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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Georgii, W,: W. Köppen und A. Wegener: Die Klimate der geologischen Vorzeit, 35 
erhält, aber infolge des vom Wind weitergeführten Triebschnees die Haupt- 
ablagerung der Schneemassen in Lee erfolgt, Örtlich hat diese Anschauung 
sicherlich ihre Berechtigung, Enquists Folgerungen dürften aber zu weit gehen. 
Ungeachtet dessen verdient die Auffassung von Enquist unsere meteorologische 
Beachtung in Hinblick auf die heutigen Schneeverhältnisse unserer Gebirge. 
Yon den weiteren Ausführungen Köppens über die Klimate des Quartärs 
ist die Darstellung der Ursachen und der absoluten Zeitrechnung der Eis- 
zeit für den Meteorologen von besonderem Interesse, Zunächst gilt es zwei 
Fragen zu entscheiden: 1. nach dem ausschlaggebenden meteorologischen Element 
und 2. nach der maßgebenden Jahreszeit für die Zunahme der Vergletscherung. 
Köppen führt den Nachweis, daß nicht die Größe der Schneemenge der aus- 
schlaggebende Faktor für das Wachstum der Gletscher ist, sondern niedrige 
Temperatur, und diese besonders im Sommer, also nicht otwa klimatische Ver- 
hältnisse, wie sie heute in Feuerland und Neuseeland herrschen, sondern wie sie 
den gegenwärtigen auf Grönland und Antarktika entsprechen, wo die niedrigen 
Temperaturen die geringen, aber nur in fester Form fallenden Niederschläge nicht 
abschmelzen, sondern sich zu Eisströmen ansammeln lassen, Sehr überzeugend 
sind die Belege, durch die Köppen zeigt, daß Winterkälte und ein daraus her- 
vorgehendes tiefes Jahresmittel der Temperatur allein nicht für die Vergletscherung 
ausreichen, sondern niedrige Sommertemperaturen für die Bildung des Inland- 
eises ausschlaggebend sind. Sibirien zwischen 60 und 70° N-Br. hat eine um 8° 
niedrigere Jahrestemperatur als Grönland unter gleicher Breite. Der Boden ist 
dort bis in Tiefen von 100 m gefroren, doch ist er völlig frei von Gletschern. 
(Unvergletschert: Werchojansk: Winter — 47° C, Sommer + 17°C, Jahr — 14° C. 
Vergletschert: Godthab: Winter — 10°C, Sommer + 6°C, Jahr — 2°C) 
Für die absolute Zeitrechnung der Eiszeit erhält man eine einigermaßen 
zuverlässige Vorstellung unter Zuhilfenahme der aus der Änderung der Bahn- 
elemente der Erde, und zwar der Schiefe der Ekliptik und der Exzentrizität der 
Erde, resultierenden säkularen Schwankung der Sonnenstrahlung, Dieser Weg 
ist zur Aufklärung des Eiszeitproblems schon mehrfach beschritten worden, aller- 
dings unter dem zu weit gehenden Gesichtspunkt, die Gesamterscheinung 
durch diese astronomischen Variationen zu erklären, die aber nur für die 
Gliederung bedeutungsvoll sind, während die Eiszeit selbst auf Polverschiebungen 
zurückzuführen ist. Bei Köppen-Wegener hat Prof, Milankovitsch aus den 
vorliegenden astronomischen Berechnungen der Änderungen der Ekliptikschiefe, 
der Exzentrizität und der Länge des Perihels den säkularen Gang der Erd- 
bestrahlung bestimmt. Die durchschnittlichen Strahlungsmengen der Zeiteinheit 
sind: = und WW = De wenn Q, die sommerliche Strahlungssumme und T; 
die Sommerlänge, die übrigen Größen die entsprechenden Werte für den Winter 
bedeuten... Diese Werte geben aber noch kein eindeutiges Bild, da die verschiedene 
Dauer der Jahreszeiten auf die Aufnahme und den Verbrauch dieser Wärme- 
mengen von Einfluß ist, Betrachtet man die Strahlungskurve eines Jahres, so 
ergibt sich, daß sie durch die astronomischen Halbjahre nicht gleichartig geteilt 
wird. Zunächst sind die Bestrahlungen an den beiden korrespondierenden Punkten, 
dem. Frühlings- und Herbstäquinoktium, nicht gleich, da die Entfernung der Erde 
von der Sonne zu beiden Terminen eine verschiedene ist, Der Unterschied der 
zugestrahlten Intensität zwischen beiden Punkten kann auf 312 pro Mille an; 
wachsen, Weiterhin bedingt die Variation der Exzentrizität Ungleichheiten in 
der Dauer der Jahreszeiten, derart, daß die Unterschiede zwischen Sommer- und 
Winterdauer auf nahezu + 32 Tage anwachsen können. Diese Unsymmetrien in 
der Strahlungskurve, bedingt durch ihre Teilung nach astronomischen Jahres- 
zeiten, beseitigt Milankowitsch durch Einführung der kalorischen Halbjahre, 
die dadurch gekennzeichnet sind, daß das kalorische Sommerhalbjahr alle die 
Tage umfaßt, an denen die Strahlung stärker ist als an irgendeinem Tage des 
kalorischen Winterhalbjahres, Die kalorischen Halbjahre haben stets die gleiche 
Dauer, doch wechselt der Zeitpunkt ihres Beginnes, Die Strahlungssummen dieser 
kalorischen Halbjahre sind nun für eine bestimmte Breite berechenbar, ebenso
	        
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