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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Defant, A,: Gezeiten und Gezeitenströmungen im Roten Meer. ! 187 
Gezeitenströmungen betrifft, in ausgezeichneter Weise mit den aus den Tafeln 
für die Zeit der Syzygien des Januar und für die zwölf Stunden nach Hoch- 
wasser in Perim übereinstimmen. Die Schlußfolgerung, die Gedge aus seinen 
Messungsergebnissen zog, daß die Gezeitenströmungen in der Straße von Bab-el- 
Mandeb stets ganztägige sind, entspricht demnach nicht den Tatsachen und ist 
ein aus einer nur kurzen Messungsreihe allzu voreilig gezogener Schluß. Die 
ausführlichen Tabellen, die Vercelli berechnet hat, lassen erkennen, daß zur 
Zeit der Nachtgleichen die täglichen Ungleichheiten am kleinsten zur Zeit der 
Syzygien und am größten zur Zeit der Quadraturen sind. Deshalb kommt zu 
dieser Zeit (Nachtgleichen, Quadraturen) die Gezeitenschwankung durch das 
Zurücktreten der zweiten Halbtagsschwankung einer einfachen ganztägigen 
Schwankung sehr nahe; zur Zeit der Syzygien ist hingegen der Halbtagscharakter 
deutlich ausgebildet, 
Die Zeit der Solstizien hat die größten Ungleichheiten in den Amplituden; 
extreme Werte treten bei den Syzygien, die kleinsten bei den Quadraturen auf; 
doch fast reine Halbtagsschwankungen, wie zur Zeit der Nachtgleichen, treten 
zu dieser Zeit nicht auf, Die Messungen auf der „Stork“ fallen in die Zeit der 
extremen Werte der Ungleichheit, deshalb das fast völlige Verschwinden der 
halbtägigen Schwankung zu dieser Zeit. 
Die Gezeitenströmungen sind einer allgemeinen Strömung überlagert, deren 
mittlere Geschwindigkeit für den Zeitraum der Beobachtungen und für die ver- 
schiedenen Tiefen in Tabelle 1 vor den Konstanten der harmonischen Analyse 
angeführt sind. Diese allgemeine Strömung ist geschichtet: in den obersten 
Schichten ist sie am stärksten, im Durchschnitt von der Größenordnung der 
Gezeitenströmung . und stets gegen Norden gerichtet. In die Tiefe gehend, bleibt 
diese Richtung erhalten, doch nimmt die Geschwindigkeit stetig ab, um im Mittel 
bei 100 m den Wert Null zu erreichen. Darunter ist eine Strömung gegen Süden 
vorhanden mit Geschwindigkeiten, die mit der Tiefe zunehmend in den boden- 
nahen Schichten größere Werte erreichen als die gegen Norden gerichtete Strö- 
mung der Oberflächenschichten. Nur in der neutralen Zone treten die Gezeiten- 
strömungen rein auf, in den oberen und unteren Schichten überwiegt meistens 
die allgemeine Strömung derart, daß die Gezeitenströmungen sich nur durch 
Schwankungen in der Geschwindigkeit, nicht aber in der Richtung der Strömung 
kundtun. Während der einzelnen Messungstage erreichte die allgemeine Strömung 
ihre größten Werte in den ersten Tagen bei sehr starken SO-Winden; mit Nach- 
lassen der Windstärke ließ jedesmal auch die Stärke der allgemeinen Strömung 
nach. Die beobachteten Werte dürften als typisch für die allgemeine Strömung 
der Wintermonate November bis April anzusehen sein. Beim Übergang vom 
Wintermonsun (SO-Winde) zum Sommermonsun (NW-Winde), d. ji. in den Monaten 
Mai und Oktober, dürfte die allgemeine Strömung sehr klein werden, um in den 
Sommermonaten Juni— September eine Richtung gegen Süden, vom Roten Meer 
gegen den Golf von Aden anzunehmen. Messungen zur Feststellung dieser Ver- 
hältnisse konnten keine vorgenommen werden, Als mittlere Geschwindigkeiten 
der allgemeinen Strömung nimmt Vercelli folgende provisorische Werte an: 
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept, Okt, Nov. Dez. 
+80 +80 +50 -+50 0 —30 —50 —50 —30 0 +70 +80 cm sec—L 
März: 80 em sec—1 bei starken Winden, 50 bei schwachem Wind. 
April: von 50 cm sec—1 abnehmend auf Null. ; 
Oktober: rasch zunehmend während des Monats, 
Erst die Zusammenfassung der allgemeinen Strömung und der Gezeiten- 
strömung gibt die effektive Strömung an einer bestimmten Stunde eines Tages, 
In der Straße von Bab-el-Mandeb wurden noch an zwei weiteren Stationen 
(Nr. 82 und 83) Strommessungen ausgeführt und zwar vom 15.—17. Dezember 
östlich von Ras Dumeira und vom 18.—20, Dezember 1923 östlich der früheren 
Station, über dem unterseeischen Rücken, der sich von Perim gegen Nordwesten 
hinzieht. Beide Stationen liegen auf einem Querschnitt etwa 5 Sm nördlich der 
Station mit 15tägigen Beobachtungen (Nr. 120). Ein Vergleich des an diesen 
Stationen ermittelten Verlaufes der Strömungsschwankungen mit den an der
	        
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