230 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, ‚Juni 1926,
Größe des Luftdruckgefälles selbst. Letzteres hat sein Maximum im Dezember
und Januar, erklärlich aus der in diesen Monaten maximalen Temperaturdifferenz
zwischen Tropen und Polargebiet, sein Minimum aber nicht zur Zeit der kleinsten
Temperaturdifferenz, sondern im Mai. Diese Störung ist, wie bereits in $ 4 an-
gedeutet, offenbar auf die durch die sommerliche Erwärmung des großen asiatischen
Kontinents bedingten Luftmassenverschiebungen zurückzuführen, Für diese An-
nahme spricht auch, daß zwischen der Größe der Luftdruckabnahme in Bombay
vom Mai zum Juni und der Größe der gleichzeitigen Luftdruckzunahme in Ponta
Delgada im 50jährigen Zeitraum 1874—1923 ein Korrelationskoeffizient + 0.254
besteht: je stärker die Druckabnahme in Bombay, desto größer im allgemeinen
die gleichzeitige Zunahme in Ponta Delgada. Die mittlere Veränderlichkeit der
Druckdifferenz Ponta Delgada-—Island hat ihr Maximum im Februar, ihr Minimum
im August; ihre Extreme hinken also denen der mittleren Größe des Druck-
gefälles nach. |
Zur Beurteilung der Anwendbarkeit der Korrelationsmethode auf die Monats-
mittel der genannten Luftdruckdifferenz und auf Temperaturmonatsmittel wurde
nach der an anderer Stelle!) beschriebenen Methode das Verteilungsgesetz der
Luftdruckdifferenz Ponta Delgada—Island und des Temperaturmittels von Tromsö
für den Monat Februar, in welchem die mittlere Veränderlichkeit beider Größen
ihr Maximum hat, berechnet. Es ergab sich als Verteijlungsgesetz der Luftdruck-
differenz Ponta Delgada—Island IL (1874—1923) :
B (x) = gp (x) + 0.0307 gg (X) — 0.0004 @, (x);
als Verteilungsgesetz der Lufttemperatur in Tromsö II (1874—1923):
B (x) = p(%) + 0.0102 p, (x) — 0.0058 gy (3).
Das positive Vorzeichen bei w (x) in beiden Fällen zeigt an, daß die Ver-
teilung -in der Weise unsymmetrisch ist, daß unter den großen Abweichungen
mehr (oder größere) negative, unter den kleinen aber mehr positive vorkommen,
Der negative Koeffizient bei ©, (x) deutet darauf hin, daß große Abweichungen
(beiderlei VYorzeichens) gegenüber den kleinen Abweichungen häufiger vertreten
sind als es nach dem Gaußschen Gesetz zu erwarten wäre, Die Koeffizienten bei
3 (x) und ©, (x} sind aber so klein, daß die Anwendung der Korrelationsmethode
in der üblichen Form gerechtfertigt erscheint. Es ist auch wohl zulässig, die-
selbe nicht nur auf die Monatsmittel von Tromsö, sondern überhaupt auf Tempe-
raturmonatsmittel anzuwenden.
In Tabelle 12 sind unter I die Korrelationskoeffizienten der Luftdruckdifferenz
Ponta Delgada—Island mit der Temperatur des gleichen Monats im nordöstlichen
Nordamerika, in Westgrönland, auf Island, im nördlichsten Norwegen und in
Deutschland zusammengestellt. Diese Korrelationskoeffizienten (Kkf,) sind fast
durchweg aus 50jährigen Beobachtungen gewonnen; nur einigen wenigen, bereits
früher berechneten liegt nur der 49jährige Zeitraum 1874—1922 zugrunde?)
Da über die Hälfte der Kkf. größer als der doppelte Betrag ihrer mittleren Fehler
ist, kann kein Zweifel bestehen, daß sie tatsächlich bestehende ursächliche Zu-
sammenhänge zum Ausdruck bringen, Am klarsten ist in ihnen die Abhängigkeit
der Temperatur im hohen Norden (70° Breite) und in Deutschland ausgedrückt,
etwas verwickelter erscheint der Zusammenhang mit der Temperatur Nord-
amerikas und auf Island.
A, Nördliches Norwegen und Westgrönland, Mit der Temperatur des nörd-
lichsten (nördlicher als 69° Breite gelegenen) Norwegen ist die Korrelation in
allen Monaten des Jahres positiv und groß, nicht allein mit Tromsö an der Nord-
westküste, sondern auch mit dem mehr im Inneren gelegenen Alten und mit
Vardö an der die Barents-See berührenden Ostküste. Diese positive Korrelation
erklärt sich daraus, daß mit einer Steigerung der nordatlantischen Luftzirkulation
5 F. Baur: „Grundlagen einer Vierteljahrstemperaturvorhersage für Deutschland“, Kommissions-
verlag von Friedr, I Sohn Akt.-Ges, in Braunschweig, 8. 5—8,
2) Abweichungen der Monatsmittel der Temperatur vom 50Jährigen (bzw. 54jährigen) Mittelwert
en Moe Alten und Vardö und Deutschland findet man in F, Baur, „Grundlagen u8sw,.“,
ie 33 0. ff