166 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1926.
unmöglich ist. Einegewichtige Warnung für schablonenhaftes Perioden-
suchen, die zur Vorsicht mahnt, angebliche Widerlegungen von be-
haupteten Perioden mit Kritik aufzunehmen!
Aus der bisherigen Arbeit geht zur Genüge hervor, daß die Perioden zwischen
55 und 60 Tagen mit dem Atmungsmechanismus der Atmosphäre zusammenhängen;
sie bilden die wichtigste Atmungswelle in fleckenreichen Jahren. Daraus folgt
weiter, daß ihre lokale, d, h, an einem bestimmten Ort beobachtete Länge mit-
bestimmt sein kann durch meridionale und zonale Verschiebung jener Gebiete auf
der Erde, von denen der jeweilige Wettersturz ausgeht. Die Betrachtung der
Isochronenkarten hat uns ja gezeigt, daß sich diese eigentlichen „Reaktionszentren“
mit der ‚Jahreszeit verschieben. Man bekommt daher für dieselbe Er-
scheinung verschiedene Wellenlängen, je nachdem, ob man sie jedesmal
von ihrem — verschiebbaren — Ausgangspunkt an der Erdoberfläche
mißt oder von Umsturztag zu Umsturztag an einem festen Beobach-
tungsort.
Obwohl die meisten zur 55- bis 60tägigen Periode beitragenden kosmischen
Perioden näher an 60 liegen, ist nach den Fig, 3 und 4 der häufigste Wert näher
an 55. Das weist darauf hin, daß die kürzere Sonnenrotationsdauer den Ausschlag
gibt, Bei genauem Studium der Erscheinung darf man infolgedessen nicht außer
acht lassen, daß sich im Laufe des Jahres die Stellung der Sonnenachse zur Erde
ändert. Im Winter geht der Sonnengleicher durch die scheinbare Sonnenmitte,
Dann ist für unsere Wetterperioden die Rotationsdauer der Flecken in den nied-
rigsten Sonnenbreiten maßgebend, und die Perioden werden, — bei Vorhanden-
sein aktiver Gebiete in der Nähe des Sonnengleichers — infolge ihrer rascheren
Rotation kürzer ausfallen als im Frühjahr. Am 5, März liegt die scheinbare Mitte
der Sonnenscheibe in etwa 7 Grad südlicher Sonnenbreite. Um die Zeit der Äqui-
noktien müssen also die etwas langsamer rotierenden Flecken höherer Breiten an
Einfluß auf das Erdwetter gewinnen, Analog sind die Verhältnisse im Sommer
und Herbst.
3. Interferenzen zwischen Fleckenrhythmen und Mondwirkung.
Es erübrigt noch, die wichtigste Interferenzerscheinung zwischen den flecken-
bedingten Wetterrhythmen näher zu betrachten. Die Kurve Fig. 5A weist ein klares
and auffallendes Minimum bei 280 Tagen auf. Dieses Minimum können wir jetzt
erklären, nachdem wir die Rolle des Mondes bei der Auslösung von Wetterstürzen
kennengelernt haben. Wir haben gesehen, daß jeweils eine bestimmte Phase
des Mondes die Auslösung begünstigt. Da zwischen den Periodenmitten,
für die die Extreme der ausgeglichenen Temperaturkurve charakteristisch waren,
Umsturztage als Wendepunkte der Kurve liegen müssen, so können wir nicht weit
fehlen, wenn wir die aus Fig. 5 abgeleiteten Periodizitäten auch auf Umstürze
anwenden. Gehen wir also vom Tage Null als Umsturztag aus, und ordnen wir
ihm eine bevorzugte Mondphase, z. B. Vollmond, zu, so ergibt sich, daß 280 Tage
nach dem Ausgangsumsturz nie ein Umsturz vorgekommen ist. Woher
kommt das? Zehn synodische Monate sind 295 Tage, d. h. nach 295 Tagen ist
der Mond wieder voll, Der 280, Tag fällt aber 15 Tage früher, also auf Neumond,
Tabelle 10, die wirklich Umsturztage enthält, lehrte uns, daß die Wetterstürze bei
Fleckenreichtum hauptsächlich bei Vollmond ausgelöst, durch Neumond aber ver-
hindert werden. Jenes Ergebnis erhält also durch diese aus ganz anderem
Material abgeleitete Überlegung eine weitere Stütze.
Dasselbe gilt natürlich für den fleckenbedingten Rhythmus von 70 Tagen:
auch er erlischt, sobald er auf die der Ausgangsphase des Mondes entgegengesetzte
Phase fallen würde, Beide Rhythmen leben bei weiterer Annäherung an die Aus-
gangsphase wieder auf.
4. Zusammenfassung.
Der Übergang von der allgemeinen Luftdruckverteilung einer Jahreszeit zur
entgegengesetzten (Winter: Hoch über den Kontinenten, Tief über den Meeren,
Sommer: umgekehrt) vollzieht sich nicht stetig, sondern rhythmisch. Jene Gebiete
der Kontinentalflächen, in welchen der Unterschied zwischen winterlicher Wärme-