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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1926. 
Schluß. Durch die wertvollen Messungen der italienischen Expedition sind 
wir nun auch über die Gezeiten des Roten Meeres genügend genau informiert. 
Die Theorie zeigt aber, daß diese Gezeiten im Wesen wieder nur fast reine Mit- 
schwingungsgezeiten mit der äußeren Gezeit im Golf von Aden sind; die flut- 
erzeugenden Kräfte bewirken nur geringfügige Modifikationen, hauptsächlich in 
der Phase der halbtägigen Gezeiten, weniger in jener der ganztägigen, da hier 
Mitschwingungszeit und fluterzeugende Kraft nahezu phasengleich sind. 
Über den Auf- und Zugang der Flüsse. 
Von W. B. Schostakow itseh. 
Den Zusammenhang zwischen der Lufttemperatur und dem Auf- und Zugang 
der Flüsse bringt man im allgemeinen durch die Zahl der Tage zum Ausdruck, 
die im Frühling nach Anstieg, im Herbst nach Sinken des Lufttemperatur-Tages- 
mittels auf 0° verstreichen bis zum Auf- bzw. Zugang des Flusses. Einen tieferen 
Einblick in das Wesen des Prozesses des Auf- und Zugangs erlaubt diese Methode 
jedoch nicht. Im Jahre 1903 habe ich vorgeschlagen, den Zusammenhang durch 
die Summe aller positiven bzw. negativen Tagestemperaturmittel während der 
obengenannten Zeiträume zu kennzeichnen. Die so gewonnenen Größen nannte 
ich „Wärmesumme des Aufgangs“ bzw. „Kältesumme des Zugangs“ oder kurz 
Wärme- und Kältesummen‘), In ihnen prägen sich die Wärme- und Kälte- 
mengen aus, die für das Auf- und Zugehen der Gewässer notwendig sind; sie 
stellen einen bestimmten Charakterzug jedes Flusses dar. 
In der Natur kommt es nur selten vor, daß die Eisdecke lediglich unter dem 
Einfluß der Luft- und Wasserwärme verschwindet, Deren Wirkung mag sich 
vielleicht darin äußern, daß die Eisdecke dünner und die Verbindung zwischen 
den Eiskristallen lockerer wird, die Hauptrolle jedoch spielt beim Flußaufgang 
das Frühlingshochwasser?®?), welches die für das Aufbrechen der Eisdecke 
nötige Energie liefert. Das gilt fast ausnahmslos für die osteuropäischen und 
nordasiatischen Flüsse, Als Beispiel mögen die Verhältnisse des Flusses Dwina 
bei Archangelsk dienen. Reihe a der Tabelle 1 gibt den mittleren Wasserstand 
daselbst fünf Tage vor dem Flußaufgang, Reihe b den entsprechenden Wert fünf 
Tage nach dem Aufgang an, Reihe 6 den Unterschied beider Wasserstände. 
Tabelle 1, 
| 1881 | ıse2 | 1883 ! ı884 | 1886 | 1886 ! 1867 | 188 | 1889 | 1800 ' mittel 
a | 1.14 | 158 | 1.79 | 1,85 | 221 
b | 599 | 281 2.15 | 420 ‘ 3.03 
e | 485 | 128 | 036 ' 235 | 082 
1.70 | 1.76 
| 3 
1 006° 108 
1.69 3.03 | 2.12 | 191m 
3.40 4.17 2,30 3.21 m 
171 | 114! 038 | 130m 
Die Tabelle zeigt, daß nach dem Aufgang der Wasserstand im Mittel um 168 %, 
höher ist als vorher. Die erhöhte Wassermenge liefern die im Frühling auf- 
tauenden Schneemassen. — Zwischen dem Flußaufgang, der Stärke der Schnee- 
decke und der Schnelligkeit des Auftauprozesses bestehen gewisse Beziehungen, 
Auch die Richtung, in welcher der Fluß fließt, ist für den Vorgang des Auf- 
gehens bedeutsam. Bei den Flüssen mit im wesentlichen südnördlicher Fluß- 
richtung beginnt es am oberen Flußlauf, Je mehr wir uns der Flußmündung 
nähern, um so kürzer wird im Frühling die Zeit zwischen dem Tag mit dem 
Temperaturmittel 0° und dem des Flußaufgangs. In diesem Falle nimmt nämlich 
die Höhe des Frühlingshochwassers mit der Annäherung an die Mündung zu, wei] 
die Schmelzwassermenge wächst mit der Ausdehnung des Flußgebietes. Beispiels- 
weise erreichte der Jenissei im Jahre 1913 folgende Frühlingshochwasserstände: 
) Siehe auch Ann, d. Hydr. 1906, S. 326 ff. (Seewarte), und 1925, S, 306 (Speerschneider), 
Y Vgl, Speerschneider a. a. O., 8, 307 unten.
	        
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