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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

310 . Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1926, 
Luftdruckabweichung zum Teil positiv. Im nächsten Monat verminderte Zirkulation: 
Abweichung der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada—-Island im März 1916: —15.4. 
Aber, wie gesagt, in einem bestimmten individuellen Fall kann sich das ab- 
geleitete Schema der Schwankungen der Zirkulation und der Luftmassenverteilung 
nur ausnahmsweise an den Monatsmitteln äußern — sonst müßten ja die Zirku- 
lationsschwankungen eine regelmäßige viermonatige Periode aufweisen. Je nach 
horizontaler und vertikaler Erstreckung der aus der Polarkalotte ausbrechenden 
Kaltluftmassen und ihrem Temperaturunterschied gegenüber den Luftmassen, in 
die und unter die sie sich schieben, ist ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit!) und 
damit auch die Zeitdauer bis zu ihrer Wirkung auf die nordatlantische Luft- 
zirkulation verschieden. Es ist selbstyerständlich, daß gerade auch hinsichtlich 
des Zeitbedarfs die Auswirkung von größeren Kälteeinbrüchen oder Warmluft- 
zuflüssen über Nordamerika anders ist als diejenige asiatischer Kälteeinbrüche 
und Warmluftansammlungen; es ist weiter selbstverständlich, daß Art und Ge- 
schwindigkeit der Verlagerungen der Polarfront in den verschiedenen Jahres- 
zeiten unterschiedlich sind, daher ergeben sich ja auch für jeden Monat be- 
züglich des untersuchten Zusammenhangs (Figuren 1 bis 16) wieder andere Bilder, 
Alle diese Einzelheiten müssen einer Untersuchung, die sich auf die Beobach- 
tungen einzelner Tage stützt, vorbehalten bleiben. Wenn dennoch die angewandte 
Methode aus den Monatsmitteln so klare, systematische Unterschiede aufweisende 
Bilder wie die Figuren 1 bis 16 erstehen ließ, so kann daraus der Schluß gezogen 
werden, daß die Zeitdauer zwischen „Störung“ (Auftreten von Luftdruckanomalien 
verschiedenen Vorzeichens im Polargebiet) und Wirkung auf die atlantische 
Luftzirkulation wenigstens in den Fällen, in denen eine nachhaltige Wirkung statt- 
findet, zwischen !/, und 1!/, Monaten liegt. Insbesondere scheint im Februar, für 
den sich besonders klare Bilder ergaben, der Wirkungszeitbedarf im Mittel ziem- 
lich nahe bei 1 Monat zu liegen. Daher sind auch die Korrelationen, soweit solche 
berechnet werden konnten, zwischen dem Februarluftdruck in Nordeurasien und 
dem Märzmittel der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada— Island groß, Es wurden 
für den Zeitraum 1874/1923 erhalten: 
Kkf, Luftdruck in Tromsö im Februar mit Luftdruckgefälle Ponta Delgada— Island 
im März: — 0.462, 
Katharinburg ?) im Februar mit Luftdruckgefälle Ponta Delgada— 
Island im März: —0.421, 
Mittel-und Nerdrußland?) (Leningrad + Moskau + Kasan + Katha- 
rinburg) im Februar mit Luftdruckgefälle Ponta Delgada— 
Island im März: — 0.394. 
Für den Februar wurde auch noch die Abweichung von der normalen Tem- 
peraturverteilung in den Jahren, in welchen die atmosphärische Zirkulation 
über dem nördlichen Atlantischen Ozean im Februar sehr stark war und auch 
im März noch erheblich blieb, und in den Jahren, in welchen einer starken Februar- 
zirkulation eine verminderte Zirkulation im März folgte, nach den Exnerschen 
Tabellen berechnet und kartographisch (Figur 17 und 18) dargestellt. Wenn die 
erheblich verstärkte Zirkulation im März bestehen bleibt, dann liegt in ganz Europa 
und Nordasien die Temperatur im Februar über der normalen, der Kern der 
positiven Temperaturanomalie befindet sich (im Mittel) im Gebiete des unteren 
Ob; schlägt dagegen die Zirkulation vom. Februar zum März um, so reicht die 
durch die verstärkte Zirkulation im Februar bedingte positive Temperaturano- 
malie nur bis zum Ural, der Kern liegt bei Leningrad—Archangelsk, Sibirien 
dagegen hat zu niedere Temperatur. Daraus erhellt, daß die in Figur 8 dar- 
gestellte positive Luftdruckanomalie über Nordrußland und Nordasien tatsächlich 
durch einen großen Kälteeinbruch, wohl verbunden mit Ausstrahlung, bedingt 
sein muß. Bemerkenswert ist, daß der Kern der positiven Luftdruckanomalie in 
Figur 8 gegenüber dem Kern der negativen Temperaturanomalie in Figur 18 
1) Vgl. hierzu F, M. v. Exner: Über die Ausbreitung kalter Luft auf der Erdoberfläche, Sitzungs- 
berichte der Wiener Akademie, 127. Bd., 1918. 
2, Für die Mitteilung von S0jährigen homogenen Beobachtungsreihen von Leningrad, Moskau, 
Kasan und Katharinhurg bin ich Frau E. Rubinstein (Leningrad) zu besonderem Dank verpflichtet. 
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