bordbetrieb zeigen. 
Die an die Vorversuche vom November und Dezember 1925 geknüpften 
Hoffnungen, die Funkwellen unter 100 m Länge für den Peilbetrieb praktisch 
verwertbar machen zu können, haben sich also nach den nun vorliegenden ein- 
gehenden Versuchen nicht erfüllt, 
Regierungsrat Kapitän Heinrich Raegener +. 
Am 20, September d. Js. ist infolge eines Schlaganfalles Regierungsrat Kapitän 
Heinrich Raegener, Abteilungsvorstand bei der Deutschen Seewarte, im Alter 
von nahezu 64 Jahren in Tölz gestorben, wo er Heilung für sein Leiden gesucht hatte, 
Raegener wurde am 27. September 1862 in Holzminden a. d. Weser geboren. 
Seinen ersten Unterricht erhielt er im elterlichen Hause und in der Dorfschule 
zu Ahlshausen. Nach seiner Konfirmation besuchte er in Eimbeck Quarta 
und Untertertia des dortigen Realgymnasiums und im Anschluß daran die Real-
	        
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