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Full text: 54, 1926

Sterneck, R.: Zur Theorie der halbtägigen Gezeiten des Atlantischen Ozeans, 9 
VII. ‚Zerlegung in zwei synchrone Schwingungen, Statt in eine Längs- und 
eine Querschwingung zerlegen wir nun die beobachteten Erscheinungen in zwei 
stehende Schwingungen mit vorgeschriebenen Epochen, als die wir 
wieder 1 und 4h (Greenw.) wählen, 
An jeder. Stelle des Ozeans, an der die Hafenzeit H (Greenw.) und die 
Amplitude # zur Beobachtung gelangt, zerlegen wir die beobachtete Bewegung 
nach der bereits im II. Abschnitt erwähnten Formel: 
400652 (t— H) = 9,008 ZZ (t— 10) + 1008 77 — 40 
Die sämtlichen Einzelschwingungen mit den Amplituden %, bilden eine den 
ganzen Ozean umfassende synchrone stehende Welle, ebenso die Schwin- 
gungen mit den Amplituden %, eine zweite, 
Eine Zerlegung, wie wir sie hier vornehmen, hat zunächst einen rein for- 
malen Charakter. Nicht immer werden sich dabei zwei Schwingungen ergeben, 
die auch jede für sich als selbständige Schwingungen vorkommen könnten, 
Wenn aber z. B. die 1-Schwingung (die in unserem Fall, wie wir sogleich sehen 
werden, eine einfache Längsschwingung ist) für sich allein hydrodynamisch 
möglich ist, so muß es auch die zweite, ° Fig 4 
die 4h.Schwingung sein, weil sie ja die “ 
1h-Schwingung zum tatsächlichen :Be- 
wegungsvorgang ergänzt. 
Die Knotenlinien der 1»-Schwingung 
sind die Isorhachien für 4h und 10h; denn 
wenn %, = 0 ist, beträgt die Hafenzeit an 
der betreffenden Stelle, je nach dem Vor- 
zeichen von 7, entweder 4% oder 10%, Eben- 
so sind die Knotenlinien der 4*-Schwin- 
gung: identisch mit den Stundenlinien 1b 
und 7b, In Fig. 4 sind diese beiden Kurven- 
systeme aus Fig. 1 herausgezeichnet, das 
erstere durch gestrichelte, das letztere 
durch ausgezogene Kurven. 
VIEH. Die 1h-Schwingung. Man ent- 
nimmt der Fig. 4, daß die gestrichelten 
Linien sämtlich senkrecht zur Mittellinie 
des Atlantischen Ozeans verlaufend, un- 
gefähr ein System von Parallelkurven 
bilden. Die 1M-Schwingung ist also 
eine ausgesprochene Längsschwin- 
gung, Sie ist, wie die Rechnungen des 
IIX. Abschnittes (sowie auch Fig. 3) zeigen, 
mit den Beobachtungen längs der ganzen 
Mittellinie in recht gutem Einklang, wenn 
wir eine ihrer Knotenlinien als durch das 
Amphidromiezentrum gehend annehmen, 
Das Auftreten einer solchen Längsschwin- 
gung wird uns verständlich, wenn wir be- 
achten, daß die Einwirkung der Nordsüd- 
komponente der fluterzeugenden Kraft in Ortszeit mit der Epoche 0h bzw. 6b, 
also auf Greenwich reduziert, längs der Mittellinie durchschnittlich mit der Epoche 
ib. bzw. 7h erfolgt. Was die Lage ihrer Knotenlinien betrifft, so hat diejenige, 
die von Frankreich durch das Amphidromiezentrum nach Labrador führt, von 
Island nur einen etwa halb so großen Abstand als von der nächsten quer über 
den Atlantischen Ozean verlaufenden 10b-Linie, Es ist also fast so, als ob der 
Atlantische Ozean bei Island abgeschlossen wäre. Die Amphidromie südöstlich 
von Island hat jedenfalls einen lokalen Charakter; sie ist offenbar durch die ge- 
ringen Meerestiefen in der Umgebung der Färöer, vielleicht auch durch den Zu 
sammenhang mit der Nordsee bedingt. Von Längs- und Querschwingungen des 
Atlantischen Ozeans als solchen kann bei Island jedenfalls nicht mehr die Rede sein. 
Ann. d, Hydr. usw, 1928, Heft 1. 
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