160 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1926.
scheint mit der Erde-Jupiter- Periode zu einer breiten Bande bei 195—200 zu
verschmelzen.
Wir haben jetzt eine neue Kategorie von solaren Rhythmen im Wetter kennen-
gelernt und damit ein zweites Argument für unsere These von der spezifischen
Fleckenwirkung gewonnen. Daß es sich bei diesen planetarisch bedingten Wetter-
rhythmen nicht um einen direkten Einfluß der Planeten auf die Erdatmosphäre
handelt, folgt einerseits daraus, daß sie nur, bzw. vorwiegend, bei Fleckenreichtum
auftreten, anderseits daraus, daß die synodischen Umläufe der Planetenpaare nur
in bezug auf die Sonne „ausgezeichnete“ Konstellationen sind, Nur die synodischen
Umläufe mit der Erde sind auch geozentrische Oppositionen und Konjunktionen
mit der Sonne, bei welchen Sonne, Erde und ein zweiter Planet in einer Geraden
stehen, Da aber die Erzeugung von Wetterrhythmen auch durch diese Kon-
gtellationen bei Fleckenarmut bedeutend seltener ist als bei Fleckenreichtum, so
arscheint mir damit der Beweis erbracht, daß alle Planeten das Erdwetter
nur im Zusammenhang mit der Sonnentätigkeit beeinflussen, sei es,
daß sie — obiger von Kritzinger vertretenen Hypothese gemäß -— die Sonnen-
tätigkeit selbst beeinflussen, sei es, daß sie die Wirkung (Ausstrahlung) der
Sonnenflecken durch Ablenkung verstärken oder schwächen. Die letztere Mög-
lichkeit muß neben der ersteren bezüglich der synodischen Erdumläufe (also für
die Rhythmen von 55-—60, 115 und 200 Tagen) offen bleiben. Sie harmoniert mit
meiner Hypothese der Strahlenablenkung, welche ich zur Erklärung des weiter
unten nachgewiesenen Mondeinflusses heranziehen werde,
Die Superposition beider Einflüsse bei den Zusammenkünften von Sonne,
Erde und zweitem Planeten auf einer Geraden würde die besonders großen
Häufigkeiten der eben erwähnten Rhythmen erklären. Daß sich der Merkur als
sonnennächster Planet hierbei in beiden Wirkungsweisen vor den andern aus.
zeichnen muß, ist selbstverständlich (Rhythmen von 55—60 und 115 Tagen). Ihm
zunächst an Bedeutung käme der erd- und sonnennächste Großplanet Jupiter
mit dem 200tägigen Rhythmus. Alle diese Konstellationen haben wir als „wetter-
stürzend“ kennengelernt.
Als „Temperaturwelle“ hingegen erschien bloß der 70—75tägige Rhythmus,
Das leuchtet nun vollkommen ein, da der synodische Umlauf seiner Erzeuger, der
beiden sonnennächsten Planeten Merkur und Venus, nur die Sonnentätigkeit selbst
modifizieren kann, Alle 72.3 Tage scheint die Vereinigung ihrer Wirkungen auf
die Sonne diese durch vermehrte Fleckenbildung gewissermaßen neu zu heizen,
Einteilung der gefundenen Wetterrhythmen, .
Wir können jetzt eine zusammenfassende Einteilung der gefundenen Wetter-
rhythmen versuchen und kommen dabei zu folgenden Typen, wobei wir die Über-
determiniertheit einiger Rhythmen mitberücksichtigen wollen:
1. „Ungestörte Atmungsrhythmen“: 65 75 90 160.
2. „Verkürzte Atmungsrhythmen“: 60 (3 Merkur-Erde), 70 (} Merkur-Venus),
85 (drei Sonnate), 155,
Wir sehen, daß die „ungestörten Atmungsrhythmen“ gar nicht kosmisch mit-
bedingt, daher offenbar rein terrestrischen Ursprungs sind. Die „verkürzten
Atmungsrhythmen“ dagegen sind mit Ausnahme der 155tägigen durch planetarische
und sonnatliche Perioden mitbedingt, welche nur bei Vorhandensein von Sonnen-
flecken bzw. Aktionsgebieten auf der Sonne durch deren Vermittlung das Wetter
beeinflussen können.
3. „Reine Fleckenrhythmen“. Diesen Typus müssen wir nunmehr in zwei
Unterabteilungen zerlegen, und zwar:
&) „sonnatliche Fleckenrhythmen“: 55—60 (56), 115 (112) = [1 Merkur-Erde,
} Venus-Saturn, 4 Venus-Jupiter], 140, 195 (196), 255 (252);
b} „planetarische Fleckenrhythmen“: 45 „[(44.4) } Merkur-Saturn, (44.9)
} Merkur-Jupiter], 50 (50.3) 4 Merkur-Mars,
Die übrigen planetarischen Rhythmen sind als Überdeterminierungen bereits
unter 2) und 3a) aufgezählt, Unsere rohe Bestimmung der Rhythmenlängen nach
Pentaden gestattet es nicht, feinere Unterschiede zu machen. Durch diese Ein-