Grosse, W.: Erhöhung der Jahresmitteltemperatur im Gebiet des Nordatlantischen Ozeans, 39
Über den Zusammenhang der Luftdruckabweichungen über Island, den Azoren
und Europa (Wien-Berlin-Stockholm) hat im Februarheft 1913 der Ann. d. Hydr.
W. Köppen eine graphisch-statistische Untersuchung angestellt, die nebst der
dazugehörigen Tafel auch in der Meteorologischen Zeitschrift 1913, S. 121ff,
abgedruckt ist. Der zahlenmäßige Ausdruck dieses Zusammenhanges ist durch
die Korrelationsmethode festgestellt und ebenfalls graphisch bearbeitet. Köppen
erwähnt in diesem Aufsatz auch die bereits 1904 von Hann gemachte Fest-
stellung, daß in den Wintermonaten eine starke Neigung zu entgegengesetzten
Abweichungen des Luftdruckes vom Normalwert in Island und Europa sowie in
Island und auf den Azoren besteht. Diese Feststellung hat Köppen in klarer
und übersichtlicher Weise durchgeführt. Unter den „Kleinen Mitteilungen“ des
Jahrganges 1920 der Ann. d, Hydr, S, 296 hat W. Köppen S. 296—298 im An-
schluß an das 1917 in Christiania erschienene Buch von Björn-Hellard-Hansen
und Fridtjof Nansen: „Temperaturschwankungen des Nordatlantischen Ozeans
und der Atmosphäre“ sehr klare graphische Bilder über die Abhängigkeit der
Temperaturabweichungen von den Luftdruckabweichungen für den Zeitraum 1884
bis 1900 gebracht. Es wäre sehr wertvoll, wenn diese Bilder auch für das bisher
abgelaufene erste Viertel des neuen Jahrhunderts entworfen würden, weil anzu-
nehmen ist, daß besonders im Winter, dessen Temperaturverlauf in Nordwest-
guropa ganz besonders von den Luftdruckverhältnissen des Nordatlantischen
Ozeans abhängt, starke Änderungen eingetreten sind.
Die 35jährige Periode von Brückner bedeutet in warmen Jahren starke
Eiszufuhr und umgekehrt, Da diese Periode sieben Lustren umfaßt, so habe ich
für Niederschlag und Temperatur die fünfjährigen Mittel, soweit sie für Bremen
vorliegen, eingetragen und die zusammengehörigen der Reihe nach numeriert.
Das normale Niederschlagsmittel für Bremen ist 682 mm. Zunächst sieht man
aus dem graphischen Bilde 1, daß die Schwankungen seit 1891 beträchtlich ge-
ringer geworden sind. Nr. 1 und 2 zeigen starke positive Abweichungen in den
ersten beiden Fällen. Im dritten ist ein starker Rückgang zu bemerken, Nr.3
ist beide Male etwa gleichstark negativ, so daß im Lustrum 1931/35 wenig Nieder-
schlag im Mittel zu erwarten ist, Die Nr. 5 stimmt im zweiten und dritten
Lustrum ganz gut, im ersten ist ein ebenso starker Überschuß. Nr. 6 hat geringe
Abweichungen nach oben und unten, so daß wir im Lustrum 1926/30 voraussicht-
lich auch nahezu das normale Mittel haben werden. Die drei Nummern 7 zeigen eine
allmähliche Zunahme an, die sich also im Lustrum 1936/40 noch vergrößern könnte.
Die Mitteltemperatur in Fig. 2 ist 8.6 Grad für Bremen. Seit 1896 haben
wir nur positive Abweichungen gehabt, die im Lustrum 1901/05 am größten war.
Nr. 1 stimmt in allen drei Fällen gut. Nr. 2 zeigt ein allmähliches Ansteigen,
Nr. 3 stimmt in den ersten beiden Fällen genau, im dritten ist ein starker An-
stieg von 0.6 vermerkt. Nr. 4 hat drei positive Abweichungen, die wieder im
dritten Falle am größten sind. Nr. 5 ist in den ersten beiden Fällen negativ,
im letzten Lustrum 1921/25 schwach positiv. Nr. 6 würde darauf hinweisen, daß
das nächste Lustrum 1926/30 zu kalt sein wird, wenn auch weniger als 1891/95.
Die beiden Nummern 7 stimmen gut und deuten darauf hin, daß das Lustrum
1931/35, das ja wenig Niederschlag bringen soll, zu warm sein wird,
In Fig. 3 sind die sechs Sommer- und die sechs Wintermonate getrennt be-
handelt. Erstere haben das Mittel 14.3, letztere 3.3 Grad, Nr. 1 hat warme
Sommer und warme Winter. Nr. 2 wärmer werdende Sommer und Winter. Nr. 3
kühler werdende Sommer und wärmer werdende Winter. Nr. 4 verläuft ähnlich,
ebenso auch 5 Nr. 6 deutet darauf hin, daß das Lustrum 1926/30 uns einen
kühlen Sommer und einen kalten Winter bringt. Nr.7 dagegen würde für 1931/35
einen fast normalen Sommer und einen warmen Winter bringen. Die beiden
Linien deuten auch an, daß in den letzten Lustren die Sommer kühler und die
Winter wärmer geworden sind. Dasselbe zeigt auch die Fig. 4, in der die Ab-
weichungen der Pentadenmittel der Periode 1901/23 von der Periode 1803/1900 ein-
getragen sind. Von Anfang Juni bis Ende Oktober finden sich fast lauter negative,
in den übrigen Monaten positive Abweichungen. In Fig. 5 sind die Abweichungen
der Monatsmittel vom langjährigen Mittel für 1911/20, 1901/20 und 1891/1920,