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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1926, 
Das mittlere Zugangsdatum dieser acht Jahre, der 22. Januar, verspätet 
sich um zehn Tage gegenüber dem aus einer langen Reihe von Beobachtungs- 
jahren berechneten normalen Zugangstermin, dem 12. Januar. Übrigens weist 
das Jahr 1752 den spätesten bisher (seit 1721) überhaupt festgestellten Zugangs- 
tag auf! Die große praktische Bedeutung obiger Wechselbeziehungen liegt indes 
vor allem darin, daß sie die Möglichkeit bieten, schon in den ersten Tagen des 
Dezembers recht genau den Zugang der Angara vorauszusagen, eine Mög- 
lichkeit, die zweifellos auch für andere Flüsse besteht. Im Winter 1925/26 habe 
ich Anfang Dezember die Prognose gegeben, daß die Angara zwischen dem 
29. Januar und dem 2. Februar bei einer Kältesumme von 1340° zufrieren werde. 
Tatsächlich erfolgte der Zugang am 2. Februar bei einer Kältesumme von 1347°, 
Magnetisches und Meteorologisches Observatorium zu Irkutsk. 
Die Temperaturverhältnisse bei Seerauch über dem Bodensee. 
Von W, Peppler. 
Das „Rauchen“ des Bodensees ist keine seltene Erscheinung. Wenn relativ 
kalte Luft über das wärmere Wasser fließt, raucht der See bei genügend starken 
Temperaturdifferenzen. Der auf der Seeoberfläche verdunstende Wasserdampf 
kondensiert in der kälteren Luft und es bilden sich zahlreiche feine Nebelschwaden, 
die mit dem Winde ziehen. Das Rauchen ist je nach dem Temperaturunterschied 
zwischen Wasser und Luft schwächer oder stärker. Genauere Beobachtung zeigt, 
daß die Kondensation in den Nebelschlieren in geringer Höhe über der Seeober- 
Mäche beginnt (etwa 10 bis 20 em) und in etwa 1 bis 2 m Höhe der Nebel wieder 
verdampft. Oft beschränkt sich der Seerauch nur auf die Uferzone des Sees, 
manchmal aber raucht bei großer Kälte auch der ganze See, Die Erscheinung 
kann sowohl bei wolkenlosem als auch bei bedecktem Himmel auftreten; in einigen 
Fällen ist auch beobachtet worden, daß am Ufer herrschender Seerauch gegen 
die Mitte des Sees in dichten Nebel überging. Das ist aber ein Ausnahmefall, 
denn die Bildung des Seerauchs hängt mit der des Seenebels nicht unmittelbar 
zusammen. 
Die Beobachtungen der Drachenstation über Seerauch und die dabei herr- 
zchenden Temperaturverhältnisse ermöglichen eine genauere Untersuchung der 
Erscheinung. Es wurden zu diesem Zwecke alle Tage, an denen während des 
Fesselaufstieges Seerauch beobachtet wurde, ausgesucht. 
In den Jahren 1916 bis 1922 finden sich 30 Fesselaufstiege, bei denen gleich- 
zeitig Seerauch beobachtet worden ist. Er tritt fast ausschließlich in den Monaten 
September bis Februar auf, am häufigsten in den Morgenstunden zur Zeit des 
Temperaturminimums, wenn das Land relativ zum Seewasser am kältesten ist. 
Bei starker Kälte im Winter kann das Rauchen auch den ganzen Tag über andauern. 
Da starke Temperaturunterschiede zwischen Land und See Vorbedingung sind 
für die Bildung des Seerauchs, ist von vornherein zu erwarten, daß diese Er- 
scheinung in Friedrichshafen am Nordufer des Bodensees fast ausschließlich 
dann auftritt, wenn relativ kalte Luft vom Lande zum See fließt, also bei Winden 
aus dem NE-Quadranten, bei denen sich auch im allgemeinen die größte Kälte 
ausbildet. Aus einer großen Zahl von Beobachtungen ergibt sich denn auch, daß 
Seerauch nur bei Winden aus NW bis E in Friedrichshafen beobachtet wird, und 
zwar fällt das Maximum der Häufigkeit entschieden auf die NE-Richtung (etwa 
50%). Aus 30 einwandfreien Messungen ergibt sich eine mittlere Richtung von 
N34E bei einer mittleren Geschwindigkeit von 5 m/sec, Es ist sicher kein Zu- 
fall, daß mittlere Geschwindigkeiten von 3 bis 6 m/sec bevorzugt sind. Wind- 
stille ist der Seerauchbildung nicht günstig, da offenbar ein gewisses Maß verti- 
kxaler Durchmischung der Luft nötig ist, die von lebhaftem Nachschub kalter Luft 
vom Lande abhängig ist. Auch bei schwachem Winde von nur 1 bis 2 m/sec ist 
Seerauchbildung sehr selten, da dabei die turbulente Durchmischung der untersten 
Luftschicht entweder zu gering ist oder die Luft über der Wasserfläche sich ®o
	        
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