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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Ann. d. Hydr. üusw., LIV. Jahrg. (1926), Heft VI. 
980 
Harmonische Analyse und Theorie der Gezeiten des Schwarzen Meeres. 
Von Prof. Dr. R, Sterneck, Graz. 
Herr Professor A, OÖrloff, Direktor der Sternwarte in Odessa, hatte die große 
Freundlichkeit, mir auf meine Bitte ein sehr reichhaltiges und exaktes Beob- 
achtungsmaterial über die Gezeiten von Odessa, Sewastopol und Poti zu über- 
senden, das ich der harmonischen Analyse unterwerfen und damit die Amplituden 
und Kappazahlen der sieben wichtigsten Partialtiden M,, 8,, N, K,, K,, P,.O für 
die drei genannten Orte bestimmen konnte, Ich gestatte mir, Herrn Professor 
Orloff für diese außerordentlich wohlwollende und tatkräftige Förderung meiner 
Untersuchungen den verbindlichsten Dank auszusprechen, 
Meine bisherigen Arbeiten über die Gezeiten des Schwarzen Meeres!) beruhten 
bloß auf den Daten über die Hafenzeiten und syzygialen Hubhöhen von Constanza, 
Odessa, Sewastopol und Feodosia, die ich auf zwei Reisen 1912 und 1913 ermittelt 
hatte?), In der Abb. [3] (s. Anm. 1) habe ich eine schematische Theorie ent- 
wickelt, aus der hervorging, daß das Hochwasser der Halbtagsgezeiten das 
Schwarze Meer im Laufe einer Gezeitenperiode im Sinne der Bewegung des 
Uhrzeigers, jenes der Eintagstide K, aber entgegen dem Uhrzeiger um- 
kreisen muß, Während ich das erste Ergebnis an den Hafenzeiten der eben- 
erwähnten vier Stationen prüfen und als den Tatsachen entsprechend erweisen 
konnte, blieb das zweite zunächst ohne jede empirische Stütze, da kein einziges 
Datum über die Eintagsgezeit bekannt war, Durch die Ergebnisse der harmonischen 
Analyse findet nun, wie wir sehen werden, auch dieser zweite Teil der Theorie 
seine volle Bestätigung. 
Hier möchte ich nun die erwähnte schematische Theorie noch durch eine 
exaktere ersetzen, bei der von jeder vereinfachenden Annahme abgesehen und 
die Gestaltverhältnisse des Schwarzen Meeres möglichst genau berücksichtigt 
werden. Auch diese soll mit den Ergebnissen der harmonischen Analyse ver- 
glichen werden. 
I. Die Ergebnisse der harmonischen. Analyse. Auf Grund der mir von Herrn 
Professor Orloff übersandten fast lückenlosen Tabellen stündlicher Wasserstände 
(in Zentimetern) konnte ich für Odessa zwei Halbjahre (1. Dezember 1916 
bis 31, Mai 1917 und 1. Februar bis 31, Juli 1919), für Sewastopol ein Halb- 
jahr (8, Mai bis 7. November 1912) und ebenso für Poti ein Halbjahr (2. März 
bis 831. August 1919) der harmonischen Analyse unterwerfen. Ich erhielt daher 
für Odessa zwei unabhängige Resultate, so daß ich auch die wahrscheinlichen 
Fehler des Mittels aus den beiden Einzelresultaten beurteilen kann (in der 
Jolgenden Tabelle mit + angefügt). Die Analyse wurde nach der von mir in 
den Ann. d, Hydr. 1923, S, 39 bis 46 näher beschriebenen Methode durchgeführt, 
die sich auch bei so außerordentlich kleinen Amplituden als sehr gut anwendbar 
erwies, Die erforderlichen Rechnungen sind allerdings ziemlich umfangreich; 
die Rechentabellen umfassen für die drei genannten Stationen volle 271 Seiten 
(Schreibpapierformat). 
In der Tabelle 1 sind die Amplituden der einzelnen Partialtiden in Zenti- 
metern angegeben. Die Werte x‘ sind die auf den Meridian 34,2° östlich von 
1) [1]. „Zur Theorie der Gezeiten des Mittelmeeres,., Sitzungsberichte der Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, mathem,-naturw, Klasse, Abt, IIa, Bd, 122, 1913, S. 2099—346; 
s4g a EEE iS Theorie der halbtägigen (Gezeiten des Mittelmeeres‘‘, Ebenda, Bd. 124, 
” 13]. „Schematische Theorie der Gezeiten des Schwarzen Meeres,“ Ebenda, Bd. 131, 1922, 
3. 81—104, Im folgenden sind diese Arbeiten als Abh. MO bis 8 zitiert, 
2, Kurze Berichte im „Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien,“ mathem,-naturw, 
Klasse, 1912, Nr. XIX und 1913, Nr. XX. — Der erste dieser Berichte, in dem ich mit den Beob- 
achtungsresultaten von Constanza das erste Datum über die Ebbe und Flut des Schwarzen Meeres, 
das bis dahin in der Literatur als vollkommen gezeitenlos galt, veröffentlichte, ist auch im „Jahrbuch 
der Astronomie und Geophysik“ für 1912, S. 221, erwähnt. 
Anz. d. Hydr, usw. 1926, Heft VILL
	        
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