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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Baur, F.: Statistische Untersuchungen usw, der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation, III. 235 
Monate, in denen bei Stykkisholm die Korrelation erheblich positiv ist, infolge 
ihrer größeren mittleren Veränderlichkeit der Monatstemperatur einen größeren 
Einfluß auf das Jahresmittel haben als die Sommermonate, für welche die Korre- 
lation negativ ist. Es erhellt daraus, daß Kkf., die für Mittelwerte großer Zeit- 
abschuitte berechnet sind, mit großer Vorsicht zu gebrauchen und zu beurteilen 
sind, weil die Kkf, der einzelnen Monate in ihnen mit verschiedenem Gewicht 
enthalten sind‘). . 
Um noch ein Urteil darüber zu gewinnen, ob auch für entferntere Gebiete 
der mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel ein Zusammenhang der 
Temperatur mit der Stärke der nordatlantischen Luftzirkulation besteht, wurde 
für diejenigen Jahre des 30jährigen Zeitraumes 1887—1916, in welchen die Ab- 
weichung der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada—Island nach Tabelle 13 im Januar 
positiv und mindestens 4.0 mm Hg war, die mittlere Temperaturabweichung des 
Januar (vom 30jährigen Mittel) von 42 Stationen der Nordhalbkugel nach dem 
Zahlenmaterial der Exnerschen Tabellen?) berechnet und kartographisch (Fig. 1) 
dargestellt. Ein gleiches geschah für diejenigen Januarmonate, in denen die Ab- 
weichung der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada—Island negativ und ihrem abso- 
luten Werte nach größer als 4.0 mm, also die Zirkulation besonders schwach war 
(Fig. 2), ferner für die Julimonate des genannten 30jährigen Zeitraumes, in denen 
die Luftdruckdifferenz eine positive Abweichung größer als 3.0 mm Hg (Fig. 3) 
hatte und für die Julimonate, in denen die Abweichung vom normalen Luftdruck- 
gefälle negativ und größer als 3.0 mm Hg war (Fig. 4). (Die Wahl des Zeit- 
raumes .1887—1916 hat natürlich ihren Grund einzig und allein in dem verfüg- 
baren Zahlenmaterial.) 
Die Figuren stimmen sehr schön mit den Kkf, der Tabelle 12 überein. Dar- 
über hinaus zeigen sie aber, daß die positive Korrelation der Temperatur im 
Januar sich fast über das ganze europäische Rußland und bis weit hinein in das 
nördliche Asien erstreckt und daß das Maximum der positiven Temperaturabweichung 
bei verstärktem Luftdruckgefälle (bzw. das Minimum bei vermindertem Gefälle) 
nicht im nördlichen Norwegen, sondern in der Gegend von Leningrad liegt. Die 
Figuren bestätigen ferner die Richtigkeit der schon oben ausgesprochenen Ver- 
mutung, daß sich an das nordeuropäische positive Korrelationsgebiet östlich ein 
negatives anschließt, das also bei verstärkter nordatlantischer Luftzirkulation 
negative Temperaturanomalie hat. Dieses Gebiet ist im Winter entsprechend der 
größeren Ausdehnung des Bereiches der positiven Korrelation bis an die Nord- 
ostküste Asiens hinausgerückt. Auch die stark ausgeprägten Temperaturanomalie- 
zentren des Januar in Westgrönland und das entgegengesetzte im mittleren Nord- 
amerika kommen in den Figuren 1 und 2 sehr schön zum Ausdruck und zeigen, 
daß hier physikalische Zusammenhänge mit den Zirkulationsschwankungen vor- 
handen sind. 
Ähnliche Temperaturanomaliebilder wie für den Januar ergeben sich auch 
für Februar und März. Die relativ hohen Lufttemperaturen Mittel- und Nord- 
guropas im Februar und März bei gesteigerter atlantischer Zirkulation bringen 
ein rasches Abschmelzen der Eis- und Schneedecke in diesen Monaten mit sich, 
so daß dann bei zunehmender Einstrahlung im April und Mai der Boden sich 
bereits stark erwärmen kann. Infolge dieser Erwärmung heben sich die Flächen 
gleichen Druckes über dem kontinentalen Europa, in der Höhe findet daher ein 
Abfließen der Luft statt, wodurch am Boden Druckerniedrigung entsteht. Daraus 
erklärt sich die in 8 3 gefundene hohe negative Korrelation zwischen dem Luft- 
druck in Ponta Deilgada im Februar und März und dem Luftdruck in Wien im 
darauffolgenden April und Mai; denn bei hohem Druck in Ponta Delgada ist 
zerade in den Monaten Februar und März®) die atmosphärische Zirkulation über 
dem nördlichen Atlantischen Ozean gesteigert. 
Da die mittlere Veränderlichkeit der Monatsmittel der Temperatur’ im Juli 
, Vgl. auch F. Baur, „Grundlagen usw.“ 8. 14. 
') Vgl. F. M. Exner, Sitzungsberichte d. Wiener Akademie d. Wiss. math.-naturw. K1.; Abt. IIa, 
133, Bd., 7 u. 8. Heft; 1924, 5, 373—408, 
3) Vgl. hierzu auch Tabelle 11, Ann. d. Hydr. usw. 1925, S, 257.
	        
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