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Full text: 54, 1926

Annalen der Hydrographie und Maritimen. Meteorologie, Januar 1926, 
Wenn nun durch heiße Luftströmungen, die über Wasser von zwar niedrigerer, 
aber immerhin noch verhältnismäßig hoher Temperatur wehen, schon so auf- 
fallende Sichtstörungen hervorgerufen werden, wie sie die oben erwähnten 
Beispiele für den Bereich des Roten Meeres schildern, so müßten am ara- 
bischen Südküstensaum, wo beide Ursachen, Wüstenwinde und Kaltwasserauftrieb, 
wirksam werden können, geradezu ungeheuerliche Störungen jener Art möglich 
sein. — Bei Erörterung dieser Frage ist indes ein Umstand zu beachten, Durch 
Kaltwasserauftrieb wird auch die Luft abgekühlt; Luftdruckzunahme ist die 
Folge; etwaige ablandige. — nordöstliche bis nordwestliche — Winde werden den 
an jener Küste im Sommer auftretenden Kaltwasserauftrieb, der hier in erster 
Linie durch deren Form und die unter dem Einfluß der Erddrehung nach rechts 
abgelenkte auslaufende Strömung bedingt wird (Ersatz-Wasser aus der Tiefe), 
noch fördern, also eine weitere Luftdruckzunahme bewirken. Es ist anzu- 
nehmen, daß über dem Aufquellwasserstreifen ein bei Vermehrung des Auftriebes 
Sich verstärkendes örtliches Hochdruckgebiet auftritt, das in der Karte der all- 
gemeinen Luftdruckverteilung über jener Erdgegend') nicht zum Ausdruck 
kommt. In diesem Hochdruckgebiet dürfte die Ursache dafür zu sehen sein, 
daß der Wüstenwind Belat hauptsächlıch nur in den Wintermonaten auf das 
Meer heraustritt, also in der — des jetzt einlaufenden Stromes halber — auf- 
triebsfreien Jahreszeit, Aber — für unmöglich möchte ich auch im Sommer 
ein vorübergehendes Auftreten der im innersten Winkel des Golfs keineswegs 
seltenen nordöstlichen bis nordwestlichen Winde noch bis etwa zur Mitte der 
arabischen Südküste?) hin nicht halten und somit auch die Möglichkeit des vor- 
übergehenden Vorkommens von „ungeheuerlichen“ Sichtstörungen in dieser 
Gegend nicht von der Hand weisen, Nach der eben erwähnten Juli-Luftdruck- 
karte bedarf es nur einer recht geringen südlichen Verlagerung der Druckgebilde, 
welche die im Sommer im südlichen Roten Meer vorherrschenden nördlichen 
Winde bedingen, um diese auch an der arabischen Küste des Golfes weiter ost- 
wärts auftreten zu lassen. — Betont wurde oben besonders das „vorübergehend“; 
diese Eigenschaft gilt vor allem hinsichtlich etwaiger übergroßer Sichtstörungen. 
Sehr viel schneller noch als die Bremswirkung durch vermehrten Kaltwasser- 
auftrieb und Zunahme des Luftdrucks kann nämlich eine andere Folge der warmen 
Winde über dem kalten Wasser sich einstellen: die Dunst- und Nebelbildung. Ihr 
ist wohl in erster Linie zuzuschreiben, daß man von besonders auffallenden Sicht- 
störungen an der arabischen Südküste wenig hört. —. 
Wenig befriedigend zur Erklärung der Erscheinungen sind vielfach die von 
den Beobachtern an Bord mitverzeichneten Wasser- und Lufttemperaturen, Man 
erstaunt oft über die geringen Unterschiede beider, auch bei stärksten Sicht- 
störungen. „Da ist nichts zu machen; die Ursache ist an Bord nicht zu ergründen; 
die großen von der Theorie geforderten Temperaturgegensätze werden an einer 
anderen Stelle der von dem Sichtstrahl durchlaufenen Strecke lieyen“ — dieser 
Gedankengang, zu dem die Ausführungen von v. Schrötter und Pernter-Exner 
leiten, wirkt lähmend auf die weitere Mitarbeit an Bord. Frh. v. Schrötter emp- 
fiehlt (a. a. O. S. 170) eingehende Messungen der Temperatur des Wassers und 
der Luft („im Schatten“) %, letztere sowohl dicht über Wasser wie an. Deck, Das 
genügt nicht; es muß auch eine Lufttemperatur- Bestimmung in größerer Höhe, 
im Mastkorb, gemacht werden, Aber das ist alles leichter gesagt als getan. Jeder 
Tropen-Meteorolog weiß, wie schwierig es ist, im Strahlungsklima den Einfluß 
der Sonnenstrahlen und der vom Wasser, den Schiffswänden usw, zurückgewor- 
fenen Sonnen- und dunklen Wärmestrahlen auf das Thermometer auszuschalten. 
1) Hab. £. d. Rote Meer usw., 2 Aufl., 8. 17 (Julikarte). . 
%) Die in den Sommermonaten hier in Form von heftigen Landböen auftretenden nächtlichen 
Landwinde kommen. im obigen Zusammenhang im allgemeinen kaum in Betracht, obwohl es’ nicht 
ausgeschlossen erscheint, daß sie gelegentlich als Fortsetzung von nördlichen, über der Arabischen 
De wehenden Winden deren Charakter, verstärkt durch röhnwirkung (Fallwinde), auf. die See 
1naustra: w 
3) Auch auf den großen Wert photographischer Aufnahmen von Luftspiegelungen usw. macht 
v. Schrötter nachdrücklich aufmerksam, eine Mahnung, an weiche die Schriftleituog ihre nautischen 
Mitarbeiter erneut erinnern darf, G. Ca.
	        
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