188 Annalen der Aydrographie und Maritimen Meteorologie, Mai 1926,
Station 120 gleichzeitig vorhandenen zeigt, daß die Gezeitenströmungen sich
in diesen Punkten nicht wesentlich von denen in den Meerengen selbst unter-
scheiden; eine kleine Verspätung in den Extremen zeigt die westliche Station
Nr. 82; an der östlichen Nr. 83 sind die Amplituden deutlich kleiner als an den
Stationen Nr. 82 und 120. Wesentlich anderer Art ist aber die allgemeine
Strömung. Station 82 am Westrand der tiefen Furche der Mittelachse hat an
der Oberfläche (5 m Tiefe) etwa +80 cm sec—1, die tieferen Schichten (40 m) eine
deutliche Abnahme, Station Nr. 83 am Ostrand der Furche hat jedoch schon
—13 em sec —1, also eine gegen Süden gerichtete Strömung (Neerströmung), die
scheinbar bis zum Boden vorhanden ist, Der Teil der Straße östlich des unter-
seeischen Rückens zeigt demnach eine schwache Cthegenströmung, die aber nicht
weit südwärts reichen kann,
Weitere zwei Messungsreihen wurden in den Tagen vom 13.—15, Dezember
1928 und 17,—19. März 1924 in der kleinen Straße von Bab-el-Mandeb ausgeführt
{Nr. 80 und 119), Ein Vergleich mit den in der Hauptstraße vorhandenen
Strömungen zeigt wieder, daß auch hier die Gezeitenströmungen genau denselben
Charakter aufweisen wie dort, daß aber die täglichen Ungleichheiten hier wesent-
lich größer sind; auch eine Verspätung der Extreme um höchstens 1!/, Stunden
scheint vorhanden zu sein.
Die allgemeine Strömung hat in beiden Stationen eine mittlere Geschwindig-
keit von etwa 55 em sec—!, während zu derselben Zeit in der Hauptstraße etwa
80 em see —1 vorhanden waren. Der kleinere Wert trotz des geringen Querschnittes
des kleinen Kanals erklärt sich vielleicht aus der Gegenströmung, die nördlich
Perim zu finden ist, Die allgemeine Strömung hat bis zu 15 m Tiefe dieselbe
Stärke (Bodentiefe etwa 30 m). .
Im südlichen Teil des Roten Meeres wurden weitere Messungsreihen auf vier
Querschnitten ausgeführt, und zwar:
1. Zwischen Assab und Mokha. %. Zwischen Gebel Abayil-—-Khor Ghulei-
fakeh. 3. Zwischen der Insel Zebrayir und Ras Shaks und 4, längs des Breiten-
kreises 16° 50’ N zwischen den Inselgruppen von Dahalak und Farisan,
Eine größere Anzahl von Messungen wurden auch im Kanal südlich von
Massaua vorgenommen. Alle Stationen liegen über geringen Tiefen und sind
deshalb nicht sehr fern von der Küste. . |
Was die Gezeitenströmungen betrifft ist zu bemerken, daß der Charakter
derselben unverändert bleibt bis etwa 16° N, jedoch ist eine Phasenverschiebung
yon etwa 1!/, Stunden vorhanden und die Amplitude der Schwankung nimmt
rasch gegen Norden ab, derart, daß etwas südlich der Inselgruppe Dahalak eine
Knotenlinie vorhanden sein muß, Nördlich derselben ist bei Station 100 eine
schwache Umkehrung der Phase angedeutet,
In den Monaten November bis Mai zeigt der ganze südliche Teil des Roten
Meeres eine allgemeine Strömung, die gegen das Innere desselben gerichtet
ist. Von den hohen Werten in den eigentlichen Meerengen nimmt aber die
Geschwindigkeit rasch ab; nördlich der Seilla-Klippen findet man 26 om sec-)
und südlich von Mokha nur mehr etwa 6 cm sec—1, Stärkere Strömungen fanden
sich nordöstlich von Assab, wo die Inselgruppe eine Ablenkung gegen die Fest-
Jandsküsten hervorzurufen scheint: 50 om sec—1 bei Gebel Abayil und 35 bei
Khor Ghuleifakeh, unweit der arabischen Küste; nördlich davon zeigen sich
Geschwindigkeiten von 35 om sec—l an der Westküste und 25 cm sec —1 an der
Ostküste; im Kanal von Massaua sind ähnliche Werte vorhanden.
Wenn man von den Gezeitenströmungen absieht, ist demnach im ganzen
güdlichen Teil des Roten Meeres die allgemeine Strömung in den oberen Schichten
gegen Norden längs der Achse des Meeres gerichtet; die Strömung ist stets
an der afrikanischen Küste stärker, Die Stromverteilung, die J, Luksch!) auf
Grund der Beobachtungen von Temperatur und Salzgehalt für das Rote Meer
angegeben hat, zeigt eine zyklonische Zirkulation, absteigend längs der West- und
3 J. Luksch, Expedition £. M. Schiff „Pola“ in das Rote Meer; Berichte der Kommission für
Ozeanische Forschungen. Denkschr. der Wiener Akad., Bd, 69, 1901.
Pr