Mahnkopf, H., und Passarge, G,: Funkpeilversuche auf kurzen Wellen, 39
fernung von einigen Kilometern) keineswegs immer unmöglich ist, kurze Wellen
bei Dunkelheit zu peilen, und daß bei Dunkelheit eine Wanderung des Peilstrahls
nicht immer festgestellt werden kann. .
Bei diesen Versuchen wie auch bei den späteren Peilungen wurden übrigens
stets Wellenlängen zwischen 830 und 50 m verwandt,
Nunmehr wurde das Peilgerät wieder an Bord von „Elbe IV“ geschafft,
Leider konnten die noch vorgesehenen Untersuchungen, für die nur noch wenige
Tage zur Verfügung standen, infolge sehr schlechten Wetters und starken Windes
nur in beschränktem Umfange durchgeführt werden. Vom funktechnischen
Standpunkte aus waren die Verhältnisse an Bord recht ungünstig, denn alle
Plätze, die für die Aufstellung des Peilers in Frage kamen, befanden sich ent-
weder in unmittelbarer Nähe von metallischen Aufbauten oder in der Nähe von
geschlossenen Strombahnen, gebildet vom Schiffskörper, den zahlreichen Stagen,
Wanten, Pardunen usw, Versuchsweise wurde der Peiler zunächst an einem sehr
ungünstigen Ort aufgestellt: neben dem eisernen Besanmast, innerhalb einer
„Schleife“, die vom Schiffskörper, dem Mast und einem Stag gebildet wurde.
Die Peilminima waren naturgemäß nicht sehr scharf, aber doch gut aufzufassen,
auch bei Dunkelheit, Bei Querabpeilungen war die Funkstrahlablenkung, wie
schon der Augenschein zeigte (die „Alte Liebe“ war zeitweise sichtbar), sehr
beträchtlich, Es wird instruktiy sein, hier die Peilkreisablesungen zu geben, die
am 19, Dezember, 6h Nm, bei ausnahmsweise sehr ruhig im Strome liegendem
Schiff erhalten wurden: 351.2, 351.0, 351.4, 351.4, 350.9, 351.2. Bald darauf
einsetzende Schneeböen machten weitere Versuche unmöglich. Am ganzen folgenden
Tage schloß starker Ostwind, der sich zeitweise zum Sturm steigerte, jede Peilung
aus, Am 21, Dezember erhielt der Peiler wieder seinen früheren Platz auf der
Brücke. Während der Schwoiung des Schiffes um 11% Vm, wurde versucht, für
die 35 m-Welle die Funkbeschickungskurve festzulegen, Optische Peilungen waren
wegen schlechter Sicht unmöglich; so mußte der Kompaß benutzt werden, dessen
Deviationskurve einige Tage vorher durch den Hauptagenturvorsteher der
Deutschen Seewarte zu Cuxhaven sorgfältig bestimmt worden war. Es herrschte
starker Ostwind. Zunächst waren die Windgeräusche so kräftig, daß eine Auf-
fassung des Peilminimums ausgeschlossen war; oft war der Sender nur zu hören,
wenn der Rahmen in das Maximum der Lautstärke gedreht wurde, Schließlich
gelangen einige zuverlässige Peilungen, aus denen folgendes berechnet wurde
{wozu noch bemerkt wird, daß die letzte der sechs Beobachtungen erst um 4h 30m Nm.
erhalten werden konnte):
Bei der Berechnung der
Seitenpeilungen des Leuchtturms
nach dem Kompaß wurde für die
rechtw. Peilung des Leuchtturms 660
von „Elbe IV“ aus der Wert 160.5° 70
zugrunde gelegt. 785
Wenn, man die Funkbeschik- 107.5
kung f als Funktion der Funk- 129 |
seitenpeilung q in der Form © ;
f= A+Bsinq + Ccosq + Dsin2q + Ecos2q+....... darstellt, so ist (auf
eisernen Schiffen) bekanntlich D stets bei weitem der größte Koeffizient. Leider
war es hier während der Schwoiung des Schiffes unmöglich, in der Nähe von
9 = 45°, wo D=8sin2q sein Maximum erreicht, eine Beobachtung zu erhalten.
Immerhin kann man auch schon aus den hier erhaltenen Werten schließen, daß
für den gewählten Standort des Peilers die Funkbeschickungswerte, verglichen
mit denjenigen, die man unter solchen Verhältnissen für die sonst üblichen Peil-
wellen (600 bis 1000 m) kennt, sehr klein sind. Um festzustellen, ob dieses merk-
würdige Resultat etwa durch irgendwelche örtliche‘ Verhältnisse vorgetäuscht
worden ist, bedarf es weiterer Untersuchungen, die hier nicht ausgeführt werden
konnten, da noch am gleichen Abend (21. Dezember) die Versuche abgebrochen
werden mußten und auch in den stürmischen folgenden Tagen kaum hätten fort-
yesetzt werden können.
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