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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1926.
In jeder Gruppe erscheinen drei Zonen größter Häufigkeit von Kälteeinbrüchen,
In fleckenreichen Jahren ist durch größte Häufigkeit vor allen anderen ausgezeichnet
der Tag des Vollmondes, Er allein umfaßt bereits 14 Prozent aller Fälle, 42 Prozent
greignen sich in den acht Tagen um das Erste Viertel, 8 Prozent am Tage vor
dem Letzten Viertel, und die restlichen ‚sind ziemlich gleichmäßig auf die übrigen
Tage verteilt, Besonders hervorzuheben ist, daß nicht nur der Tag des Neu-
monds selbst, sondern auch seine ganze Umgebung im Gegensatz zum Yollmondtag
unternormale Häufigkeit zeigt.
Die Häufungskurve der Temperaturstürze in Jahren der Fleckenminima ent-
spricht ungefähr dem Spiegelbild der Häufigkeit in Maximum-Jahren: vermehrte
Häufung: am Neumondtag und vor dem Letzten Viertel im Gegensatz zum Voll-
mondtag und Erstem Viertel bei Fleckenreichtum,
Aus der Gegensätzlichkeit der Häufigkeitskurven in Tabelle 10 geht
die Tatsache hervor, daß der wichtigste Einfluß des Mondes auf das
Wetter in einer Modifikation des Sonnenfleckeneinflusses durch die
Mondphase besteht. Meines Wissens haben bisher die meisten Forscher den
im Volksglauben fest verwurzelten Mondeinfluß in einer direkten Einwirkung des
Mondes gesucht und dabei natürlich in erster Linie an eine Flutwirkung gedacht.
Das vorliegende Ergebnis ist vollständig unabhängig von einer even.
tuellen Beeinflussung des Wetters durch die fluterzeugende Kraft
des Mondes.
Neben sehr vielen anderen Forschern hat auch Köppen einen Zusammen-
hang zwischen synodischem Monat und Luftdruck gesucht, indem er die Häufig-
keit besonders hohen und tiefen Drucks in den einzelnen Pentaden des synodischen
Monats von 1775 bis 19141) auszählte, Er gibt selbst zu, daß für einzelne Jahr-
zehnte auffallende Mondeinflüsse resultieren, Aus den Widersprüchen zwischen
den verschiedenen Jahrzehnten zieht er aber den Fehlschluß, daß der Mond an
der vermuteten Beherrschung des Wetters vollkommen unschuldig sei. Schon
ein genaues Betrachten seiner Tabelle A zeigt, daß die negativen Vorzeichen in
auffallender Regelmäßigkeit zickzack durch die Tabelle laufen, Wäre Köppen
seiner ersten Spur, einem Zusammenwirken von Sonnen- und Mondeinfluß, ge-
folgt, und hätte für jedes seiner Jahrzehnte auch die Sonnenflecken-Relativzahlen
gemittelt, so hätte er nie zu dem Freispruch für den verteidigten Mond gelangen
können, sondern hätte schon vor zehn Jahren erkennen müssen, daß unser Mond
zwar nicht der Täterschaft wohl aber der Mitschuld an unseren Wetterstürzen
schuldig gesprochen werden Tabelle 11. Häufigkeit besonders hoher und tiefer Lufldruck-
muß. Xch gebe in der neben- werte in Wien (Oktober bis Dezember) im synodisehen Monat
stehenden Tab. 11 Köppens nach Köppen.
Tabelle unter Hinzufügung ——. N Se =
der Fleckenmittel für die De. _FPentade: _' ı | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 {Sonnen-
. & - ecken-
zennien wieder. __Dezennium $ Relatir-
In Figur 6 ist oben der Nr' Jahre zahl
Gang der Fleckenzahl und dar-
unter nach Köppens Tabelle
die Lage des tiefsten Luft-
ärucks im synodischen Monat
dargestellt. Der auffallend
parallele Gang beider Kur-
ven beweist, daß der Ein-
fluß des Mondes auf den
Luftdruck tatsächlich be-
steht, aber von der gleich-
zeitigen Sonnentätigkeit
abhängig ist. Das heißt:
Der Mond übt keinen un-
mittelbaren Einfluß auf den Luftdruck aus, sondern er ändert bloß
den unmittelbaren Einfluß der Fleckentätigkeit der Sonne. Es ist außer-
13 Meteorol. Zeitschr. 1915, 8. 18%