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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

Myrbach, O.: Das Atmen der Atmosphäre unter kosmischen Einflüssen, ” 163 
ordentlich überraschend, daß bei Köppens vereinfachter Auszählungsmethode 
und der Zusammenwerfung fleckenarmer und fleckenreicher Jahre zu einem 
Dezenniumswert ein so schöner Zusammenhang bewahrt blieb! Bei niedrigstem 
Dezenniumsmittel der Flecken fällt der tiefste Luftdruck am häufigsten auf die 
Pentade vor Vollmond, bei starker Fleckenbedeckung wird er bis zur Neumond- 
pentade verschoben. 
Ich habe weiter aus Köppens Tabelle den Druckgang einerseits für flecken- 
reiche (Relativzahl über 60), andererseits für fleckenarme Jahrzehnte (unter 40) 
gemittelt und das Ergebnis in Fig. 8 eingetragen. Der Unterschied ist in die Augen 
springend und harmoniert mit dem Resultat der Tabelle 10. ; 
[n den fleckenarmen Jahrzehnten fallen die tiefsten Drucke am häufigsten 
auf die Quadraturen und Maxima auf die Syzygien. Die Häufung von Wetterstürzen 
am Neumondtag in Tabelle 10 ist durch Fig. $ allerdings nicht erklärt. Beachten 
wir aber die bisher nicht erwähnte Tatsache, daß alle Neumondwetterstürze in 
Wien, also auf der Nordhalbkugel, nahezu auf das nördliche Lunistitium fielen, 
so öffnet sich damit ein Weg zum Verständnis. Geht man nämlich nicht — wie 
ich — von den erfolgten Wetterstürzen aus (wodurch eben nur die wetterstürzenden 
Neumonde erfaßt werden), sondern umgekehrt — wie Köppen — von allen Neu- 
monden (wodurch die bei nördlicher und südlicher Deklination in einen Topf 
geworfen werden), so muß bei letzterer Methode offenbar der Einfluß des Neu- 
monds verschwinden, wenn er — wie es der Fall zu sein scheint — nur 
jene Gegenden der Erde erfaßt, die nahe der Verbindungslinie Sonne— 
Mond liegen. 
In fleckenreichen Jahrzehnten erhalten wir eine einfache, klare Welle mit 
dem Minimum zur Vollmondzeit und Maximum zu Neumond. Das stimmt genau 
mit Tabelle 10 überein, denn es ist einleuchtend, daß die Zeit des Druckminimums 
die bevorzugte für Kälteeinbrüche ist, Diese Übereinstimmung der Ergebnisse, 
die von zwei verschiedenen Menschen auf ganz verschiedene Weise und aus ganz 
verschiedenem Material gewonnen wurde, beseitigt wohl jedes mögliche Bedenken, 
daß die Ergebnisse der Tabelle 10 wegen zu geringen Materials bloß zufällige 
gein könnten, 
Mit dieser Feststellung des mittelbaren Einflusses des Mondes auf 
das Wetter nach drei Methoden und mit ganz vrerschiedenem Material 
(Luftdruck und Temperaturstürze) ist nun der Schlußstein gesetzt zu 
dem Aufbau des angestrebten Beweises für ‚die These des NII. Teiles, 
daß die Sonnenflecken nicht nur mittelbar durch Änderung der Ge- 
samtstrahlung das Wetter und den Rhythmus der atmosphärischen 
Atmung beeinflussen, sondern auch unmittelbar durch irgendeine von 
ihnen ausgehende Strahlung, Anders ist nämlich die Tatsache nicht 
zu erklären, daß der Mond zwar einen deutlichen Einfluß auf das 
Wetter ausübt, daß die Art dieser Beeinflussung aber von der Flecken- 
bedeckung der Sonne abhängt. Man kann sich diesen Mondeinfluß 
nicht anders erklären als durch die Annahme, daß der Mond die 
Fleckenstrahlung stört, indem er sie ablenkt und 80 zeitweise eine 
Schirmwirkung auf gewisse Teile der Erde ausübt, zeitweise vielleicht 
die Strahlung auf gewisse Teile hin verdichtet, 
Damit ist nun der meteorologischen Mondforschung der Zukunft der Weg 
gewiesen, den sie zu gehen haben wird, um zu positiven Erfolgen zu kommen. 
Ihre Aufgabe wird es jetzt sein, alle Einflüsse reinlichst zu scheiden, statt sie 
durch den Wahn der „langen Reihen“ zu verwischen, Man darf der Natur keine 
allzu vereinfachten, schablonenhaften Gesetze zumuten, sondern muß ganz vor- 
urteilsfrei lauschen, was sie zu sagen hat. Nur dieser Weg führt rasch zu neuen 
Erkenntnissen. Man wird — auf den Mond angewendet — die Fälle des Voll- 
monds bei nördlicher hoher und niedriger Deklination trennen müssen von denen 
bei südlicher hoher und niedriger Deklination, Man wird unterscheiden müssen 
gleichzeitig Erdnähe und -ferne, man wird nach der Anregung Pettersons!) 
Ann. d. Hrdr. 1914, S. 200,
	        
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