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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

224 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Juni 1926, 
Ein leises Bedenken bezüglich der Barkowschen Rechnung, abgesehen von 
den weiter unten besprochenen Mängeln, darf nicht unterdrückt werden, Bark ow 
schreibt: „Der Meridiandurchgang wurde nach dem Nautischen Jahrbuch 1911 
für die jeweilige Mittagslänge des Schiffes bestimmt. Die Zeitdifferenz zwischen 
zwei Meridiandurchgängen ist aber nicht konstant, vor allem wegen der Fort- 
bewegung des Schiffes.“ Wenn man bedenkt, daß die Beobachtungen an Bord 
nach mittlerer Ortszeit angestellt werden, so erscheint diese letzte Bemerkung 
etwas sonderbar. Denn selbst wenn das Schiff täglich 2° W-Lg. gewinnt, wie im 
ersten Teil der betrachteten Zeit, so würde diese Fortbewegung nur bewirken, 
daß der Mond (nach Ortszeit) täglich um 0.3 Minuten später kulminiert, als wenn 
das Schiff sich nicht bewegt hätte. Nun wechselt aber an einer festen Station 
die Zeitdifferenz zwischen zwei Meridiandurchgängen von Tag zu Tag um durch- 
gchnittlich etwa 1.5 Minuten, zu gewissen Zeiten im Monat sogar um fast 4 Minuten, 
allein wegen der Ungleichförmigkeit der Mondbewegung; im Vergleich dazu er- 
scheinen die Beträge, die aus der Schiffsbewegung entspringen, als unbedeutend. 
Es ist deshalb nicht unmöglich, daß Barkow denselben Irrtum begangen hat, 
den W. van Bemmelen in G. Wagners Berechnung der mondtäglichen Druck- 
schwankung zu Batavia nachgewiesen hat!), Das würde bedeuten, daß Barkow 
nicht die Zeit des lokalen, sondern des Greenwicher Meridiandurchgangs auf 
Lokalzeit umgerechnet hat, indem er fälschlich annahm, daß der Mond z, B. in 
30° W-Lg. um 0b Ortszeit kulminiere, wenn er in Greenwich um 2% Greenwich- 
Zeit kulminiert. In diesem Falle bedeutet die Schiffsbewegung um 2° Länge näm- 
lich 8 Minuten, Barkow hätte also, der mittleren Länge 39° W entsprechend, 
statt der Ortsmondzeit & die Zeit = 4 -—39° gewählt. Der richtige Wert für 
die Druckschwankung an Bord wäre dann 
48 - sin [2 (&# — 39°) + 162°] == 48 » sin (2 & 4 84°), 
und die Elimination der atmosphärischen Ebbe und Flut nach dem obigen Schema 
führt zu der Meerestide 
My’ == 18 - sin (2 # + 22°) cm, 
mit wesentlich kleinerer Amplitude, jedoch fast gleicher Phase. 
Die schematische Karte der Flutstundenlinien bei R.Sterneck (a.a. O. Tafel 83) 
bezieht sich auf die vereinigte solare und lunare Halbtagstide zur Zeit der Syzygien, 
wenn also S, und M, die gleiche Phase besitzen. Man kann daraus ablesen, daß 
Hochwasser im fraglichen Gebiet um 11h Greenwich-Zeit = 8.4h Ortszeit eintritt, 
Diese Phase ist der von uns abgeleiteten genau entgegengesetzt! Auf welcher 
Seite der Fehler liegt, ist schwer zu entscheiden, Denn einerseits sind die Sterneck- 
schen Kurven rein hypothetisch, und andererseits dürfte eine Beobachtungszeit 
von 28 Tagen kaum ausreichen. Das letztere würde namentlich dann gelten, wenn 
man annimmt, daß Barkow tatsächlich den Meridiandurchgang irrtümlich redu- 
ziert hat, so daß der soeben abgeleitete Wert M,’ anzunehmen wäre. Denn bei 
M,’ ist der Tidenhub so klein (2 X 18 cm, entsprechend 2 X 0.016 mm Quecksilber- 
Aruck), daß die Phase nicht genau bestimmt ist. In diesem Fall würde man aus 
den Barkowschen Messungen nur schließen, daß die M,-Tide in dem betreffenden 
Meeresteil nur geringe Höhe erreicht, Jedoch fällt es mir schwer, einem derartig 
sorgfältigen und kritischen Bearbeiter wie Barkow ein derartiges Versehen unter- 
zuschieben, selbst wenn man den Drang der Expeditionsarbeiten berücksichtigt; 
vielleicht ist die zitierte sonderbare Bemerkung nur bei der hastigen Niederschrift 
des Briefes untergelaufen. Dann wird die Amplitude der Tide M, aber so groß 
(2 X 87cm 2 X 0.076 mm Druck), daß die Abweichung der Phase von der 
Sterneckschen Karte kaum mehr auf die Unsicherheit der Barkowschen Rech- 
aung zurückgeführt werden kann. Auch die im folgenden Teil besprochenen 
Korrektionen könnten die Unstimmigkeit nicht erklären, ; 
3. Wirkung der Meeresgezeiten auf die Atmosphäre. Fraglos ist die soeben 
gegebene elementare Behandlung, wie sie Barkow andeutete, durchaus unzu- 
reichend. Die einfache Anwendung der barometrischen Höhenformel im vor- 
liegenden Fall setzt nämlich stillschweigend voraus, daß die Luft so schnell von 
1} Meteor. Zeitschr. 1913, 8. 98 £.
	        
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