260 . Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juli 1926,
ja keineswegs ausgeschlossen, daß durch Meeresströmungen vom Pazifischen und
Indischen Ozean oder auch vom Nordpolarmeer her noch Wasser zugeführt wird,
das den Verdunstungsbeitrag im Atlantischen Ozean mit zu decken hat. Es kann
allerdings auch möglich sein, daß der Atlantische Ozean im Jahresmittel Wasser
an die anderen Ozeane abgibt. Jedenfalls müssen diese Möglichkeiten bei der
Aufstellung der Wasserbilanz mit in Betracht gezogen werden.
Die Abgrenzung der einzelnen Klimagebiete des Ozeans ist im Süden etwas
verändert. Die Grenze der südlichen Polarzone ist weiter nach Norden hinauf-
gezogen und das Gebiet der „stürmischen 40er Breiten“ entsprechend verkleinert.
Die Teilung der Westwindtrift in eine wärmere und kältere Zone, die ich auf
Grund der meridionalen Temperaturgradienten als notwendig nachgewiesen habe,
hat auch Schott übernommen,
Die Witterungsverhältnisse in den Gemäßigten Zonen hat der Verfasser
durch einige gut ausgewählte Wetterkarten illustriert. Außerdem werden durch
einige vorzügliche Aufnahmen des Seegangs bei Sturm aus dem bekannten Werke
von Graf Larisch „Sturmsee und Brandung“ (Leipzig 1925) und auch durch
eigene Aufnahmen anschauliche Wellenbilder dem Leser vor Augen geführt,
Wie schon erwähnt, ‚ist das Kapitel über die Organismenwelt des Atlan-
tischen. Ozeans von Professor E, Hentschel neu bearbeitet und mit zahlreichen
Abbildungen auch der niederen Tier- und Pflanzenarten versehen worden, Vorauf-
geschickt werden einige allgemeine Bemerkungen über das Leben in den Küsten-
gewässern und auf der Hochsee, wie auch in den Tiefen des Ozeans. Dabei sind
die wichtigen Beobachtungen von H. Lohmann über die Bevölkerung des Ozeans
mit Plankton verwertet, Die Abgrenzung der Lebensgebiete des Ozeans ist die-
gelbe wie in der ersten Auflage des Werkes, Bei der Besprechung der einzelnen
Regionen werden dann nacheinander die charakteristischen Formen des Plankton,
ferner die wichtigsten Fische, Vögel und Meeressäugetiere in ihrer Verbreitung
und auch wirtschaftlichen Bedeutung behandelt, letztere noch ausführlicher im
wirtschaftsgeographischen Teil des Werkes,
Das Schlußkapitel legt die Beziehungen des Menschen zum Atlantischen
Ozean geschlossener als in der ersten Auflage dar. Die Unterabteilungen des
Kapitels sind der Verkehrsgeographie, der Wirtschaftsgeographie und der geo-
politischen Stellung des Ozeans gewidmet. Leider kann hier nur auf einiges
Weniges hingewiesen werden, um den Inhalt diesez stark erweiterten Abschnitts
zu charakterisieren. So wird z, B. die zunehmende Verwendung von Ölmotoren
und Ölfeuerung in der Schiffahrt gegenüber der Kohlenfeuerung der Damptfer
durch einige Zahlen illustriert. Von allen Schiffen, die im transatlantischen Ver-
kehr von Europa nach Nordamerika fuhren, waren 1914 89%, Dampfer mit
Kohlenfeuerung, 2,6%, solche mit Ölfeuerung, dazu kamen 8,1% Segelschiffe.
1925 lauteten diese Zahlen: 65, 27,5 und 3,5%. Die wichtigsten transatlan-
tischen Segelschiffs- und Dampferwege sind eingehend besprochen und zu
den geographischen Verhältnissen der durchfahrenen Meeresteile (Winden, Strö-
mungen, Eisverhältnissen) in Beziehung gebracht, Die Dauer der Reisen ist in
bekannter Weise durch Karten mit Linien gleicher Fahrtdauer übersichtlich ge-
macht (S. 308, 309, 328), Genauere Angaben finden sich auch über die neuen,
durch internationale Vereinbarung von 1924 festgelegten Dampferwege zwischen
dem Englischen Kanal und New York, Danach wird jetzt die Neufundlandbank
grundsätzlich von der Schiffahrt nicht mehr berührt, während früher die Dampfer
vom September bis Januar die Bank kreuzen mußten. Durch die „Titanic“.
Katastrophe hat man sich zu dieser wichtigen Änderung der Hauptverkehrsstraße
des Atlantischen Ozeans veranlaßt gesehen. Die Aufnahme eines großen Eisbergs
bei Neufundland durch einen amerikanischen Bewachungsdampfer ist auf S, 324
wiedergegeben. Während der kritischen Nebel- und Eisperiode kreuzt ein solcher
Regierungsdampfer ständig in den Gewässern von Neufundland und meldet alle
etwaigen Gefahren, die der Schiffahrt hier drohen, drahtlos über den Ozean.
Eine Karte (Tafel XX VII} zeigt außer den Kabellinien die Verteilung der
Funkstationen imBereich des Atlantischen Ozeans, und eine Kartenskizze (S. 335)
Macht die zunehmende Reichweite der Groß-Funkstation Nauen sichtbar, die jetzt