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, Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1926.
Die bestehende hohe Korrelation zwischen den Monatsmitteln des Luftdruck-
gefälles und den gleichzeitigen Monatsmitteln der Temperatur im nördlichen Nor-
wegen und in Westgrönland gibt an sich noch keinen Anhalt, welche Erscheinung
als die Ursache zu betrachten ist. Erst die Überlegung des physikalischen Zu-
sammenhangs führt dazu, übernormale Erwärmung in Tromsö und Abkühlung in
Westgrönland als Folgen verstärkter atmosphärischer Zirkulation anzusehen.
Nach vorläufigen Proben folgen die Extreme der Temperatur im nördlichen Nor-
wegen den Extremen der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada-—Island je nach Jahres-
zeit und sonstigen Umständen in einem zeitlichen Abstand von 1 bis 10 Tagen,
die umgekehrten Extreme in Westgrönland in einem Abstand von 3 bis 14 Tagen.
Auf diese Zusammenhänge wird in einem späteren Paragraphen näher eingegangen
werden, sobald die diesbezüglichen mit den Beobachtungen der einzelnen Tage
angestellten Untersuchungen zur Veröffentlichung reif sind. Aber auch schon
aus der Korrelation der Monatsmittel des Luftdruckgefälles mit der Temperatur
von Tromsö im nächstfolgenden Monat geht hervor, daß letztere eine Folge
des ersteren ist, denn wenn auch die zeitliche Differenz nur wenige Tage beträgt,
80 muß sich bei einer Kollektivbetrachtung von 50 Jahren doch auch für die auf-
einanderfolgenden Monate eine, wenn auch schwache Korrelation ergeben, die im
Vorzeichen mit derjenigen für die gleichen Monate übereinstimmt. Die positive
Korrelation des Luftdruckgefälles Ponta Delgada—Island mit der Temperatur des
Folgemonats in Tromsö erklärt sich ja wohl zum Teil aus‘ der fast während des
ganzen Jahres, am meisten aber im Winter bestehenden Erhaltungsneigung .der
Stärke der nordatlantischen Luftzirkulation (vgl. Tabelle 12, III), doch ist erstere
Korrelation fast in allen Monaten größer als letztere. Der Einfluß der Erhaltungs-
neigung läßt sich durch Berechnung der partiellen Kkf. ausschalten. Es ergeben
sich für Luftdruckgefälle Ponta Delgada— Island X Temperatur des Folgemonats
in Tromsö folgende partielle Kkf.:
II MX HIV IV/V WV/VI VI/VIE VIMVVIIL VIIIIX IX/X XXI XXI XI
4.283 4.230 +.398 +.175 —.030° +.270 —.062 4.342 187 +.274 +.246 +.041
Mit zwei Ausnahmen ist die partielle Korrelation also immer positiv, Es ist wohl
kein „Zufall“ daß sich die negativen partiellen Kkf. für das Luftdruckgefälle im
Mai und Juli ergeben, also gerade für die beiden Monate, in welchen die Luft-
druckdifferenz Ponta Delgada—lsland am wenigsten gut als ein Maß der Stärke
der nordatlantischen Luftzirkulation anzusehen ist.
Für die Temperatur Westgrönlands ist die Beziehung zum Luftdruck-
gefälle des vorangegangenen Monats weniger ausgesprochen als für Tromsö. Das
mag wohl darin seinen Grund haben, daß die Temperatur der Westküste Grön-
lands nicht so rein nur Folge, sondern auch Ursache der Schwankungen des
Luftdruckgefälles ist: Wenn kalte Luft westlich von Island nach Süden vorstößt,
so schneidet sie der dort von West nach Ost strömenden Luft wie ein Riegel den
Weg ab. Da die rascher rotierende warme Luft östlich der Kältezunge infolge
der Trägheit weiterströmt, muß sich hier der Druck erniedrigen, das Gefälle Ponta
Delgada-—Island wird daher zunächst verstärkt. Wenn aber dann im weiteren
Verlauf die Kaltluft schon in der Breite von Island nach Osten umbiegt, dann
wird das nordatlantische Luftdruckgefälle vermindert, zeitweilig sogar negativ.
Diese wichtigen Wechselbeziehungen können aus den Monatsmitteln nicht er-
schlossen werden, Die partiellen Kkf. der Luftdruckdifferenz Ponta Delgada—
Island mit der Temperatur der grönländischen Westküste des nächstfolgenden
Monats sind:
Il MI HIV IV/V VIVIE VIVIL VII/VIIX VII/IX IX/X X/XI XIX Xili
4.034 —. 014 077 217 — 153 —.152 —.045 —,135 —,.194 —.005 — 344 —.100
In der Mehrzahl der Monate ist also die partielle Korrelation negativ.
B. Stykkisholm. Die Beziehung zwischen Lufttemperatur in Stykkisholm und
Stärke der nordatlantischen Zirkulation steht offenbar in Zusammenhang mit der
Temperatur der Meeresoberfläche. Nach der auf S. 62 des Lehrbuchs von Hann-
Süring, 4. Auflage, gegebenen Tabelle ist die Oberflächentemperatur des Meeres
am wärmsten in den Monaten Juni bis November, in denen die Korrelation zwischen
Temperatur und Luftdruckgefälle nach Tabelle 12 ausnahmslos negativ ist, der