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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1926,
und noch genügend Kohlenvorrat. Er wurde aus dem Eis losgebrochen und
erhielt Anweisung, in der auf dem Hinweg von B. gebrochenen Fahrrinne nach
Due Odde zu fahren und dort auf die Rückkehr von B. zu warten. 1b 40m Nm,
wurde der norwegische Dampfer „Pollux“ angetroffen, der ebenfalls mit ge-
nügend Proviant und. Kohlen versehen war; seine Lage schien vorläufig nicht
gefährdet. In der Nähe von „Pollux“ wurden auf dem Eise drei Mann von
„Christel Salling“ angetroffen, die in dem dichtwerdenden Nebel B, den Weg zu
dem noch nicht in Sicht befindlichen Dampfer zeigen wollten. Infolge des immer
dichter werdenden Nebels verloren die Leute jedoch beim Ausweichen vor den
zahlreichen Rissen im Eise die Orientierung, verschwanden im Nebel, konnten
aber mit der Sirene wieder herangerufen werden. Inzwischen waren die Dampfer
„Christel Salling“, „Continental“, „Susanne“ und der bereits seit zehn Tagen
überfällige Dampfer „Oeresund“ in Sicht gekommen, Ein Offizier, zwei Mann
und ein Signalgast wurden zu den Dampfern entsandt, um die Lage der Dampfer
zu untersuchen, Auf einer Stellung als Schlitten wurde den Dampfern Proviant
für zehn Tage an Bord gegeben, Zugleich wurde auf jeden der vier Dampfer
ein Mann vom Signalpersonal kommandiert und mit den Dampfern Morsenamen,
Anrufe usw, verabredet, Diese Maßnahme hat sich bei dem schweren Manö-
yrieren an diesem Tage und später beim Einbringen der Dampfer außerordent-
lich bewährt, . Nach Verproviantierung der Dampfer wurde zunächst der am
weitesten zurückliegende „Oeresund“ losgebrochen. Als der zweite Dampfer,
„Continental“, losgebrochen werden sollte, zeigte es sich, daß durch den immer
mehr auffrischenden Westwind die Eispressung so stark geworden war, daß
„Oeresund“, keine 100 m von der Anfangstellung entfernt, in der eben ge-
brochenen Fahrrinne durch das Eis erneut eingeklemmt wurde, Als Zeichen
dafür, wie schnell die Eisfelder sich wieder zusammenpreßten, sei erwähnt, daß
die drei im Nebel durch die Fahrrinne der B, von ihrem Schiff getrennten
Leute der „Christel Salling“ kurz hinter B, die Fahrrinne zu Fuß wieder passieren
konnten. Unterdessen brach die Dunkelheit an und Schneetreiben setzte ein.
Da e8 unter diesen Umständen gänzlich ausgeschlossen war, mehrere Schiffe
zugleich im Kielwasser aus dem Eisfeld zu führen, so wurde zunächst versucht,
den schwächsten Dampfer, „Continental“ vollends loszubrechen und nach Swine-
münde mitzuführen. Die übrigen Dampfer, ebenso wie auch „Pollux“, der jetzt
durch F.T. um Mitführung bat, wurden angewiesen, bis zur Rückkehr von BR.
nach Kohlenergänzung in Swinemünde zu warten. „Continental“ erwies sich
jedoch als zu schwach, um im Kielwasser von B. dicht aufgeschlossen die los-
gebrochenen, sofort wieder heranpressenden Eisschollen zu überwinden, Unter
schwierigsten Umständen — die Eisschollen stiegen bei „Continental“ durch die
Pressung bis an die Reeling hinauf — wurde der Dampfer zum zweitenmal los-
gebrochen und in Schlepp genommen. Nach etwa 1000 m Fahrt brach auf
„Continental“ die Ruderleitung, das Schiff rannte quer ins Packeis und geriet
durch die Schleppleine in Gefahr des Kenterns. Unter diesen Umständen, Nacht,
Schneetreiben, Pressungen im starken Packeis, erschienen weitere Schlepp-
versuche mit dem manövrierunfähigen Dampfer aussichtslos, Bis zum Anbruch
der Helligkeit oder Beendigung der Ruderreparatur zu warten, verbot der
Kohlenmangel. „Continental“ erhielt daher Anweisung, ebenfalls auf die Rück-
kehr von B. zu warten. Es wurde versucht, wenigstens noch die stärkere
„Christel Salling“ loszubrechen und im Kielwasser mitzuführen, Jedoch auch
dieser Dampfer konnte nachts die sich sofort wieder schließende Fahrrinne nicht
halten und mußte zurückgelassen werden. B, fuhr jetzt wieder nach Due Odde,
um von dort aus zunächst auf südlichem, dann auf westlichem Kurse unter
möglichst günstigen Eisverhältnissen nach Swinemünde durchzubrechen.
Im Laufe des Tages waren die von Due Odde nach Süden geschickten Dampfer
„Pallas“ und „Ursula“ erneut festgeraten. „Pallas“ war jedoch bald wieder frei-
gekommen und hatte Anweisung erhalten, bei Due Odde B. zur Fahrt nach Süden
zu treffen, „Baltricer“ meldete durch Funkspruch, daß er wegen Eistreibens seinen
Ankerplatz von Due Odde nach Nexö verlegt und dort einen sehr guten Liege-
platz gefunden habe.