Benkendorff, R.: Über eine einheitliche Organisation des drahtlosen Weitermeldedienstes usw, 237
Dampfer nach ihnen übermittelten Nummern für lange Stunden Kette stehen lassen.
Zudem hindern dauernde gegenseitige Störungen allein das Durchkommen der
Bordstation, trotz oft mehrmaligen, zeitraubenden Wellenwechsels, zur Küsten-
funkstelle. So kommt es, daß die Telegramme viele Stunden lagern, ja oft die
Telegramme mehrerer Beobachtungstermine sich ansammeln, für den Wetterdienst
Jaher zu spät eingehen. Von den westlichen Teilen des Ozeans besteht Verbin-
dung nach Europa meist nur über andere Dampfer hinweg, was es erklärlich
macht, daß diese Meldungen nur in ganz seltenen Fällen rechtzeitig eingehen.
Beobachtungsstationen, d. h, Dampfer, die auf den verschiedensten Schiffahrts-
routen den Ozean überqueren, sind in ausreichender Zahl vorhanden, um die
Forderung nach einem dichteren Netz von Beobachtungen zu erfüllen. Damit
wird das Problem der Behebung der bestehenden Mängel zu einem rein nach-
richtentechnischen, dessen Lösung schon aus meteorologischen Erwägungen heraus,
dann aber auch vorausschauend für die Bedürfnisse eines kommenden transatlan-
sischen Flugverkehrs, der die Meteorologie nicht unvorbereitet finden darf, mit
allen Mitteln angestrebt werden muß. Die Franzosen haben uns eine Möglichkeit
der Lösung gezeigt. Die Sammelberichte der Forschungsschiffe „Jacques Cartier“
und „Jeanne d’Arc“ sind ein erfreulicher Fortschritt, aber es ist jeweils nur ein
Schiff, das in seiner weiteren Umgebung wohl ein dichtes Netz von Beobachtungen
liefert, damit aber nur einen kleinen Teil des Ozeans deckt. Um zu unserem Ziel
auf diesem Wege zu gelangen, müßten mehrere Forschungsschiffe ständig auf
Station sein, eine Forderung, die der hohen Kosten wegen kaum Gegenstand einer
Diskussion werden dürfte,
Als einziges Mittel zur Lösung des Problems bleibt nur, daß wir dieselben
Wege gehen, wie sie die Entwicklung des Wetternachrichtendienstes in Europa
gegangen ist, d. h. den Weg zur Schaffung einer klar gegliederten, straffen Funk-
organisation für den Wettermeldedienst vom Nordatlantischen Ozean beschreiten,
Die Schwierigkeiten, die sich einem solchen Plan entgegenzustellen scheinen, sind
zweifellos groß, dürfen aber nicht zurückschrecken.
Im folgenden ist ein Vorschlag entwickelt, der auf Grund der obigen Ge-
dankengänge eine durchgreifende Regelung dieser Frage auf internationaler Basis
gestattet.
Als erste Forderung wäre die Freigabe eines Wellenbandes, das eine gewisse
Störungsfreiheit sichert, zur Abgabe der Wetternachrichten für ein bis zwei Stunden
anschließend an die Beobachtungstermine durch die demnächst in Washington
tagende Internationale Radiokonferenz zu veranlassen,
Die Beobachtungstermine werden auf zwei, nämlich 2® Vm, und 2b Nm. ver-
ringert, um den regen Wirtschaftsfunkverkehr auf dem Ozean durch die erst-
genannte Forderung nicht zu stark zu beeinträchtigen. Vom meteorologischen
Gesichtspunkte aus wird man gern auf die Meldungen der beiden anderen Ter-
mine verzichten, wenn dafür ein schnell eingehendes und dicht liegendes Beob-
achtungsmaterial der zwei Termine gesichert ist,
Der Ozean wird in drei Meldebezirke eingeteilt von je etwa 600 Seemeilen
Breite: A) Irland bis 25° W-Lg., B) 25 bis 40° W-Lg., C) 40° W-Lg. bis zur ameri-
kanischen Küste, — D) Für die nach Westindien und Südamerika bestimmten
Dampfer muß von südlich von 45°N-Br. ein besonderer Meldebezirk gerechnet werden,
Die Fahrpläne für die größeren Dampfer liegen im allgemeinen für mindestens
ein halbes Jahr fest. Es kann somit, durch gemeinschaftliche Besprechung der
Vertreter der an der transatlantischen Schiffahrt beteiligten Länder für jeden
Tag des kommenden Halbjahres und für jeden Bezirk ein Dampfer als Sammel-
und Meldedampfer bestimmt werden. Dieser Dampfer hätte die Aufgabe, die Wetter-
meldungen aus seinem Bezirk zu sammeln und nach einem unten zu besprechenden
Plan abzusetzen, Auf Grund dieser Besprechungen wird ein mehrsprachiges Heft
„Anweisung zur regelmäßigen Abgabe von Wettermeldungen“ herausgegeben, in
dem der zu verwendende Schlüssel enthalten ist und aus dem der Bordfunken-
telegraphist ersehen kann, welcher Dampfer für jeden Tag und Bezirk Sammel-
dampfer ist, an wen er seine Wettermeldung auf der freigemachten Welle absetzen
kann. Das Heft ist allen mit drahtloser Telegraphie ausgerüsteten, den Ozean